Hamburg. Auch gegen Regensburg kommen wieder 50.000 Zuschauer in den Volkspark. Wie der HSV mit den Mehreinnahmen plant.

Die wichtigste Zahl für den HSV verkündete Pressesprecher Philipp Langer am Freitagnachmittag gleich zu Beginn der offiziellen Pressekonferenz. Rund 49.000 Zuschauer werden für das Heimspiel am Sonntag gegen Jahn Regensburg erwartet. Eine Zahl, die viele Bundesligisten neidisch macht. Und über die sich vor allem Eric Huwer freuen kann.

Der Finanzdirektor des HSV ist nach dem Rücktritt von Vorstand Thomas Wüstefeld aktuell hauptverantwortlich für die wirtschaftliche Lage des Clubs. In der kommenden Woche werden Huwer und der HSV den Jahresabschluss zum 30. Juni 2022 veröffentlichen. Erstmals seit zwölf Jahren kann der Club wieder ein ausgeglichenes Ergebnis präsentieren.

Die schwarze Null ist ein Verdienst des Sports, der durch das Erreichen des Halbfinals im DFB-Pokal und der Relegation ungeplante Millioneneinnahmen generieren konnte. Aber vor allem auch ein Verdienst der Fans, die dem HSV durch das ungebrochene Interesse die Kassen füllen. Auch am Sonntag bescheren die Anhänger dem HSV wieder Einnahmen von rund einer Million Euro.

HSV zieht seine Fans an – dank Walter

Zum Vergleich: Vor einem Jahr kamen im November zum Heimspiel gegen Jahn Regensburg 23.505 Fans – Ludovit Reis erzielte das Tor des Tages –, obwohl die Vollauslastung des Volksparks bereits wieder möglich war. Vor Beginn der Corona-Pandemie kamen zum letzten Heimspiel 41.317 Zuschauer – auch damals ging es gegen Regensburg. Wer also gedacht hätte, dass dem HSV im fünften Jahr Zweite Liga oder durch Hobbyverlagerungen während der Corona-Krise die Fans davonlaufen, sollte sich täuschen.

Vor einem Jahr sahen 23.505 Fans das Tor von HSV-Profi Ludovit Reis gegen Regensburg.
Vor einem Jahr sahen 23.505 Fans das Tor von HSV-Profi Ludovit Reis gegen Regensburg. © WITTERS | TimGroothuis

Der aktuelle Schnitt von 49.869 Zuschauern pro Spiel liegt nur knapp unter dem Schnitt der bislang letzten Bundesligasaison 2017/18 (50.768) und sogar über dem ersten Jahr in der Zweiten Liga (48.989). Und das in Zeiten, in denen die Menschen noch mehr auf ihr Geld achten als zuvor.

Ein Grund dafür ist zum einen der Fußball, den Trainer Tim Walter spielen lässt. Unterhaltung ist mit dem HSV unter Walter eigentlich immer garantiert – auch wenn es insbesondere in den Heimspielen zuletzt nicht immer erfolgreich war.

„Wir haben es geschafft, die Menschen hier in Hamburg zu begeistern und mitzunehmen“, sagte Walter am Freitagnachmittag. „Wir sind offen, wir sind nahbar. Wir sind einer von ihnen. Das spüren sie. Deswegen kommen sie auch gerne ins Stadion. Das macht uns und ihnen Spaß.“ Walters Plan für das Wochenende: „Jetzt wollen wir nur noch mehr Tore schießen und weniger kassieren. Schauen wir mal, dass wir das schon am Sonntag tun.“

HSV-Fans helfen bei der Stadionsanierung

Die Treue seiner Fans hilft dem Club auch hinsichtlich der gerade erst begonnenen Sanierung des Volksparkstadions für die EM 2024. Vor der Saison plante der HSV mit einem Zuschauerschnitt von 28.000. Kann der laufende Schnitt bis zum Saisonende gehalten werden – was angesichts attraktiver Heimspiele in der Rückrunde gegen St. Pauli, Bielefeld oder Hannover durchaus realistisch ist – würde das für den HSV Mehreinnahmen von rund fünf Millionen Euro bedeuten. Geld, das der Club auch für die Sanierung des Stadions gut gebrauchen könnte.

