Hamburg. Als Chef des Magazins “Sponsors“ organisiert Marco Klewenhagen Europas wichtigste Sportbusiness-Messe.

In den Tagen vor dem größten, wichtigsten und aufwendigsten Firmenevent des Jahres muss die Hektik natürlich groß sein. Alles fliegt durcheinander, ständig klingelt das Telefon, und immer wieder fällt jemandem ein, dass man noch etwas ganz Wichtiges vergessen hat. Das wäre wahrscheinlich der Normalfall.

Der Unnormalfall heißt Marco Klewenhagen. Der Herausgeber und Chefredakteur des Fachmagazins „Sponsors“ empfängt gelassen in den Redaktionsräumen in Bahrenfeld, fragt, ob man einen Kaffee trinken wolle und besteht darauf, auf das formale „Sie“ zu verzichten: „Wir duzen uns, oder?“

An diesem Dienstag und Mittwoch findet in Düsseldorf der jährlich von „Sponsors“ und Klewenhagen organisierte Spobis statt, das mittlerweile größte Sportbusiness-Event Europas. 3500 Teilnehmer, elf Bühnen, 1400 Quadratmeter Expo-Fläche, 2,2 Milliarden Mediakontakte. An der Schnittstelle zwischen Profisport und Wirtschaft ist es der vielleicht wichtigste Termin. „Wenn eine Veranstaltung sich über 20 Jahre immer wieder bestätigt, zeigt das einfach die Erfolgsgeschichte“, sagt DFB-Manager Oliver Bierhoff. Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke lobt: „Das ist sicherlich die interessanteste Veranstaltung, die es in diesem Bereich in Europa gibt.“

32 fest angestellte Mitarbeiter

Und Spobis-Chef Klewenhagen? Sitzt an seinem Hamburger Schreibtisch, erzählt entspannt von seiner Zeit als Au-pair in Kalifornien („Ich habe am Strand auf Kinder aufgepasst. Überragend!“), über HSV-Investor Klaus-Michael Kühne („Herr Kühne ist Fluch und Segen zugleich für den HSV.“) und seine Anfänge beim Branchenmagazin „Sponsors“: „Ich war Chefkoch auf einem Ein-Mann-Boot“, sagt der gebürtige Bergedorfer, der vor mehr als 20 Jahren bei dem Sport-Wirtschafts-Fachmagazin angefangen hat. Damals? „40 Seiten schwarz-weiß, alles in Times New Roman, Schriftgröße 20, damit man schnell die Seiten voll bekommt.“

Heute arbeiten 32 fest angestellte Mitarbeiter in den großzügigen Lofts an der Theodorstraße. Man fühlt sich wie in so einem typischen Facebook-Google-Amazon-Büro. Viele junge Menschen, keine Krawatten. Viel offener Raum, wenig geschlossene Runden. In der Mitarbeiter-Küche hängt ein überdimensionales Michael-Jordan-Poster, in Klewenhagens Büro sind gerahmte Schwarzweißbilder der Größten der Großen: Tiger Woods, Michael Jordan, Pelé, Muhammad Ali. Dazu noch ein großes Bild vom Deutschland-Achter mit dem gerahmten Norbert-Galeske-Motivationsspruch: „Die Oberschenkel brennen jetzt wie Feuer, der Körper will nicht mehr, aber ihr müsst noch, Jungs.“

Gesamte Branche ist vereint

Die Köpfe der „Sponsors“-Redaktion brennen nicht, aber sie rauchen. „Der Spobis ist unser Leuchtturm. Er ist mittlerweile das Größte, was es auf diesem Markt im Sportbusiness gibt“, sagt Klewenhagen, der bei aller Gelassenheit kein Hehl daraus macht, dass es am Dienstag und Mittwoch in Düsseldorf rundgehen wird: „Die Spobis-Tage sind für uns Großkampftage. Die gesamte Branche kommt ja an diesen zweieinhalb Tagen an einem Ort zusammen.“

Als Speaker zugesagt haben nahezu alle Chefs der großen Fußballclubs: Bayerns Karl-Heinz Rummenigge, Dortmunds Watzke, Eintracht Frankfurts Fredi Bobic, Herthas Michael Preetz, Schalkes Christian Heidel. Dazu kommen Branchengrößen wie Eurosport-Experte Matthias Sammer, VW-Marketingchef Jochen Sengpiehl, Facebook-Global-Sports-Chef Peter Hutton oder der spanische La-Liga-Direktor Enrique Moreno. Red Bull ist vertreten, Vice, DAZN, Spotify, Microsoft. Es gibt große Gesprächsrunden und kleine Vorträge wie den von Ex-HSV-Torhüter René Adler: Wie ich mich auf meine Karriere nach der Karriere vorbereite.

Die Karriere nach der Karriere braucht Marco Klewenhagen nicht. „Da mir seit geraumer Zeit das Unternehmen mit gehört, ist es wohl so, dass ,Sponsors‘ mein erster und mein letzter Job sein wird“, sagt der Familienvater. „Ich kann mir kaum vorstellen, als Angestellter noch einmal woanders zu arbeiten.“

Deutlicher Schub

Dabei hätte sein eigener Karriereweg durchaus auch Vortragspotenzial. Klewenhagen fing im Februar ‘98 als Jungredakteur beim Mainzer Edit Line Verlag an, stieg Jahr für Jahr die Karriereleiter hinauf und schaffte es dann sogar, Seniorchef Manfred Schlösser davon zu überzeugen, dass er mit der gesamten Redaktion zurück nach Hamburg umziehen durfte. „Ich gehöre nun mal zu diesen Hamburgern, die Hamburg ziemlich toll finden.“

Parallel zu „Sponsors“ wuchs auch der Spobis, der vor mehr als 20 Jahren noch ein kleiner Kongress parallel zur ISPO Messe in München war. „Sponsors ist mit der Branche gewachsen“, sagt Klewenhagen. „Und als verrückte Dinge wie das Internet dazukamen, hat uns das noch einmal einen deutlichen Schub gegeben.“ Klewenhagen lacht. „Ich kann mich noch an die Frage erinnern: Müssen wir wirklich ins Internet?“

Woche mit viel Händeschütteln

Sie mussten. Und er musste. Nicht nur ins Internet. Sondern mit der Familie nach Blankenese. „Ich muss zugeben: Als Bergedorfer hatte ich immer Vorurteile gegen die Elbvororte. Die waren falsch.“

Und was macht einer wie er, wenn der Spobis vorbei ist und am Donnerstagabend auf dem traditionellen After-Spobis-Abend auch das letzte Altbier getrunken ist? Weiterreisen. Zum Wiesbadener Ball des Sports am Sonnabend. Da gilt es natürlich auch, gesund zu bleiben. Nicht immer einfach. Wenn Marco Klewenhagen die kommenden Tage in nur einem Satz zusammenfassen soll, fällt ihm vor allem eines ein: „Eine Woche mit ganz viel Händeschütteln.“