Hamburg. Das Ende der unendlichen Jatta-Geschichte. Zuletzt hatte das Amtsgericht sogar seine Akte verloren. Wird HSV-Profi nun Deutscher?

Kurz bevor am Dienstagnachmittag das Training des HSV losging, erhielt Bakery Jatta noch einen Anruf. Einen Anruf, auf den der Gambier seit dreieinhalb Jahren gewartet hat. Jattas Berater Efe Aktas überbrachte die gute Nachricht, die kurz zuvor ihr gemeinsamer Anwalt Thomas Bliwier per Mail vom Landgericht Altona erhielt.

„Beschluss“ steht über dem beurkundeten Formular (liegt dem Abendblatt vor), in dem der entscheidende Satz ein wenig weiter unten steht: „Das Verfahren wird hinsichtlich des Angeklagten Bakery Jatta gemäß § 153a StPO endgültig eingestellt.“

Mit anderen Worten: Die unendliche Geschichte rund um die angezweifelte Identität von Bakery Jatta hat damit doch ein Ende gefunden. Und zwar aus Jattas Sicht ein Happy End.

Bakery Jatta strebt Einbürgerung an

„Nun ist gerichtlich festgestellt, was wir immer gesagt haben: Baka ist unschuldig. Er hat sich nie strafbar gemacht“, bestätigte Anwalt Bliwier den Beschluss im Gespräch mit dem Abendblatt. „Es hat sehr lange gedauert. Das hat Baka sehr belastet. Vor allem auch die rassistischen Anfeindungen aus Teilen der Medien.“

Zur Erinnerung: Losgetreten wurde die Jatta-Lawine am 7. August 2019, als die „Sport Bild“ auf ihrem Titel fragte: „Spielt HSV-Star Jatta mit falscher Identität?“ Der damals kolportierte Verdacht: Jatta heiße in Wahrheit Bakary Daffeh und sei am 6. November 1995 geboren – und nicht am 6. Juni 1998. Am Folgetag titelte die „Bild“-Zeitung: „Jatta drohen fünf Jahre Haft und die Abschiebung.“

Nach vielen weiteren Schlagzeilen und Mutmaßungen endet der Fall Jatta nun. Das Verfahren ist endgültig eingestellt – und es kann auch nicht wieder eröffnet werden. Und was die Abschiebung betrifft: Nach Abendblatt-Informationen strebt der HSV-Profi nun sogar die deutsche Staatsbürgerschaft an.

Steuerzahler muss für teures Jatta-Gutachten zahlen

Das war auch der Grund, warum sich Jatta mit der Staatsanwaltschaft darauf verständigt hat, das Verfahren wegen geringer Schuld einzustellen. Damit verbunden ist eine Geldauflage, die vom HSV-Profi bereits gezahlt wurde. Der Hintergrund: Jatta soll bei seiner Einreise den Namen seiner Mutter zweimal unterschiedlich angegeben haben. Die Verfahrenskosten, die vor allem durch ein kostspieliges, bei der Uni Freiburg in Auftrag gegebenes Gutachten erheblich sind, trägt weiter die Staatskasse.

Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass das Verfahren in dieser Woche – also zwischen den beiden Spielen gegen den 1. FC Nürnberg (3:0) am vergangenen Wochenende und beim Karlsruher SC am kommenden Sonntag – eingestellt wurde. So waren es die Nürnberger, die noch am selben Tag, an dem 2019 die „Sport Bild“-Geschichte erschien, Protest gegen den damaligen 4:0-Sieg des HSV eingelegt hatten und damit eine regelrechte Protestwelle in Gang setzten.

Nach dem Club unternahmen auch Bochum und eben Karlsruhe juristische Schritte gegen den HSV, mit denen sie aber scheiterten. Besonders in Erinnerung bleibt die Partie in Karlsruhe, wo Jatta zweieinhalb Wochen nach dem „Sport Bild“-Bericht 45 Minuten lang ausgepfiffen und rassistisch beschimpft wurde. Die Quittung: Der HSV gewann 4:2 – und will das auch diesmal mit Jatta in der Startelf wiederholen.

Bakery Jatta: Akte ging verloren

Für eine zusätzliche Kuriosität in der Causa Jatta sorgte das Amtsgericht Altona. Denn eigentlich sollte das Verfahren bereits vor etwas mehr als einem Monat eingestellt werden. Doch der offizielle Vollzug haperte daran, dass die Akte verloren gegangen war. Nachdem das Amtsgericht die wochenlange Suche nach der Akte einstellte, wurde schließlich eine neue aus der Digitalakte erstellt. Und so konnte das Verfahren gegen Jatta doch noch eingestellt werden.

Schlusswort von HSV-Vorstand Jonas Boldt: „Baka ist Baka – das stand für uns nie in Frage.“