Hamburg. HSV-Aufsichtsrat versäumt es, dringende Fragen zu klären. Dafür wird viel über eine heikle Frage zu Ex-Vorstand Wüstefeld diskutiert.
Es war bereits spät am Donnerstagabend, als die mit Spannung erwartete Aufsichtsratssitzung des HSV im Campus beendet wurde. Erst gegen 23 Uhr machten sich die Kontrolleure auf den Heimweg aus dem Volkspark. Und klar war nach stundenlangen Gesprächen eigentlich nur eines: dass weiterhin nichts klar ist.
Die umstrittene Neubesetzung des Gremiums? Wurde vertagt. Die intern in die Kritik geratene Verbindung einer Firma von Präsident Marcell Jansen mit Hauptsponsor HanseMerkur? Wurde umschifft. Die erhoffte Aufklärung um den zurückgetretenen Ex-Vorstand Thomas Wüstefeld? Wurde abgelehnt.
Statt die Dinge, die seit Tagen den ganzen Verein zu lähmen scheinen, offen und transparent zu besprechen, einigte man sich darauf, dass man sich vorerst nicht einigt. All die kontroversen Themen sollen nun auf der nächsten Sitzung, die für Mitte November avisiert wurde, geregelt werden. Vielleicht. Möglicherweise. Eventuell.
HSV erwartet zweite schwarze Null – trotz oder dank Wüstefeld?
So ganz ohne gute Nachrichten wollte man aber auch nicht in die Nacht enteilen. Gute Nachricht Nummer eins: Die seit Monaten kolportierte schwarze Null für das abgelaufene Geschäftsjahr ist nun offiziell. Und gute Nachricht Nummer zwei: Auch im laufenden Geschäftsjahr hoffen die Offiziellen, erneut einen positiven Geschäftsabschluss präsentieren zu können.
Allerdings wäre der HSV nicht der HSV, wenn es nicht auch über diese guten Nachrichten noch Streit geben würde. So wurde innerhalb des Kontrollgremiums erneut kontrovers darüber diskutiert, ob tatsächlich der zurückgetretene Ex-Vorstand Thomas Wüstefeld für die ordentliche Wirtschaftsbilanz verantwortlich ist. Oder: ob es die guten Zahlen nicht wegen, sondern trotz der Wüstefeld-Zeit gibt.
Zweifel an Wüstefelds Doktortitel: Bekommt der HSV ein Haftungsproblem?
Apropos Wüstefeld: Wer gehofft hatte, dass die interne Aufarbeitung um all die Ungereimtheiten des Unternehmers durch Andreas Peters, der den Aufsichtsrat nach der nächsten Hauptversammlung verlassen wird, transparente Ergebnisse liefern würde, der wurde enttäuscht. Trotz Wüstefelds mehrfacher Ankündigung, Beweise für seine angezweifelten Titel zu liefern, bleiben die Zweifel groß.
So groß sogar, dass man sich innerhalb des Kontrollgremiums mittlerweile sogar die Frage stellt, ob der HSV vor Haftungsproblemen stehen könnte, wenn Wüstefeld möglicherweise Dokumente mit seinem Doktortitel unterschrieben hat.
HSV-Vorstand Boldt: keine Beweise für Fehlverhalten
Bewegung gibt es nur im zweiten Untersuchungsausschuss des Rats. So sollen Kontrolleur Detlef Dinsel und die für rund 100.000 Euro beauftragte Kanzlei Latham & Watkins weiter eifrig dabei sein, nach Beweisen für ein Fehlverhalten von Vorstand Jonas Boldt rund um den 23,5-Millionen-Euro-Deal mit der Stadt zu fahnden.
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Wirklich Justiziables hat man aber offenbar noch nicht gefunden. Genauso wenig wie eine finale Finanzierungslösung für die Stadionsanierung. Und so gilt für diese Kontroverse das Gleiche wie für alle HSV-Themen: Fortsetzung folgt.