Hamburg. Zwei namhafte Entlassungen, eine große Enttäuschung und heiße Pyro-Pläne des Clubs: die Höhe- und Tiefpunkte des HSV-Jahres.

Der Fall Bakery Jatta, ein verpasster Aufstieg, der Neustart im Sommer und am Ende Platz zwei – keine Frage, das HSV-Jahr 2019 war turbulent wie eh und je. Auch diesmal sind die Club-Verantwortlichen nicht ohne Entlassungen des Führungspersonals ausgekommen.

Fairerweise muss man den Hamburgern zugutehalten, dass je eine Trainer- (Hannes Wolf) und Vorstandsbeurlaubung (Ralf Becker) für HSV-Verhältnisse deutlich unter dem üblichen Schnitt liegen.

Doch es gab noch weitere Ereignisse im Volkspark, über die Hamburg diskutiert hat. Das Abendblatt hat eine Übersicht mit den Höhe- und Tiefpunkten zusammengestellt.

Der stärkste HSV-Auftritt

Es ist ein wahres Fußball-Fest, das die 57.000 HSV-Fans am 26. Oktober 2019 im Volksparkstadion bestaunen dürfen. Mit 6:2 fertigen die Hamburger das vermeintliche Top-Team der Zweiten Liga, Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart, ab.

Dieter Hecking entscheidet das Trainerduell gegen seinen Amtskollegen Tim Walter klar für sich. Der HSV-Coach deckt von der ersten Minute an die Schwächen des Systems der Schwaben auf. Weil Walter nicht bereit ist, von seiner Idee abzurücken und umzustellen, wird Stuttgart phasenweise sogar vorgeführt.

Nach dem Spiel ist nicht mehr der VfB (der Walter schließlich kurz vor Weihnachten entließ), sondern plötzlich der HSV der klare Favorit auf den Aufstieg. Doch die Hanseaten können an ihre bis dahin gezeigten Leistungen nicht mehr anknüpfen und holen nur sieben Punkte aus den darauffolgenden sieben Spielen. Die bittere Erkenntnis: Der HSV ist inzwischen ein normaler Zweitligist.

Die Bilder des HSV-Siegs gegen Stuttgart:

