Hamburg. Für Anhänger des HSV und FC St. Pauli wird es immer schwieriger, bei Heimspielen dabei zu sein. Welche Lösung gibt es?
Wer bei Fans des HSV und des FC St. Pauli nach etwaigen Gemeinsamkeiten sucht, findet neben der Liebe zu ihrem Verein und der – vorsichtig ausgedrückt – gegenseitigen Abneigung nicht allzu viel. Eines aber eint die Anhänger doch, sofern sie nicht zu den Glücklichen zählen, die sich irgendwann einmal eine Dauerkarte gesichert haben und diese nun Jahr für Jahr verlängern.
Es wird immer schwieriger, eine Eintrittskarte für ein Heimspiel im Volksparkstadion und im Millerntor-Stadion zu ergattern. Ein Problem, das in diesen Tagen kurz vor Beginn der neuen Zweitligasaison besonders deutlich wird.
HSV und St. Pauli: Das Ticket-Problem
Selbstredend sind die ersten Heimspiele des HSV und des FC St. Pauli in der an diesem Wochenende beginnenden Spielzeit längst ausverkauft. Ein Umstand, der nicht nur an den attraktiven Gegnern liegt. An diesem Freitag gastiert der FC Schalke 04 im Volkspark (20.30 Uhr), eine Woche später tritt Fortuna Düsseldorf am Millerntor an (Sonnabend, 13 Uhr). Auch für die folgenden Heimspiele rechnen beide Clubs mit einem ausverkauften Haus.
Welche Chancen gibt es also überhaupt, für eine Partie einer der beiden Vereine in Hamburg Karten zu bekommen? Einfach eine Stunde vor Anpfiff an die Tageskasse zu gehen und sich ein Ticket zu kaufen, ist jedenfalls in aller Regel ein völlig aussichtsloses Unterfangen. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die heiße Ware Tickets.
Wie können Interessierte eine Eintrittskarte für ein Heimspiel kaufen?
Beim FC St. Pauli können Tickets grundsätzlich nur über den Onlineshop (www.ticket-onlineshop.com/ols/fcstpauli/de) oder telefonisch (0180 699 7719) bestellt werden. Nur in Ausnahmefällen ist ein Ticketkauf direkt beim Kartencenter in der Südtribüne des Millerntor-Stadions möglich.
Ähnlich verhält es sich auch beim HSV, der neben dem Onlineshop (www.ticket-onlineshop.com/ols/hsv) auch Tickets über das Service-Center am Volksparkstadion direkt neben dem Fanrestaurant „Die Raute“ oder telefonisch (040 4155 1887) verkauft.
Wann beginnt der Kartenverkauf?
Frühestens kurz nach Bekanntgabe des exakten Spieltermins durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) starten beide Hamburger Clubs ihren Ticketverkauf. „Wir versuchen den Verkauf für ein Heimspiel drei bis vier Wochen vorher zu starten. Das kann aber in beide Richtungen variieren“, teilt der FC St. Pauli mit, der den Vorverkaufsbeginn wie der HSV jeweils auf seiner Homepage sowie die sozialen Medien kommuniziert.
Konkret beginnt der Vorverkauf für St. Paulis zweites Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg (27. August) an diesem Donnerstag (27. Juli) um 11 Uhr – und zwar zunächst nur für Mitglieder. Für die weiteren Heimspiele können noch keine Tickets erworben werden.
Der HSV strebt einen Vorverkaufsstart circa vier bis sechs Wochen vor der jeweiligen Partie an. Da das Schalke-Spiel binnen einer Stunde ausverkauft war und für das dritte Heimspiel gegen Hansa Rostock (3. September) noch keine Tickets angeboten werden, sind momentan nur wenige Restkarten gegen Hertha BSC (19. August) erhältlich.
Wer hat Vorrechte beim Ticketkauf?
Beim HSV gilt folgende Reihenfolge: Erst dürfen sich die offiziellen Fanclubs bedienen, einen Tag später sind die Mitglieder an der Reihe und frühestens zwei weitere Tage danach startet der freie Verkauf, sofern es dann noch Karten gibt. Da dem HSV inzwischen mehr als 97.000 Mitglieder angehören, reicht dieser Status längst nicht mehr aus, um eines der begehrten Tickets zu ergattern.
Gegen Schalke sind beispielsweise mehrere interessierte Mitglieder leer ausgegangen. Da sich dieses Problem bereits im Laufe der Rückrunde angedeutet hatte, erreichen den Club täglich sieben bis zehn neue Fanclub-Anmeldungen. Einer der Gründe für diese Entwicklung ist das damit verbundene Vorrecht auf Tickets. Auch die Zahl der Mitglieder ist seit dem Nichtaufstieg überproportional um Tausende gestiegen.
