Hamburg. Darum krachte es mit dem Sponsor. HanseMerkus-Vorstand Bussert nimmt erstmals Stellung. Die Hintergründe über Wüstefeld, Kühne, Jansen.

Eric Bussert ist schlagfertig. „Hauptpartner und Anteilseigner: Darum ist die HanseMerkur eine umfassende Partnerschaft mit dem HSV eingegangen“, heißt das Thema, zu dem der Vorstand der Versicherung am Donnerstagmittag ausführlich auf der Spobis, der großen Sport-Wirtschafts-Messe im CCH, Auskunft geben will. Doch als erste Frage muss Bussert zunächst einmal beantworten, warum er eigentlich Fan von Borussia Mönchengladbach ist.

Er sei im Rheinland aufgewachsen, da hätte man als Kind gar keine andere Chance gehabt als Fan von Gladbach oder dem 1. FC Köln zu werden, antwortet Bussert – und schiebt schnell ein großes „Aber“ hinterher: „Aber ich bin seit 27 Jahren in Hamburg, seitdem natürlich auch Fan vom HSV – und als Partner mit der HanseMerkur sowieso.“

Bussert über Partnerschaft zwischen HSV und HanseMerkur

Bussert, die HanseMerkur und der HSV. Es ist ein Thema, das seit zwei Jahren immer wieder Schlagzeilen macht. Zum einen, weil die Hamburger Versicherung, die schon seit vielen Jahren mit dem HSV partnerschaftlich verbunden ist, seit der Saison 2022/23 Hauptsponsor des Clubs ist. Zum anderen, weil es trotz dieser guten Nachricht für den Club immer wieder sehr lautstarke Nebengeräusch gegeben hat.

Von diesen Nebengeräuschen ist aber zunächst im gut gefüllten Raum X im CCH nichts zu hören. Bussert spricht von „einer tollen Partnerschaft“, stolzen Mitarbeitern und großartigen Erfolgen, die sein Arbeitgeber dank des HSV feiern konnte. Die HanseMerkur sei zu Beginn der Partnerschaft die 15.-bekannteste Versicherung Deutschlands gewesen, nun sei man auf Platz sechs. In Fußballdeutsch heißt das: Von der Abstiegszone in die Europa League.

HanseMerkur hat ihre KPIs durch HSV-Partnerschaft erreicht

Im Businessdeutsch heißt das: Die KPIs (die Schlüsselkennzahlen, die Red.) wurden erreicht. „Wir wollten durch das Sponsoring unsere Markenziele erreichen und unsere Bekanntschaft steigern“, sagt Bussert. „Diese Ziele gingen voll auf. In Summe macht es mir richtig Spaß mit dem HSV.“

Doch das ist nur die halbe KPI-Wahrheit. Spätestens seit HSV-Präsident Marcell Jansen im Zusammenspiel mit Ex-HSV-Multifunktionär Thomas Wüstefeld Bussert für den HSV-Aufsichtsrat gewinnen wollte, knirschte es immer wieder zwischen Hauptsponsor und Club.

Aufsichtsratswahl: Bussert fiel vor zwei Jahren durch den Beirat

Seinerzeit fiel Bussert nach einem Vorstoß des Präsidiums durch den Beirat. Nach Abendblatt-Informationen hatte sich lediglich Beirat Mike Schwerdtfeger für die Idee, den Hauptsponsor mit einem Kontrollgremiumsposten auszustatten, erwärmen können. Und aus dem leisen Knirschen wurde nun sogar ein lautstarkes Krachen.

Hauptgrund für den Ärger, der sich bei der vergangenen Hauptversammlung deutlich breitmachte (Abendblatt berichtete) war die – zuvor nicht abgesprochene – Anteilsübernahme der HanseMerkur von Wüstefelds CaLeJo GmbH. Denn bevor die HanseMerkur die Anteile von Wüstefeld abgekauft hat, soll auch der HSV-Vorstand mit der HanseMerkur in losen Gesprächen über die Finanzen gewesen sein.

Hat der HSV der HanseMerkur den Kühne-Deal angeboten?

Dabei soll der HSV seinem Sponsor den gleichen Deal wie Anteileigner Klaus-Michael Kühne angeboten haben. Dieser hatte für 30 Millionen Euro eine sogenannte Wandelanleihe gezeichnet.