Wilde Sau im Topspiel HSV gegen VfB Stuttgart

Zum Kaputtlachen: Die HSV-Profis Lukas Hinterseer (v.l.), Jeremy Dudziak, Tim Leibold und Gideon Jung kosten das Glücksgefühl eines Kantersiegs aus.
Zum Kaputtlachen: Die HSV-Profis Lukas Hinterseer (v.l.), Jeremy Dudziak, Tim Leibold und Gideon Jung kosten das Glücksgefühl eines Kantersiegs aus. © Witters
HSV-Erfolgsgaranten: Ohne Doppeltorschütze Sonny Kittel (l.) und Vorbereiter Christoph Moritz wäre das Spitzenspiel gegen den VfB Stuttgart wohl kaum 6:2 ausgegangen.
HSV-Erfolgsgaranten: Ohne Doppeltorschütze Sonny Kittel (l.) und Vorbereiter Christoph Moritz wäre das Spitzenspiel gegen den VfB Stuttgart wohl kaum 6:2 ausgegangen. © Witters
Nach dem Spiel ging's zum Feiern in die Fankurve
Nach dem Spiel ging's zum Feiern in die Fankurve © Witters
Für den VfB Stuttgart und Stürmer Mario Gomez war es hingegen ein gebrauchter Tag.
Für den VfB Stuttgart und Stürmer Mario Gomez war es hingegen ein gebrauchter Tag. © Imago/Pressefoto Baumann
Beginn eines Torreigens: In der 13. Minute holte Jeremy Dudziak gegen Stuttgarts Maxime Awoudja einen Elfmeter für den HSV heraus.
Beginn eines Torreigens: In der 13. Minute holte Jeremy Dudziak gegen Stuttgarts Maxime Awoudja einen Elfmeter für den HSV heraus. © Witters
Sonny Kittel verwandelte, hatte bei seinem Schuss in die rechte Ecke aber auch ein wenig Glück.
Sonny Kittel verwandelte, hatte bei seinem Schuss in die rechte Ecke aber auch ein wenig Glück. © Imago/Sportfoto Rudel
Dennoch fiel Kittels Jubel über den Führungstreffer natürlich euphorisch aus.
Dennoch fiel Kittels Jubel über den Führungstreffer natürlich euphorisch aus. © Imago/Michael Schwarz
Und der Torschütze musste natürlich alleine jubeln.
Und der Torschütze musste natürlich alleine jubeln. © Witters
In der 36. Minute durfte Sonny Kittel sogar noch über einen weiteren Treffer jubeln – 3:1!
In der 36. Minute durfte Sonny Kittel sogar noch über einen weiteren Treffer jubeln – 3:1! © Witters
Dabei traf Kittel erstmals in seiner Profikarriere per Kopf.
Dabei traf Kittel erstmals in seiner Profikarriere per Kopf. © Witters
Zwischendurch gab's aber noch das 2:0 durch Bakery Jatta (24.).
Zwischendurch gab's aber noch das 2:0 durch Bakery Jatta (24.). © Imago/Michael Schwarz
Bevor Jatta richtig jubeln konnte, wurde der Treffer vom Videoassistenten überprüft.
Bevor Jatta richtig jubeln konnte, wurde der Treffer vom Videoassistenten überprüft. © Witters
Jubel über das 4:1: In der 56. Minute traf Stuttgarts Gonzalo Castro ins eigene Netz.
Jubel über das 4:1: In der 56. Minute traf Stuttgarts Gonzalo Castro ins eigene Netz. © Witters
An vorderster Front: HSV-Profi Martin Harnik rückte gegen seinen Ex-Club VfB Stuttgart für Lukas Hinterseer in die Spitze.
An vorderster Front: HSV-Profi Martin Harnik rückte gegen seinen Ex-Club VfB Stuttgart für Lukas Hinterseer in die Spitze. © Imago/Michael Schwarz
Für Hinterseer rückte überraschend Christoph Moritz in die Startelf des HSV.
Für Hinterseer rückte überraschend Christoph Moritz in die Startelf des HSV. © Witters
Adrian Fein (r.) gegen Ex-HSV-Profi Orel Mangala (l.) und Philipp Förster (hinten), der wiederum beinahe in Hamburg gelandet wäre.
Adrian Fein (r.) gegen Ex-HSV-Profi Orel Mangala (l.) und Philipp Förster (hinten), der wiederum beinahe in Hamburg gelandet wäre. © Witters
Vor dem Spiel schwor sich die neuformierte HSV-Elf auf das Topduell ein.
Vor dem Spiel schwor sich die neuformierte HSV-Elf auf das Topduell ein. © Witters
Wiedersehensfreude: Orel Mangala (l.) kehrte mit dem VfB Stuttgart erstmals wieder ins Volksparkstadion und damit zu seinen ehemaligen HSV-Kollegen Rick van Drongelen (M.) und Gideon Jung zurück.
Wiedersehensfreude: Orel Mangala (l.) kehrte mit dem VfB Stuttgart erstmals wieder ins Volksparkstadion und damit zu seinen ehemaligen HSV-Kollegen Rick van Drongelen (M.) und Gideon Jung zurück. © Witters
Auch für die Fans hatte Mangala eine nette Begrüßung übrig.
Auch für die Fans hatte Mangala eine nette Begrüßung übrig. © Witters
Ebenso herzlich fiel die Begrüßung zwischen VfB-Trainer Tim Walter (l.) und HSV-Co-Trainer Tobias Schweinsteiger aus.
Ebenso herzlich fiel die Begrüßung zwischen VfB-Trainer Tim Walter (l.) und HSV-Co-Trainer Tobias Schweinsteiger aus. © Witters
Mit HSV-Profi David Kinsombi traf Walter auf einen weiteren alten Weggefährten (aus gemeinsamer Zeit bei Holstein Kiel).
Mit HSV-Profi David Kinsombi traf Walter auf einen weiteren alten Weggefährten (aus gemeinsamer Zeit bei Holstein Kiel). © Witters
Düstere Aussichten dagegen für Timo Letschert: Der HSV-Innenverteidiger musste gegen Stuttgart seinen Platz für Gideon Jung räumen.
Düstere Aussichten dagegen für Timo Letschert: Der HSV-Innenverteidiger musste gegen Stuttgart seinen Platz für Gideon Jung räumen. © Witters
VfB-Stürmer Mario Gomez dufte sich zwar Warmmachen, musste aber zunächst auf der Stuttgarter Bank Platz nehmen.
VfB-Stürmer Mario Gomez dufte sich zwar Warmmachen, musste aber zunächst auf der Stuttgarter Bank Platz nehmen. © dpa
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Größter Aufreger: Der Fall Jatta

