Hamburg. Nur ein Teil der Sanierungskosten soll Bedingung der Uefa sein. Investor Kühne fordert: Hamburg soll auf die EM verzichten.
Neuer Wirbel um die Sanierung des Volksparkstadions: Nach dem Abendblatt-Bericht über die gestiegenen Kosten attackiert die Stadt den HSV. So sollen die Sanierungsvorgaben der Uefa für die EM 2024 nur einen Bruchteil der vom HSV ausgemachten Gesamtkosten betragen.
„Wir hören jetzt gerade sehr hohe Summen, die erforderlich sein sollen, um das Stadion zu sanieren. Was man aber wissen muss, ist, dass die Forderungen der Uefa unseren Berechnungen nach auf einen kleinen einstelligen Millionenbetrag kommen“, sagt Hamburgs Sportstaatsrat Christoph Holstein dem Abendblatt.
Und wenn der HSV das Stadion nicht saniert?
So fordere die Uefa laut Holstein lediglich einen IT-Serverraum mit Kühlung und neuen Kabeln, ein Notstromaggregat für das Flutlicht und zusätzliche Drehkreuze. Nur wenn diese Arbeiten nicht erfolgen würden, wäre die EM für Hamburg gefährdet. „Ich kann mir das nicht vorstellen. Das wäre für den Verein ein Offenbarungseid“, prognostiziert Holstein.
Eine Aussage, die der HSV nicht unkommentiert lässt. „Wir befinden uns im ständigen Austausch mit unseren Vertragspartnern für die Modernisierung des Stadions im Zuge der Euro 2024. Dabei können und wollen wir keinerlei Zahlen kommentieren, deren Grundlage wir nicht kennen“, sagt Vorstand Thomas Wüstefeld auf Anfrage. „Fest steht aber, dass die steigenden Bau- und Rohstoffpreise sich natürlich auch signifikant auf die Modernisierungskosten des Volksparkstadions auswirken.“
Kühne: Hamburg sollte auf EM verzichten
Inzwischen hat sich auch Investor Klaus-Michael Kühne in die Debatte eingeschaltet. „Ich empfehle der Stadt Hamburg und der HSV Fußball AG dringend, auf Europameisterschaftsspiele im Jahr 2024 zu verzichten, um die äußerst kostspielige und vom HSV nicht finanzierbare Stadionrenovierung zu vermeiden“, sagte der Anteilseigner der „Bild“.
Denn Priorität genieße für den Logistikunternehmer der Aufstieg: „In der jetzigen Situation müssen alle Kräfte darauf konzentriert werden, eine schlagkräftige HSV-Mannschaft aufzubauen, wofür ich in begrenztem Umfang Mittel zur Verfügung stelle. Das Geld für Investitionen in das Stadion, außer für unvermeidbare Reparaturen, ist schlicht nicht vorhanden – man muss auch einmal verzichten können!“
Sollte der HSV den Sanierungsanforderungen für die EM am Ende nicht gerecht werden, würde eine Vertragsstrafe von 2,35 Millionen Euro an die Stadt fällig. Denn mit der Stadt gibt es die schriftlich fixierte Vereinbarung, den Vertrag mit der Uefa über die Sanierungsarbeiten zu erfüllen.
Stadt gibt HSV nicht mehr Geld fürs Stadion
Holsteins Vorwurf: Der HSV würde eigene, von der EM unabhängige Sanierungswünsche für das Stadion in das Kostenpaket integrieren und am liebsten von der Stadt bezahlen lassen. Auch wenn die Stadt eine großflächige Modernisierung grundsätzlich befürwortet, wird es keine weiteren Zuschüsse mehr geben. Das wurde HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld bereits mitgeteilt.
- Sonny Kittel verliert seine Sonderrolle beim HSV
- Robert Glatzel verlängert beim HSV – Vertrag aufgebessert
- HSV-Trikotsponsor ändert Logo nach Fan-Protesten
Zur Erinnerung: Im September 2020 hatte der HSV das Stadiongrundstück im Rahmen eines Erbpachtvertrags für 23,5 Millionen Euro an die Stadt verkauft. Das Geld war dafür vorgesehen, die Arena zu sanieren. Doch die Einnahmen sind vertraglich nicht zweckgebunden. Und so nutzte der HSV rund zwei Drittel der städtischen Millionen, um die fehlenden Erlöse während der Pandemie zu kompensieren.
Nun muss der HSV die mehr als 30 Millionen Euro für die Sanierung, von denen laut Holstein unter anderem der geplante Austausch der Dachmembranen nicht von der Uefa vorgegeben sein soll, über andere Wege auftreiben. Zum Beispiel über ein neues Investorenmodell und durch angestiegene Zinsen teurer gewordene Kredite von den Banken.