Hamburg. Marco Klewenhagen spricht über den neuen Branchentreff in Hamburg, über die HanseMerkur, Kühne und warum es im Volkspark rumort.

Marco Klewenhagen ist flexibel. Das bewies der Chef von Europas größter Sportbusinessmesse Spobis, die an diesem Mittwoch und Donnerstag in Hamburg stattfindet, bereits beim Hinweg in die Abendblattredaktion am frühen Montagmorgen. Weil die Bauern wieder einmal Hamburgs Innenstadt lahmlegten, reiste Klewenhagen mit öffentlichen Verkehrsmitteln an.

„Genau so etwas wünscht sich natürlich kein Veranstalter. Aber ich bin sehr froh, dass die Bauern rechtzeitig vor unserem Spobis durch sind und auch die Bahnen wieder fahren“, sagt der gebürtige Hamburger, als er endlich beim Abendblatt am Großen Burstah angekommen ist.

Spobischef Klewenhagen lobt HSV-Finanzen

Dass Spobis-Chef Klewenhagen einer der versiertesten Kenner des Fußballbusiness ist, wird beim Podcast „HSV – wir müssen reden“ schnell deutlich. Der Familienvater schüttelt die wirtschaftlichen Kennzahlen des HSV aus dem Ärmel, zeigt Respekt vor der Umsatzentwicklung, der finanziellen Performance und den Erlösen aus dem Marketingbereich.

„Wirtschaftlich ist der HSV besser denn je aufgestellt“, sagt Klewenhagen, der es bei der Lobhudelei aber auf keinen Fall belassen will. „Der HSV hat kein Umsatzproblem. Aber sportlich konnte man den Ansprüchen zuletzt nicht gerecht werden“, sagt der Unternehmer.

Klewenhagen: HSV ist Spektakel, aber auch Harakiri

Natürlich habe auch er am Wochenende die Tore beim 3:4 gegen den Karlsruher SC gesehen. „Das war der HSV, wie man ihn kennt“, so Klewenhagen. Vorne hui, hinten pfui. „Meine Herren, so viele Gegentore bei einem Heimspiel gegen den KSC.“ Er könne einfach nicht verstehen, warum man – ohne das entsprechende Spielermaterial – einen derartigen Fußball spielen lässt. „So ist der HSV Spektakel, aber eben auch Harakiri.“

Zu stark will Klewenhagen allerdings nicht am Trainerstuhl von Tim Walter sägen. „Von Taktik habe ich nicht so viel Ahnung.“ Von Finanzen, Business und Marketing dagegen umso mehr. Weil der HSV auf der Einnahmenseite überperformt und – zumindest in der Zweiten Liga – kaum noch Wachstumsmöglichkeiten habe, sei es aus Klewenhagens Sicht sehr nachvollziehbar, dass man sich nun auch über die Rechtsform noch mal größere Gedanken macht.

Am Dienstag informiert HSV über Rechtsformänderung

An diesem Dienstag (ab 18.30 Uhr) will das HSV-Präsidium im Haus des Sports die eigenen Mitglieder noch einmal über den aktuellen Stand der Debatte informieren. Und nicht nur für Klewenhagen ist es nur logisch, dass man sich verstärkt darüber Gedanken macht, die AG in eine KGaA umzuwandeln.

„Wenn der HSV eine Aktie wäre, dann müsste man jetzt einsteigen“, sagt Klewenhagen, der daran erinnert, dass der große Vorteil einer Kommanditgesellschaft auf Aktien sei, dass Anteilseigner zwar Anteile kaufen könnten, dabei aber kein Mitspracherecht hätten. Bestes Positivbeispiel hierfür sei Borussia Dortmund. „So hast du die Möglichkeiten, einfach über Anteilsverkäufe attraktivere Investoren einzusammeln.“

HSV-Diskussionen um Hauptsponsor Hansemerkur

Doch der HSV wäre nicht der HSV, wenn es nicht auch bei dieser Diskussion um den Einstieg von strategischen Partnern hinter den Kulissen brodelt. So hat natürlich auch Klewenhagen mitbekommen, dass es rund um den Anteilskauf von Hauptsponsor HanseMerkur riesige Diskussionen im Volkspark gegeben hat (Abendbatt berichtete).

„Das Einzige, was mir wieder aufgefallen ist, dass der Vorgang mindestens mal nicht glücklich kommuniziert wurde. Dadurch rumorte es. Und dann bekommt so ein Thema, das vielleicht total gut ist für den Club, eine Schieflage“, moniert Klewenhagen. „Das ist tatsächlich unverständlich von allen Beteiligten.“

Klewenhagen wirbt um Versachlichung bei Investorendebatte

Kommunikation ist alles, sagt man ja oft. Doch auch abseits des HSV könnte man laut Klewenhagen im Fußball besser kommunizieren. Aktuellstes Beispiel: ein möglicher Investoreneinstieg in der Bundesliga. „Ich würde eine Versachlichung der Debatte begrüßen“, sagt Klewenhagen, der weiß, dass er sich mit dieser Meinung vor allem bei der aktiven Fanszene keine Freunde macht.

Auch am Wochenende wurde wieder in den Stadien gegen Investoren in der Bundesliga protestiert, die Ultras – auch beim HSV – verweigerten in den ersten Minuten die Unterstützung ihrer Mannschaft. „Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Ultras nur ein bis zwei Prozent der Mitglieder ausmachen“, sagt Klewenhagen. Er finde es respektlos, dass andere Anhänger als Fans zweiter Klasse wahrgenommen werden.

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Er selbst vertritt eine andere Meinung als die Ultras und ist offen für einen Investoreneinstieg: „Ich verstehe, dass viele Clubs mit dem Status quo nicht zufrieden sind. Um auf hohem Niveau international konkurrenzfähig zu bleiben, muss die Liga neue Märkte erobern.“

Über all das wird Klewenhagen auch im Rahmen des Spobis am Mittwoch und Donnerstag sprechen – unter anderem im Gespräch mit Dortmunds Hans-Joachim Watzke auf der Bühne. Neben dem DFB-Vizepräsidenten haben auch Uefa-Präsident Aleksander Čeferin, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Adidas-Chef Björn Gulden als Gesprächspartner zugesagt.

Spobis-Chef: HSV ist der FC Bayern der 2. Liga

Und der HSV? „Die werden natürlich auch sehr gut auf dem Spobis vertreten sein“, sagt Klewenhagen. Die Vorstände Jonas Boldt und Eric Huwer haben zugesagt, genauso wie Präsident Marcell Jansen. „Momentan ist der HSV ja so etwas wie der FC Bayern der Zweiten Liga“, sagt Klewenhagen, der nach eigener Aussage aber nichts dagegen hätte, wenn beim nächsten Hamburg-Spobis im kommenden Jahr Bayern und der HSV dann auch gerne wieder in der gleichen Liga spielen würden.

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