"Ist HSV-Star Bakery Jatta in Wahrheit Bakary Daffeh?", fragt die "Sport Bild" auf ihrer Titelseite am 7. August und eröffnet damit eine Causa, die teilweise im Minutentakt bundesweit für Schlagzeilen sorgt. Das Magazin behauptet, Jatta hieße in Wahrheit Bakary Daffeh und wäre zweieinhalb Jahre älter – und zitiert als Kronzeugen zwei mutmaßliche Trainer Daffehs aus Gambia. Diese angebliche Identitätsfälschung soll dem Gambier Vorteile bei der Einreise nach Deutschland verschafft haben.

Die Bremer Innenbehörde, die für Jatta nach dessen Einreise im Jahr 2015 zunächst zuständig war, rollt den Fall noch einmal auf und bekräftigt, dass der Reisepass des Offensivspielers nicht gefälscht sein soll. Später taucht auch eine von gambischen Behörden beglaubigte Geburtsurkunde auf. Zudem wird Jatta durch neue Zeugen und brisante Videos entlastet. Letztlich stellt das Bezirksamt Hamburg-Mitte und die Staatsanwaltschaft Bremen das Verfahren ein.

Bakery Jatta (M.) läuft nach seinem Tor zum 3:0 gegen Hannover HSV-Trainer Dieter Hecking in die Arme.
Bakery Jatta (M.) läuft nach seinem Tor zum 3:0 gegen Hannover HSV-Trainer Dieter Hecking in die Arme. © imago / Hübner

Der HSV steht von Anfang an hinter seinem Spieler, riskiert dafür sogar Punktabzüge und gewinnt schließlich große Sympathiepunkte im gesamten Land. Emotionaler Höhepunkt der Geschichte ist Jattas Tor im Heimspiel gegen Hannover, als der Flügelstürmer in die Arme seines großen Unterstützters Dieter Hecking rennt und die ganze Mannschaft eine Jubeltraube um ihn herum bildet. Später lässt sich Jatta bei einer Ehrenrunde von den Fans feiern. Selten war die Stimmung so gefühlsbetont im Volkspark.

Die größte HSV-Enttäuschung: Holtby

Für den traurigen Höhepunkt in seinen fünf Jahren beim HSV sorgt Lewis Holtby selbst. Als der Spieler, der in puncto Einsatz- und Kampfbereitschaft ein Vorbild sein will, beim Abschlusstraining vor dem richtungweisenden Spiel am 28. April bei Union Berlin (0:2) bemerkt, dass er erneut nicht in der Startelf stehen wird, teilt er dem damaligen Trainer Hannes Wolf mit, nicht dem Kader angehören zu wollen.