Der HSV-Kühne-Deal in Kurzform: Sollten sich die HSV-Mitglieder in Kürze für eine Rechtsformänderung entscheiden, würde das Kühne-Darlehen in einer KGaA automatisch in rund acht Prozent HSV-Anteile gewandelt.

Kühne müsste 64 Euro pro Aktie zahlen

Genauso sollen es die HSV-Verantwortlichen auch ihrem Hauptsponsor vorgeschlagen haben – zum gleichen Kaufpreis wie bei Kühne. Dieser betrug 64 Euro pro Aktie. Von Seiten der HanseMerkur werden konkrete Gespräche über eine Wandelanleihe allerdings dementiert.

Das Problem: Wüstefeld hat seine Anteile für deutlich weniger an die HanseMerkur verkauft. Der im Volkspark ungeliebte Ex-HSV-Multifunktionär hält die ursprüngliche Bewertung von 64 Euro pro Aktie, für die auch er Anteile von Kühne gekauft hatte, mittlerweile für unangemessen und hatte bereits mehrfach angekündigt, sogar juristische Schritte einzuleiten.

Bussert verweist auf Verschwiegenheitsklausel

Nach Abendblatt-Informationen soll Wüstefeld seine HSV-Anteile (6,77 Prozent) der HanseMerkur nun für 49 Euro pro Aktie abgetreten haben. Auf Nachfrage betont Bussert am Donnerstag, dass er konkrete Summen aufgrund der Verschwiegenheitsklausel zwischen Wüstefeld und der HanseMerkur nicht kommentieren könne.

Dabei dachten zunächst viele, dass man beim HSV glücklich über das Ende Wüstefelds beim HSV sein dürfte. Doch zum einen ärgerten sich die HSV-Verantwortlichen darüber, dass sie vorab weder vom umtriebigen Unternehmer noch von der HanseMerkur und auch nicht von HSV-Präsident Marcell Jansen, der zu beiden noch immer einen engen Draht pflegen soll, über den Deal informiert wurden.

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Und zum anderen war man nach Abendblatt-Informationen auch über den angeblichen Kaufpreis verstimmt. Der Hintergrund: Die HSV-Verantwortlichen haben die Befürchtung, dass in den Bemühungen, weitere strategische Partner nach einer möglichen Rechtsformänderung zu finden, der Wüstefeld-HanseMerkur-Deal den erhofften Preis kaputt machen könnte.

Denn selbst wenn sich die Mitglieder tatsächlich für eine KGaA entscheiden, wäre das einzunehmende Geld endlich. Der Club könnte nur noch knapp 18 Prozent verkaufen, weil in der Satzung eine Obergrenze von 50 Prozent verankert werden soll. Dem Vernehmen nach hofft der HSV – bei einer Bewertung von 64 Euro pro Aktie – auf Einnahmen von 120 bis 130 Millionen Euro.

Wegen HanseMerkur: Kleinaktionäre drohten mit Rückzug

So war es wenig verwunderlich, dass die Vorstände Jonas Boldt und Eric Huwer in der vergangenen Hauptversammlung ihre Skepsis im Hinblick auf den Wüstefeld-HanseMerkur-Deal deutlich artikulierten. Auch die Kleinaktionäre machten ihrem Ärger Luft und drohten sogar, durch den Einstieg der HanseMerkur ihre Anteile zu verkaufen.

Als Bussert am Donnerstag auf der Spobis-Bühne gefragt wird, wie denn eigentlich genau der Anteilskauf abgelaufen sei, weicht der sonst so schlagfertige Rheinländer aus. Sei das ein Deal zwischen Eric (Bussert) und Eric (Huwer) gewesen, fragt die Moderation. „Das erzähle ich immer nicht so wahnsinnig gerne auf offener Bühne“, antwortet der Bussert-Eric.

Auch HanseMerkur-Vorstand Bussert weiß vom HSV-Unmut

Denn natürlich hat auch er die Protokolle der Hauptversammlung gelesen. Auch ihm ist der Unmut des Vorstands bekannt. Und auch er kennt den Groll der anderen Gesellschafter. „Eine Partnerschaft ist wie eine Ehe“, sagt Bussert deswegen.

Da gibt es gute Tage. Und schlechte Tage. Und manchmal, das sagt er nicht, muss eine Ehe eben auch geschieden werden.