Hamburg. Das HSV-Spiel gegen Hannover 96 wird für insgesamt mehr als 30 Minuten unterbrochen. Worum und gegen wen es konkret geht.

Verunglimpfende Proteste gegen Martin Kind, den Geschäftsführer von Hannover 96, haben für eine massive Spielunterbrechung beim Zweitligaspiel des HSV gegen Hannover 96 gesorgt. Anfang der zweiten Halbzeit hing für rund 15 Minuten ein Plakat mit einem Fadenkreuz über dem Gesicht von Kind im Gästeblock.

Zwei weitere Plakate gleicher Natur zeigten die Köpfe der Chefs der beiden letzten verbliebenen Private-Equity-Unternehmen für den angestrebten Investoren-Deal der Deutschen Fußball-Liga (DFL): Alexander Dibelius (CVC) und Stephen Schwarzman (Blackstone).

Fadenkreuz-Skandal bei HSV – Hannover

Mit dieser Aktion haben die Anhänger von Hannover 96 eine Grenze überschritten. Bislang hatten sich die Proteste auf Würfe von Tennisbällen und Schokoladentalern sowie Zitronen beschränkt. Nun aber haben die Ultras der Niedersachsen die Eskalationstufe erhöht.

"Ich gehe mit, die Stimme zu erheben und zu protestieren. Was heute passiert ist, davon distanziere ich mich. Das hat in Fußballstadien nichts zu suchen. Fairer Protest ist okay, alles andere bitte nicht mehr in unseren Stadien", sagte 96-Trainer Stefan Leitl. Auch HSV-Profi Immanuel Pherai fand klare Worte: "Das war zu viel und geht nicht."

Auf einem weiteren Spruchband drohten die Gästefans mit Spielabbrüchen sowie „personifizierten Gewaltandrohungen“ – vorausgesetzt die DFL geht nicht auf die Forderung der Ultragruppierungen in ganz Deutschland ein.

Fan-Skandal beim HSV: Worum es den Ultras geht

Die aktiven Fanszenen fordern eine sofortige und transparente Neuabstimmung über den möglichen Investorendeal, von dem sich die DFL eine Milliarde Euro für die Beteiligung von acht Prozent der TV-Vermarktung über die nächsten 20 Jahre erhofft. Nachdem die 36 Erst- und Zweitligisten sich zunächst dagegen ausgesprochen hatten, wurde der Weg für konkrete Verhandlungen mit einem Investor bei einer neuen Abstimmung freigemacht. Die Ultras kritisieren, dass so lange abgestimmt wurde, bis den Bossen der DFL das Ergebnis passte.

Zudem liegt die Vermutung nah, dass Martin Kind entgegen der Anweisung seines Muttervereins Hannover 96 für einen Investoreneinstieg stimmte. Laut den Ultras liege damit ein Verstoß gegen die 50+1-Regel vor, juristische Klarheit herrscht allerdings noch nicht. Bei der Abstimmung kam mit 24 Ja-Stimmen gerade so eine nötige Zweidrittelmehrheit zustande – vermutlich dank der Stimme Kinds.

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Nach insgesamt 23 Minuten kamen beide Mannschaften, die von Schiedsrichter Sören Storks zwischenzeitlich für mehr als 10 Minuten in die Kabine geschickt worden waren, zurück auf den Platz im Volksparkstadion. Nach mehr als 30 Minuten Unterbrechung wurde die Partie wieder angepfiffen. Zuvor waren alle drei Fadenkreuz-Plakate abgehängt worden. „Bei weiteren Aktionen wird das Spiel nicht wieder angepfiffen. Es droht der Abpfiff des Spiels“, kündigte ein Stadionsprecher an.

Auch HSV-Stürmer Robert Glatzel äußerte sich nach dem Spiel. „Es ist nicht schön, sowas zu sehen. Ich verstehe den Unmut der Fans, aber das geht einen Tick zu weit. Die Fans fühlen sich wahrscheinlich hilflos, wissen nicht anders weiter. Aber das ist auch nicht die Lösung", sagte der Hamburger Profi. "Ich hoffe, dass sowas nicht mehr vorkommt und man einen Schritt aufeinander zu machen kann. Da gehören beide Seiten dazu.“