Später bittet Holtby zwar Wolf in einem persönlichen Gespräch um Entschuldigung und revidiert seine Meinung. Doch der HSV sieht keinen Weg mehr zurück für Holtby und suspendiert den Profi bis zu seinem Vertragsende im Juni. Nach 138 Pflichtspielen für den HSV ist dies das unrühmliche Ende für Fanliebling Holtby, der inzwischen beim englischen Zweitligisten Blackburn Rovers unter Vertrag steht.

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Der Königstransfer: Tim Leibold

Kann ein Königstransfer nur 1,8 Millionen Euro kosten? Was vor wenigen Jahren beim HSV noch unvorstellbar gewesen wäre, wurde in diesem Sommer Realität. Der im Sommer von Zweitligaabsteiger Nürnberg verpflichtete Linksverteidiger Tim Leibold hat sich diesen inoffiziellen Titel ohne Wenn und Aber verdient. Dem unermüdlichen Antreiber gelang das Kunststück, den Abgang von Douglas Santos (Zenit St. Petersburg/Ablöse: 12 Millionen Euro) vergessen zu machen. Neun Vorlagen steuerte Leibold in der Hinrunde zu Platz zwei bei – ein Spitzenwert für einen Abwehrspieler.

Die Offensivläufe von Verteidiger Leibold sind ligaweit gefürchtet.
Die Offensivläufe von Verteidiger Leibold sind ligaweit gefürchtet. © Witters

Dabei war Leibolds Konkurrenz um das Etikett Königstransfer selten so groß wie in diesem Jahr. Nach dem verpassten Aufstieg im Mai 2019 wagte der HSV unter der Regie des ebenfalls neuen Sportvorstands Jonas Boldt einen Komplettumbruch: 17 Spieler mussten gehen, zwölf Neue kamen. Neben Leibold haben vor allem zwei weitere Zugänge überzeugt: Topscorer Sonny Kittel (neun Saisontore) und Mittelfeldchef Adrian Fein.

Die HSV-Transfers zur Saison 2019/20:

