Hamburg. Bei dem einen werden die Töne kritischer. Mit dem anderen wird schon gar nicht mehr geplant. Entscheidend sind auch die Transfers.
Wenn der HSV am 18. Juni zum Laktattest vor dem offiziellen Trainingsauftakt für die neue Saison bittet, werden Sonny Kittel und David Kinsombi dabei sein. Wie es im Anschluss für die beiden Mittelfeldspieler weitergeht, ist allerdings unklar, denn beide stehen vor einer ungewissen Zukunft.
Da ist zum einen Kittel, an dem sich die Geister scheiden. Die einen sagen, der 29-Jährige bringt mit seiner Kreativität und seiner Gabe, den Blick für den Raum zu haben, das gewisse Etwas mit sich. Ein sogenannter Unterschiedsspieler eben. Die anderen monieren, dass Kittel immer wieder abtaucht, wenn es drauf ankommt. In der entscheidenden Saisonphase zum Beispiel oder in der Relegation gegen Hertha BSC, als sich der Spielmacher versteckte.
HSV: Boldt nimmt Kittel in die Pflicht
Die nackten Zahlen sprechen auf den ersten Blick für Kittel. In 33 Spielen sammelte er beachtliche 25 Scorerpunkte (16 Vorlagen und neun Tore) – es war seine beste Saison in drei Jahren beim HSV. Doch zur Wahrheit gehört eben auch, dass der Offensivspieler von Mitte Februar bis Mitte April, als die Hamburger zwischenzeitlich sechs von sieben Spielen nicht gewannen, seiner Form hinterherlief. Seiner Leaderrolle, die ihm vor der Saison von den Verantwortlichen aufgetragen wurde, wurde er in dieser Phase nicht gerecht.
„Er ist ein Spieler, der immer sehr gut funktioniert hat, wenn die Mannschaft funktioniert hat. Er ist kein Effenberg. Er hat andere Qualitäten“, räumt Sportvorstand Jonas Boldt ein, der aber auch an Kittels Torgefahr erinnert – sofern er denn Lust hat. „Sonny ist ein absoluter Unterschiedsspieler in dieser Liga. Das sieht man auch an seiner Quote, die er jedes Jahr liefert. Er muss sich fragen, ob es ihm reicht, in manchen Spielen einen Doppelpack zu schnüren und in anderen Spielen, in denen die Unterstützung nicht voll da ist, nicht so viele Akzente zu setzen.“
Nach außen verteidigt der HSV seinen Spielmacher. Intern werden Kittels Leistungen aber durchaus auch kritisch gesehen. Bleibt er in Hamburg, wonach es derzeit aussieht, wird er nicht mehr wie vor einem Jahr mit einer Sonderrolle in die Saison gehen. Kittel muss sich dann auch dem Konkurrenzkampf stellen. Bezeichnend: Als es für den 29-Jährigen in der Rückrunde sportlich nicht mehr lief, stellte ihn Trainer Tim Walter von der Acht auf Linksaußen. Auf dem Flügel sucht der HSV nun aber händeringend nach Verstärkungen.
HSV: Erhöht Königsdörffer Druck auf Kittel?
Einer der Kandidaten ist Dynamo Dresdens Youngster Ransford-Yeboah Königsdörffer (20), dessen Transfer aber noch lange nicht so weit fortgeschritten ist, wie teilweise berichtet. Das liegt vor allem daran, dass Dresden eine Ablöse für seinen Angreifer fordert, Boldt aber noch immer nicht das Budget für die kommende Saison genannt wurde. Solange das nicht der Fall ist, dürfte es der HSV vermeiden, Ablösesummen im höheren sechsstelligen Bereich – wie es bei Königsdörffer wohl der Fall wäre – zu zahlen.
Unabhängig von der Personalie Königsdörffer wird der HSV nicht noch einmal mit nur einem echten Flügelstürmer (Bakery Jatta; Faride Alidou wurde erst nachträglich von Walter zu den Profis befördert) in die Saison gehen. Mit Ingolstadts Filip Bilbija (23) wurde bereits ein neuer Außenstürmer ablösefrei verpflichtet. Für Kittel dürfte es somit schwieriger werden, auf dem Flügel zum Einsatz zu kommen. Und für das Mittelfeldzentrum, wo er sich wohler fühlt, bevorzugt Trainer Walter laufstärkere Spieler wie Ludovit Reis und Anssi Suhonen.
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Bereits im April hatte das Abendblatt berichtet, dass sich der HSV gründlich überlegt, noch einmal eine Mannschaft um Kittel herum aufzubauen. An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert: Der Mittelfeldspieler steht auf dem Prüfstand.
HSV: Kinsombi spielt keine Rolle mehr
Noch schwieriger dürfte es für Kinsombi (26) werden, seine Rolle im Team zu finden. Der einstige Königstransfer, der vor drei Jahren für drei Millionen Euro aus Kiel verpflichtet wurde, wird intern sehr kritisch gesehen. In Hamburg konnte er zu keiner Zeit an seine bei Holstein gezeigten Leistungen anknüpfen. In der Schlussphase der abgelaufenen Saison wechselte ihn Walter häufig nicht einmal mehr ein.
Ein Jahr vor seinem Vertragsende scheint Kinsombis Zeit beim HSV abgelaufen zu sein. Klar ist aber auch, dass der Mittelfeldspieler ein gutes Gehalt bezieht, das mögliche Interessenten abschreckt. Denkbar ist also, dass Kinsombi noch eine weitere Saison in Hamburg bleibt, obwohl er kaum eine Perspektive auf Einsätze hat.