Hamburg. HSV zeigt gegen Düsseldorf die richtige Reaktion, was auch an Walters Maßnahmen lag. Wie der Effekt nachhaltig werden soll.

Tim Walter sah schon glücklicher aus nach Siegen seiner Mannschaft. Der Trainer des HSV wirkte entschlossen, als er das Podium im Presseraum des Volksparkstadions betrat. Als wollte er eine Botschaft verkünden. Ein Eindruck, der sich verfestigte, als der 47-Jährigen den knappen, aber verdienten 1:0-Heimsieg gegen Aufstiegsrivale Fortuna Düsseldorf analysierte.

„Wir waren sehr, sehr diszipliniert und endlich die aktivere Mannschaft. Wir waren bereit, Dinge zu machen. Das erwarte ich von meiner Mannschaft und das ist auch der Maßstab“, sagte Walter, der bei den jüngsten Niederlagen gegen die beiden Aufsteiger Elversberg und Osnabrück (je 1:2) von seinen Spielern im Stich gelassen worden war.

HSV: Walter bekämpft Zufriedenheit

Der Schock, besonders über die Minusleistung von Osnabrück, als die Hamburger nicht bereit waren, läuferisch und kämpferisch dagegenzuhalten, scheint noch immer tief zu sitzen beim ehrgeizigen Trainer, der unter der Woche seine Spieler mit Strafeinheiten zum Laufen gebracht hatte.

„Wir haben sehr intensiv trainiert, das hatten wir auch verdient. Ich war die letzten Minuten völlig am Ende, andere auch noch“, sagte Mittelfeldspieler Jonas Meffert, der nun hoffe, nicht jede Woche so hart trainieren zu müssen. Ein Wunsch, den Walter allerdings gar nicht gern hörte, wie er unmissverständlich klarstellte. „Das ist immer ein subjektives Empfinden der Spieler. Wenn es für sie hart ist, dann sollten sie etwas ändern.“

Spätestens jetzt wurde sie klar: Walters Botschaft an die Spieler, aber auch den gesamten HSV. Nach dem guten Saisonstart und Heimsiegen gegen die Bundesliga-Absteiger Hertha (3:0) und Schalke (5:3) wirkten die Profis selbstzufrieden. Ein Einstellungsproblem, das sich in den Duellen gegen vermeintlich kleinere Mannschaften prompt rächte.

HSV vor Gradmesser in Wiesbaden

„Wir haben zweimal richtig auf die Fresse bekommen“, sagte Torjäger Robert Glatzel. „Die Reaktion gegen einen direkten Konkurrenten war enorm wichtig.“ Allerdings waren die HSV-Profis in Heimspielen gegen direkte Konkurrenten auch schon in der Vergangenheit bis auf die Haarspitzen motiviert. Das Problem, das Walter weiterhin bekämpfen will, ist die fehlende Bereitschaft in Auswärtsspielen gegen Außenseiter.

So dürfte die kommende Aufgabe bei Wehen Wiesbaden, einem weiteren Aufsteiger, eher als Gradmesser dienen als das Düsseldorf-Spiel. Es wird wohl erst nach dieser Partie klar sein, ob Walter mit seiner härteren Gangart für einen nachhaltigen Effekt beim HSV sorgen kann.

„Wenn wir gewinnen, ist immer alles normal. Darum versuchen wir, die Normalität hochzuhalten“, antwortete der HSV-Coach, als er mit ebenjener These konfrontiert wurde. „Heute freuen wir uns einfach über drei Punkte, weil wir uns diese richtig verdient haben. Über alles andere reden wir nach unserem freien Tag.“

HSV-Profis folgen Walter

Auf dem Pressepodium hatte Walter dagegen noch nicht fertig geredet. Denn der HSV-Coach hatte noch eine weitere Botschaft mitzuteilen: Die Zeit der Lobhudeleien einzelner Spieler scheint ebenfalls beendet zu sein. Nicht einmal Matchwinner Laszlo Benes, der gegen Düsseldorf nicht nur wegen seines herausgeholten und selber verwandelten Elfmeters überzeugte, erhielt ein Sonderlob.

„Er war definitiv besser als in den letzten Wochen“, lautete Walters vielsagende Reaktion auf die Leistung des Slowaken. Die Auftritte gegen Elversberg und Osnabrück scheinen dem Trainer nachhaltig im Hinterkopf geblieben zu sein. Eine Selbstzufriedenheit, wie sie möglicherweise auch bei Benes nach einem starken Saisonbeginn zu beobachten war, soll sich nach dem Sieg gegen Düsseldorf nicht erneut in die Kabine einschleichen. Das scheinen auch die Spieler verinnerlicht zu haben.

„Ich gehe davon aus, dass uns die Ausgangslage in Wiesbaden nach den beiden zuletzt verlorenen Spielen noch bewusster ist. Es darf keine Überraschungen mehr geben, das ist uns bewusst“, sagt Glatzel. „Es gibt keine Ausreden mehr, wir wissen von Anfang an, was gefordert ist.“ Eine Aussage, der nun nur noch Taten folgen müssen.