Hamburg. Unschöner Vorfall auf der Nordtribüne hat eine traurige Vorgeschichte. Wie der HSV reagieren will und wie sich Fans positionieren.

Das riesige Banner des HSV Supporters Club hat seinen festen Platz auf der Nordtribüne im Volksparkstadion und ist normalerweise unantastbar. Beim Heimspiel des HSV am vergangenen Freitag gegen Fortuna Düsseldorf (1:0) erlitt das Transparent jedoch einen Schönheitsfleck, der nun für mächtig Ärger innerhalb der Fanszene und des Vereins sorgt.

Denn das C von „Club“ wurde von einer schwarzen Flagge überdeckt, die eine Aufschrift des rechtsextremen früheren HSV-Fanclubs „Die Löwen“ zeigt (siehe Tweet unten).

HSV: Nazi-Fan-Banner hat Vorgeschichte

Die Gruppierung, die inzwischen keinen offiziellen Charakter mehr hat, erinnert an dunkelste Zeiten aus den 1980er-Jahren mit rechtsradikalen Vorfällen beim HSV. So sind „Die Löwen“ für den Tod von Adrian Maleika, einem Fußballfan von Werder Bremen, verantwortlich. Hooligans hatten den Hamburger 1982 auf dem Weg zum DFB-Pokalspiel zwischen dem HSV und Werder erst mit einem Stein am Kopf getroffen und dann auf ihn eingetreten, sodass er einen Tag später seinen Verletzungen erlag.

Maleika, der nur 16 Jahre alt wurde, war das erste Todesopfer von Fangewalt in der Bundesliga. Anlässlich seines 40. Todestages wurde seiner vor ziemlich genau einem Jahr mit einer Gedenktafel am Volksparkstadion gedacht. Damit wird dauerhaft an die Tragödie erinnert, wofür sich vor allem der Supporters Club starkgemacht hatte.

Man muss diese Vorgeschichte kennen, um zu verstehen, warum die „Löwen“-Flagge über dem Banner der mit 75.000 Mitgliedern größten HSV-Fanorganisation 41 Jahre nach Maleikas Tod einer üblen Provokation gleichkommt.

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HSV will mit Nazi-Hooligans sprechen

Da die Flagge nicht gegen die Stadionordnung verstößt, war sie am Freitag nicht abgehängt worden. Ohnehin entschied sich der HSV gegen diese Maßnahme, um die Situation auf den Rängen nicht eskalieren zu lassen. Stattdessen setzt der Club nun gemeinsam mit den Supporters auf einen Dialog mit den Störern, damit sich der Vorfall nicht wiederholt.

Ob die rechtsextremen „Löwen“, die nicht dauerhaft aus dem Stadion verbannt werden können, weil sie offiziell keine kriminelle Vereinigung bilden, diesem Wunsch nachkommen, darf bezweifelt werden. Bilder vom 19. August zeigen, wie ihre schwarze Flagge bereits beim Heimspiel gegen Hertha BSC das Supporters-Banner überdeckt hatte.

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Zuvor waren die Rechten, die nur noch einzeln über verschiedene Blöcke den Volkspark betreten, jahrelang nicht mehr negativ in Erscheinung getreten. Welche Pläne sie nun im Volksparkstadion verfolgen, ist nicht bekannt. Klar ist nur eins: die Rechtsextremen sind unerwünscht.