Etwas anders sieht die Situation beim FC St. Pauli aus, bei dem die rund 35.000 Mitglieder gleichermaßen ein Vorkaufsrecht genießen. Zum Spiel gegen Magdeburg (27. August) müssen diese bis spätestens 1. Juni in den Verein eingetreten sein, um davon Gebrauch zu machen. Damit soll ein kurzfristiger Vereinseintritt nur zum Zweck des Kartenkaufs vermieden werden. Ein Mitglied kann maximal zwei Karten pro Spiel kaufen. Mitglieder, die auch bereits eine Dauerkarte besitzen, können jeweils nur eine Tageskarte zusätzlich erwerben.
In der Regel 24 Stunden nach den Mitgliedern erhalten auch Bestandskunden die Möglichkeit, Einzelkarten zu kaufen. Erst wenn danach noch nicht alle Tickets abgesetzt sind, gibt es einen freien Verkauf. Gegen Magdeburg ist ein solcher bisher nicht vorgesehen.
Wie viele Dauerkarten wurden verkauft?
Nachdem 24.000 Dauerkarten für die normalen Zuschauerränge sowie den VIP-Bereich an die Fans veräußert wurden, stoppte der HSV seinen Dauerkartenverkauf. Ohne diese Maßnahme hätten die Hamburger noch einige Tausend mehr verkaufen können.
Damit verhindert der Club, dass nur noch Dauerkarteninhaber Eintritt ins Stadion erhalten. Zugleich wahrt sich der HSV die Chance, die restlichen Karten bei Topspielen teurer zu verkaufen, um mehr Einnahmen zu generieren. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Preise zwischen 8,5 Prozent für einen Platz auf der Nordtribüne (218 Euro) und 12,6 Prozent für ein Abo auf der Haupttribüne (762 Euro) erhöht.
Der FC St. Pauli hat 15.700 Dauerkarten inklusive der Fankurventickets Süd sowie weitere 3700 Saisonpakete (Einzelkarten für alle 17 Punktspiele) abgesetzt. Dieses Limit hat sich der Verein selbst gesetzt, um überhaupt noch Tageskarten anbieten zu können.
Wie viele Tageskarten stehen pro Spiel zur Verfügung?
Im Volksparkstadion sind es 27.300 Plätze. Eine Situation, von der Fans des FC St. Pauli nur träumen können. Der Kiezclub kann nur rund 3000 Tageskarten im Millerntor-Stadion anbieten, wenn der Gastverein sein Kontingent ausschöpft.
Wie viele Karten sind jeweils für die Anhänger der Gästeclubs reserviert?
Die DFL schreibt vor, dass zehn Prozent des Fassungsvermögens des Stadions den Anhängern des Gastvereins zur Verfügung gestellt werden müssen. Beim FC St. Pauli sind dies knapp 3000 Karten, da das Millerntor-Stadion über 29.546 Plätze verfügt. Beim größeren Volksparkstadion können Gastvereine 5700 Tickets unter ihren Anhängern aufteilen.
Was geschieht mit den Tickets, wenn der Gastverein sein Kontingent nicht ausschöpft?
Da der Gästeblock auf der Nordtribüne des Millerntor-Stadions durch Versetzen des Zauns zum Heimbereich verkleinert werden kann, können in diesem Fall die von den Gästefans nicht genutzten Plätze in der Woche vor dem Spiel noch einmal in den freien Verkauf gegeben werden. Beim HSV ist eine solche Maßnahme nicht möglich, weshalb der Gästeblock im Fall der Fälle nicht komplett besetzt ist.
Wie können VIP-Tickets erworben werden?
Beide Hamburger Vereine haben ein eigenes Online-Portal für die Business Seats. Im Millerntor-Stadion stehen 2930 dieser VIP-Plätze (Einzelpreis 250 Euro) zur Verfügung (www.ticket-onlineshop.com/ols/vip-fcstpauli/de). Beim HSV kostet ein Business Seat 357 Euro, gegen Hertha sind noch nicht alle Plätze vergriffen (www.hsv.official-vip.com).
Können Fans ein Ticket kaufen, das jemand anderes nicht nutzen kann?
Ja, diese Chance gibt es bei beiden Zweitligisten – und zwar ganz legal. Ticketinhaber können sich an den HSV wenden, wenn ein Stadionbesuch nicht möglich ist und die Karten zurückgegeben werden müssen. Dieser Service kann bis einen Tag vor dem jeweiligen Spiel in Anspruch genommen werden. Die entsprechende Karte ist anschließend wieder im Ticketshop erhältlich, weshalb es sich für Interessierte lohnen kann nachzusehen, ob ursprünglich verkaufte Tickets wieder im Angebot sind.
Damit verhindert der HSV, dass die Einzelkarten zu einem teureren Preis privat weiterverkauft werden. Ticketbörsen, wie sie früher vom Supporters Club und später vom Verein betrieben worden war, gibt es inzwischen nicht mehr.
Beim FC St. Pauli dürfen gekaufte Tickets direkt an eine andere Person weitergegeben werden. Allerdings nur zu einem angemessenen Preis, wie der Verein betont. Zum anderen hat der Kiezclub seit nunmehr fünf Jahren einen offiziellen Ticket-Zweitmarkt in Kooperation mit Eventim Sports eingerichtet, wo Ticketinhaber auf potenzielle Käufer treffen.