Amaechi & Co.: Die HSV-Transfers 2019/20

Einst schoss er den HSV mit einem Hattrick ab, jetzt unterschrieb er in Hamburg: An der Elbe bleibt der finnische Stürmer Joel Pohjanpalo aber nur bis zum Sommer 2020.
Einst schoss er den HSV mit einem Hattrick ab, jetzt unterschrieb er in Hamburg: An der Elbe bleibt der finnische Stürmer Joel Pohjanpalo aber nur bis zum Sommer 2020. © Witters
Ebenfalls ein Leihgeschäft ausgehandelt wurde mit Jordan Beyer und Borussia Mönchengladbach. Auch der Rechtsverteidiger bleibt nur bis Saisonende.
Ebenfalls ein Leihgeschäft ausgehandelt wurde mit Jordan Beyer und Borussia Mönchengladbach. Auch der Rechtsverteidiger bleibt nur bis Saisonende. © Witters
Mittelfeldspieler Louis Schaub ist bis Saisonende vom 1. FC Köln ausgeliehen. Die Kaufoption im Sommer liegt bei 2,5 Millionen Euro.
Mittelfeldspieler Louis Schaub ist bis Saisonende vom 1. FC Köln ausgeliehen. Die Kaufoption im Sommer liegt bei 2,5 Millionen Euro. © WITTERS | Valeria Witters
Stürmer Martin Harnik (r., mit Trainer Dieter Hecking) kommt für ein Jahr leihweise von Werder Bremen.
Stürmer Martin Harnik (r., mit Trainer Dieter Hecking) kommt für ein Jahr leihweise von Werder Bremen. © WITTERS | Tay Duc Lam
Xavier Amaechi ist der Königstransfer des HSV. Der hochtalentierte Flügelstürmer kommt für 2,5 Millionen Euro Ablöse vom FC Arsenal London. Der Engländer hat einen Vertrag bis 2023 unterschrieben.
Xavier Amaechi ist der Königstransfer des HSV. Der hochtalentierte Flügelstürmer kommt für 2,5 Millionen Euro Ablöse vom FC Arsenal London. Der Engländer hat einen Vertrag bis 2023 unterschrieben.
Abwehrspieler Timo Letschert kommt vom italienischen Erstligaclub US Sassuolo. Der Niederländer hat einen Vertrag bis 2020 unterschrieben.
Abwehrspieler Timo Letschert kommt vom italienischen Erstligaclub US Sassuolo. Der Niederländer hat einen Vertrag bis 2020 unterschrieben. © witters | witters
Will mit dem HSV nicht weiter in Liga zwei sitzenbleiben: Innenverteidiger Ewerton kam wie Leibold aus Nürnberg nach Hamburg.
Will mit dem HSV nicht weiter in Liga zwei sitzenbleiben: Innenverteidiger Ewerton kam wie Leibold aus Nürnberg nach Hamburg. © Witters
Soll die linke Seite beackern: Tim Leibold wurde für rund 1,8 Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg losgeeist.
Soll die linke Seite beackern: Tim Leibold wurde für rund 1,8 Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg losgeeist. © Witters
Kann mehr als nur Bälle jonglieren: Mittelfeldspieler Sonny Kittel kam von Zweitliga-Absteiger nach Hamburg. Beim HSV unterschrieb der starke Standard-Schütze einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023.
Kann mehr als nur Bälle jonglieren: Mittelfeldspieler Sonny Kittel kam von Zweitliga-Absteiger nach Hamburg. Beim HSV unterschrieb der starke Standard-Schütze einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023. © Witters
Jung und mutig: U-20-Nationalspieler Adrian Fein wagt den Sprung von Regensburg nach Hamburg. Der zentrale Mittelfeldspieler wird von Bayern München für ein Jahr ausgeliehen.
Jung und mutig: U-20-Nationalspieler Adrian Fein wagt den Sprung von Regensburg nach Hamburg. Der zentrale Mittelfeldspieler wird von Bayern München für ein Jahr ausgeliehen. © Witters
In der vergangenen Saison gehörte Daniel Heuer Fernandes zu den besten Torhütern der Zweiten Liga. Beim HSV unterschrieb er bis 2022.
In der vergangenen Saison gehörte Daniel Heuer Fernandes zu den besten Torhütern der Zweiten Liga. Beim HSV unterschrieb er bis 2022. © witters | witters
Torjäger aus Überzeugung: Lukas Hinterseer soll die Nachfolge von Pierre-Michel Lasogga antreten. Der ehemalige Bochumer traf in der Vorsaison 18 Mal.
Torjäger aus Überzeugung: Lukas Hinterseer soll die Nachfolge von Pierre-Michel Lasogga antreten. Der ehemalige Bochumer traf in der Vorsaison 18 Mal. © witters | witters
Mr. Vielseitig vom Kiez: Jeremy Dudziak kommt vom FC St. Pauli und kann sowohl auf den defensiven Außenbahnen als auch im zentralen Mittelfeld spielen.
Mr. Vielseitig vom Kiez: Jeremy Dudziak kommt vom FC St. Pauli und kann sowohl auf den defensiven Außenbahnen als auch im zentralen Mittelfeld spielen. © Witters
Kraftpaket und Stratege: David Kinsombi gehörte bei Holstein Kiel zu den Leistungsträgern. Zuletzt laborierte er an einem Schienbeinbruch. Zur Vorbereitung ist er  wieder fit.
Kraftpaket und Stratege: David Kinsombi gehörte bei Holstein Kiel zu den Leistungsträgern. Zuletzt laborierte er an einem Schienbeinbruch. Zur Vorbereitung ist er wieder fit. © Witters
Die Wundertüte: Jan Gyamerah kommt wie Kollege Hinterseer ablösefrei vom VfL Bochum. Der Defensivspezialist ist ein Kandidat für die Außenverteidigerposition.
Die Wundertüte: Jan Gyamerah kommt wie Kollege Hinterseer ablösefrei vom VfL Bochum. Der Defensivspezialist ist ein Kandidat für die Außenverteidigerposition. © Witters
Trainer Dieter Hecking unterschrieb beim HSV einen Vertrag für ein Jahr, der sich bei Aufstieg und anschließendem Klassenerhalt jeweils um ein weiteres Jahr verlängert.
Trainer Dieter Hecking unterschrieb beim HSV einen Vertrag für ein Jahr, der sich bei Aufstieg und anschließendem Klassenerhalt jeweils um ein weiteres Jahr verlängert. © witters | witters
Der neue starke Mann beim HSV: Jonas Boldt hat sich bei Bayer Leverkusen einen großen Namen gemacht. Nun soll er als Sportvorstand den Wiederaufstieg planen.
Der neue starke Mann beim HSV: Jonas Boldt hat sich bei Bayer Leverkusen einen großen Namen gemacht. Nun soll er als Sportvorstand den Wiederaufstieg planen. © witters | witters
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Der Realist: Dieter Hecking

