Hamburg. Nur fünf deutsche Vereine verzeichnen einen höheren Zuschauerschnitt als der HSV. Dabei ist die Heimbilanz ernüchternd.

FC Barcelona und AC Mailand, Tottenham Hotspur und Olympique Marseille, Manchester City und Borussia Dortmund: In der Reihe dieser klangvollen Namen sähe sich der HSV noch immer nur zu gern. Die Realität ist eine andere: Die Hamburger spielen seit 2018 nur noch zweitklassig.

Doch für einen Moment, genauer: für 90 Minuten durfte sich der HSV so fühlen, als gehöre er immer noch zu den besten Adressen im Fußballs. Das Spiel gegen den 1. FC Magdeburg (2:3) gehörte zu den zehn bestbesuchten des vorvergangenen Wochenendes in ganz Europa. Das haben die Statistiker des Portals „Die falsche 9“ errechnet.

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55.304 Fans waren ins Volksparkstadion gekommen. Gegen einen Aufsteiger. Mehr als zu Manchester City (gegen Brighton & Hove), nur etwas weniger als zu Olympique Marseille (gegen Lens).

Für die 2. Bundesliga fühlt sich der HSV im Grunde schon seit dem Abstieg 2018 eine Nummer zu groß (an). Doch obwohl es seitdem sportlich noch erfolgreichere Saisonstarts gab, scheint die Lust auf den Volkspark so groß zu sein noch nie in der 2. Bundesliga.

Zu den bisherigen sieben Heimspielen kamen durchschnittlich 49.869 Fans – mehr als in der ersten Zweitligasaison (48.889). Selbst der Zweitliga-Rekord des VfB Stuttgart aus der Saison 2019/20 (durchschnittlich 51.657 Fans bis Pandemie-Beginn) erscheint nicht außer Reichweite.

HSV boomt: Nur fünf Erstligisten verzeichnen mehr Fans

Nur fünf Vereine in Deutschland verzeichnen aktuell einen höheren Zuschauerschnitt – und die spielen (zumindest der Liga nach) allesamt erstklassig: Dortmund (80.977), FC Bayern (75.000), Schalke (61.252), Mönchengladbach (51.088) und Eintracht Frankfurt (50.171). Namhafte Bundesligisten wie Köln (49.667), Hertha BSC (48.021), Stuttgart (46.221), Leipzig (44.827) und Nordrivale Werder Bremen (41.533) liegen in der Gunst hinter dem HSV.

Noch beeindruckender sind die Auswärtszahlen. In fremden Stadien wird der HSV laut „Fussballmafia.de“ in dieser Saison durchschnittlich von mehr als 6000 Fans angefeuert, nur Schalke (7000) erfährt mehr Unterstützung.

Mit dem Ende der Corona-Beschränkungen allein lässt sich das nicht erklären. Für Trainer Tim Walter ist die Sache klar: Es liegt an der attraktiv-offensiven Spielweise. „Die Jungs geben Gas und versprühen Freude. Dieser Funke springt auf die Zuschauer über“, sagt der Trainer. Tatsächlich hat seine Mannschaft von den ersten 14 Spielen acht gewonnen, drei mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison.

HSV: Diskrepanz zwischen Fanzuspruch und Ertrag

Die Heimbilanz allerdings ist ernüchternd: Drei Siegen stehen drei Niederlagen gegenüber, gegen Aufsteiger Kaiserslautern gab es ein Unentschieden.

Doch selbst die heraufziehende Rezession scheint dem Zuschauer-Boom beim HSV nichts anhaben zu können. Selbst No-Name-Gegner füllen das Volksparkstadion. Für das kommende Heimspiel gegen Jahn Regensburg am Sonntag (13.30 Uhr/Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) sind bereits mehr als 45.000 Karten verkauft.

Damit wird auch dieses Duell eine größere Kulisse haben als bei der Premiere 2018. Damals sahen 44.716 größtenteils entsetzte Fans, wie der HSV 0:5 unterging. Das wäre dem FC Barcelona und Manchester City sicher nicht passiert.