Nach Abendblatt-Informationen blieb der von Wüstefeld kalkulierte Schnitt hinter den Kulissen des HSV aber nicht lange bestehen. Schon in der ersten Quartalsplanung wurde die Prognose auf rund 40.000 angehoben und entsprechend auch auf dem Transfermarkt investiert. Und trotzdem liegt der aktuelle Schnitt noch immer deutlich über den erwarteten Zahlen. Ein siebenstelliger Gewinn könnte bei gleichbleibenden Zuschauereinnahmen dann auch in die Stadionsanierung fließen.

Der Fokus liegt beim HSV allerdings weiterhin in der Stärkung des Kaders. Weil der Club auch für das laufende Geschäftsjahr wieder ein ausgeglichenes Haushaltsergebnis erwartet, könnte Sportvorstand Jonas Boldt in der Winterpause noch eine Sturmalternative zu Robert Glatzel verpflichten.

Kühne attackiert Jansen frontal

Bis dahin beschäftigt den Club aber vor allem die Neubesetzung des Aufsichtsrats. Noch immer ist sich das Präsidium um Marcell Jansen, Michael Papenfuß und Bernd Wehmeyer nicht einig, ob Banker Hans-Walter Peters weiterhin im siebenköpfigen Kontrollgremium bleiben soll.

Im großen Abendblatt-Interview macht sich Investor Klaus-Michael Kühne für den Finanzexperten Peters stark, der ihn einst selbst an den HSV herangeführt habe. Zudem macht Kühne klar, dass er sich eine Vereinsführung ohne Jansen wünscht. Jansen, der am Freitag 37 Jahre alt wurde, will Peters eigentlich durch HanseMerkur-Vorstand Eric Bussert ersetzen. Doch auch über diese Personalie konnte sich das Präsidium bislang nicht einigen.

HSV: Huwer übernimmt Konzept für Stadion-Sanierung

Einig sind sich dagegen alle Verantwortlichen, dass Finanzdirektor Huwer weiterhin für gute Geschäftszahlen sorgen soll. Nach dem Abgang des langjährigen Finanzvorstandes Frank Wettstein im Januar und dem Rücktritt von Wüstefeld Ende September kümmert sich der 38-Jährige selbst um die Finanzierung der Sanierungsarbeiten am Volksparkstadion.

Nicht nur wegen der hohen Zuschauereinnahmen sieht es derzeit danach aus, dass der HSV den Großteil des Geldes aus eigenen Mitteln stemmen kann – zumindest mal die Kosten für die Beschallungsanlage und das Flutlicht, möglicherweise aber auch für die Erneuerung der Dachmembran.

Als großer Kostenpunkt bliebe dann noch die Sanierung der Sanitäranlagen im Volksparkstadion. In den Gesprächen mit der Uefa könnte sich der HSV mit dem Ausrichter der Europameisterschaft 2024 aber noch darauf verständigen, alternative Anlagen zu errichten.

HSV sucht 10 Millionen Euro fürs Stadion

Rund zehn Millionen Euro dürfte der HSV daher noch durch eine externe Finanzierung benötigen, um alle Kosten zu stemmen. Die gute Nachricht: Die Kreditlinie von 18 Millionen Euro hat der Club noch nicht in Anspruch genommen, und auch auf dem Bankkonto ist noch Geld da.

Die Erweiterung des Schuldscheindarlehens oder gar eine neue Fananleihe sind daher aktuell kein Thema. Der HSV ist glücklich, wenn die Fans weiterhin so zahlreich ins Volksparkstadion kommen.

Die wichtigsten Zahlen des Wochenendes für den HSV sollen dann am Sonntagnachmittag auf der Anzeigetafel leuchten: Ein Heimsieg und weiterhin ein Platz unter den Top zwei der Liga.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

  • HSV: Heuer Fernandes – Mikelbrencis, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Bénes – Königsdörffer, Glatzel, Dompé.
  • Regensburg: Stojanovic – Faber, Thalhammer, Elvedi, Günther – Idrizi, Viet – Mees, Caliskaner, Makridis – Albers.
  • Ransford Königsdörffer (21) wurde genau wie der an den KSC verliehene Stephan Am­brosius (23) in den vorläufigen 55-Mann-Kader Ghanas für die WM in Katar berufen.