Es gibt nicht wenige in Hamburg, die behaupten: Wenn Dieter Hecking den HSV nicht zurück in die Bundesliga führt, dann schafft es keiner. Kaum einer verarbeitet die zweifellos hohe Erwartungshaltung im Volkspark derart souverän wie Hamburgs Trainer. Hecking ist ein Realist, der Hamburg und dem HSV guttut. Er weiß genau, wann er interne Abläufe oder seine Mannschaft auch mal öffentlich kritisieren muss, um das Maximum an Erfolg herauszuholen.

HSV-Trainer Dieter Hecking hat stets das große Ganze im Blick.
HSV-Trainer Dieter Hecking hat stets das große Ganze im Blick. © imago / osnapix

Seit dieser Saison ist Hecking Cheftrainer beim HSV. Mit ihm ist der Glaube unter den Fans zurückgekehrt, dass der Verein in Zukunft wieder an bessere Zeiten anknüpfen kann. Hecking sorgt für eine souveräne Außendarstellung des Clubs – und er sitzt so fest im Sattel wie seit Jahren keiner seiner zahlreichen Vorgänger.

Das Sorgenkind: Aaron Hunt

112 Pflichtspiele absolvierte Aaron Hunt für den HSV seit seinem Wechsel in den Volkspark zu Beginn der Saison 2015/16 – 155 hätten es sein können. Wäre da nicht die Verletzungsanfälligkeit des Routiniers. So verpasste Hunt auch in diesem Jahr insgesamt 23 von 41 Terminen und damit nahezu die Hälfte der Spiele. Mit Folgen für den HSV: In der Liga sammelte das Team in diesem Kalenderjahr mit seinem Kapitän an Bord im Schnitt 1,75 Punkte, ohne Hunt hingegen nur 1,22 Punkte.

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Zum Jahresende plagte sich der 33-Jährige mit Sprunggelenksproblemen. Bleibt Hunt und dem HSV zu wünschen, dass der Offensivstrategie gesund ins neue Jahr und die große Mission Bundesligarückkehr starten kann.

Die vorerst letzte Auswechslung: Beim Hinrundenabschluss in Sandhausen verließ Aaron Hunt (r., mit Adrian Fein) nach einer knappen Stunde angeschlagen das Feld.
Die vorerst letzte Auswechslung: Beim Hinrundenabschluss in Sandhausen verließ Aaron Hunt (r., mit Adrian Fein) nach einer knappen Stunde angeschlagen das Feld. © Imago/Nordphoto

Heiße Pläne: Pyrotechnik legalisieren

Dieses Vorhaben wird durchaus heiß diskutiert: Um den Kreislauf der drastischen DFB-Sanktionen nach Pyro-Vergehen der eigenen Fans zu durchbrechen, geht der HSV als einer der ersten Vereine auf die aktive Fanszene zu und setzt sich für ein kontrolliertes Abbrennen von Pyrotechnik ein. Vorstandschef Bernd Hoffmann akzeptiert den heißen Spaß aus der Kurve als "Teil der Fankultur". Auch wenn Polizei und Feuerwehr dem Vorstoß der Hamburger eine Chance geben wollen, sind die Verbände DFB und DFL bislang wenig begeistert.