Bei ausverkauften Spielen können Interessierte bis kurz vor dem Anpfiff ein Ticket von anderen Fans erwerben. Wer noch eine Karte sucht, für den empfiehlt es sich, auch noch in den Tagen vor einem Spiel immer einmal wieder in diesen Ticket-Zweitmarkt hineinzuschauen.
Wie stehen die Vereine zu Plattformen wie Viagogo, wo Karten zu teilweise horrenden Preisen angeboten werden?
Ein Verkauf über die berüchtigten Anbieter Viagogo und eBay-Kleinanzeigen ist gemäß der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) beider Vereine verboten. Diese Entscheidung wurde bereits durch mehrere Gerichtsurteile bestätigt. Offiziell wird als Hauptgrund dieser Maßnahme genannt, dass Viagogo nicht prüfe, ob es sich beim Verkauf um eine Ticketfälschung handele, da es keine Rücksprache mit dem Veranstalter (HSV, FC St. Pauli) gebe.
Fliegt ein Verkäufer auf, gibt es Post von HSV-Anwälten. Diese fordern eine Vertragsstrafe in Höhe von 500 Euro. Hinzu kommen Anwaltskosten in ähnlicher Höhe, sodass überführte Schwarzmarktverkäufer mit Kosten von rund 1000 Euro rechnen müssen. Das vom HSV stornierte Ticket geht zurück in den Ticketshop. Vor jedem Heimspiel kommt es zu mehreren Hundert solcher Fälle.
Welches Recht HSV-Fans neu ist
Wenn der Zweitmarktdeal nicht auffliegen sollte, kann der Käufer den illegalen Deal bis zu einen Tag vor dem Spiel beim HSV melden. Nachteile gibt in diesem Fall nicht. Um Einlass am Spieltag zu gewähren, storniert der HSV das Ticket, ehe der Käufer im Anschluss den Originalpreis für seinen zuvor illegal erworbenen Platz zahlt. Somit wird der Kauf legal. „Wir würden nie eine Karte stornieren und den Fan, der sich vor einem Spieltag meldet, im Regen stehenlassen“, sagte Ticketchef Kai Voerste vor Kurzem dem Abendblatt.
Auch der FC St. Pauli hat zu dieser Thematik eine klare Haltung und schreibt in den Informationen zum Ticketkauf: „Ein Weiterverkauf von Tickets über nicht autorisierte Plattformen wie beispielsweise Viagogo ist nicht gestattet und hat in der Regel zur Folge, dass entsprechende Karten für den Einlass in das Stadion gesperrt und Vertragsstrafen verhängt werden. Wer Tickets auf nicht autorisierten Plattformen kauft, erwirbt damit möglicherweise kein Zutrittsrecht zum Stadion und muss davon ausgehen, am Eingang abgewiesen zu werden.“
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Gibt es Eintrittskarten in digitaler Form?
Der FC St. Pauli und der HSV bieten ein digitales Ticket für alle Kategorien sowie die VIP-Bereiche an. Dieses kann sowohl auf das Smartphone geladen als auch selbst ausgedruckt (print@home) werden.
Beim HSV besteht auch die Option eines digitalen Tickets für das Wallet. Aus Sicherheitsgründen, wie es seitens des Clubs heißt, sind lediglich die Stehplatzbereiche von der digitalen Lösung ausgenommen . Zu dieser Saison neu eingeführt beim HSV wurden auch digitale Dauerkarten für die VIP-Bereiche.
Was kostet ein Heimspielticket?
Je nach Lage im Stadion kostet ein Sitzplatz im Millerntor-Stadion für Erwachsene zwischen 29 und 44 Euro. Die Stehplätze kosten 13 oder 15 Euro. Diese Preise sind gegen jeden Gegner einheitlich.
Der HSV legt seine Preise für jedes Heimspiel einzeln fest, eine Unterteilung in Kategorien, wie bei anderen Clubs, gibt es nicht. Dadurch variieren die aufgerufenen Summen teilweise extrem. In der vergangenen Saison hatten die Preise für das Derby gegen St. Pauli für Ärger gesorgt, als in der teuersten Kategorie die magische 100-Euro-Marke gekratzt wurde. Stehplätze auf der Nordtribüne waren zwar für 18 Euro erhältlich, ein Platz auf der Haupttribüne kostete aber bis zu 99 Euro.
Die aktive Fanszene protestierte anschließend mit Bannern, auf denen „Fußball muss bezahlbar sein“ stand, gefolgt von der Forderung „Ticketpreise senken“ sowie Anfeindungen gegen die Verantwortlichen, die sich „schämen“ sollten. Auch in der Zukunft ist mit Protesten dieser Art zu rechnen, denn der HSV hat nicht vor, seine Preise zu senken. Immerhin: Teurer sollen die Tickets auch nicht werden.