Der Club lässt sich davon nicht beirren und plant im Heimspiel gegen Karlsruhe am 8. Februar eine eigene Pyro-Choreografie. Das Signal ist klar: Der HSV ist bereit, dem DFB den ganz großen Kampf anzusagen.

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Größte Ernüchterung: Der verpasste Aufstieg

Nach 37 Punkten in der Hinrunde 2018/19 zweifelte beim HSV eigentlich niemand mehr am Aufstieg. Doch es folgte eine katastrophale Rückserie mit nur 19 Punkten und schmerzhaften Heimpleiten gegen die späteren Absteiger Ingolstadt (0:3) und Magdeburg (1:2) sowie einem Arroganz-Anfall gegen Darmstadt (2:3): Wähnten sich die Hamburger Aufstiegsträumer nach einer 2:0-Führung zur Pause gegen die Lilien noch als sicherer Sieger – von einem Spieler sollen die Worte gefallen sein: „Mann, sind die schlecht“ –, wurde in Hälfte zwei der Grundstein für ein weiteres Jahr in Liga zwei gelegt.

Clubboss Bernd Hoffmann sprach hinterher im Mai vom "überflüssigsten Nicht-Aufstieg der Fußballgeschichte". Nach einem "Systemversagen" kündigte er an, keinen Stein auf dem anderen zu lassen. „Das Sportsystem ist bei uns irgendwann im Winter kollabiert und nicht wieder auf die Beine gekommen", lautete Hoffmanns deutliche Analyse, die der Anfang vom Ende des damaligen Sportvorstands Ralf Becker sein sollte.

Sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsrat mehrten sich die Zweifel, dass Becker die richtigen Schlüsse aus einer desaströsen Saison ziehen können würde. Und so wurde Becker entlassen und gleichzeitig Jonas Boldt als sein Nachfolger präsentiert.

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HSV-Chef Hoffmann: "Wir müssen jeden Stein umdrehen!"

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    Die schmerzhafteste Entlassung: Hannes Wolf

    Am 17. Mai 2019 und damit noch vor dem letzten Spieltag gegen Duisburg (3:0) verkündet der HSV das Aus für Tainer Hannes Wolf zum Saisonende. Diese Entlassung schmerzt die Verantwortlichen um Clubchef Bernd Hoffmann mehr als die von Sportvorstand Becker. Denn sie ist gleichbedeutend mit einem Eingeständnis, dass die Trennung von dem bei den Fans so beliebten Ex-Coach Christian Titz nicht zum Erfolg geführt hat.

    Doch nachdem durch das 1:4 bei Konkurrent Paderborn, der dritten deutlichen Pleite in Serie, der Aufstieg endgültig verspielt wird, haben die HSV-Bosse keine andere Wahl, als mit der Beurlaubung von Wolf den Neustart auszurufen.

    Kurz zuvor wird Becker, der bei Wolfs Rauswurf eine unglückliche Figur abgibt, noch auf "bild.de" mit den Worten zitiert: „Ich habe Hannes nach dem 0:3 gegen Ingolstadt gesagt, dass es für ihn hier im Sommer nicht weitergehen wird, dass wir etwas anderes machen wollen.“ Eine unglückliche Aussage, die letztlich auch Becker den Job kosten soll.

    Ex-HSV-Trainer Hannes Wolf tröstet Gotoku Sakai nach dem verpassten Aufstieg und der 1:4-Niederlage in Paderborn.
    Ex-HSV-Trainer Hannes Wolf tröstet Gotoku Sakai nach dem verpassten Aufstieg und der 1:4-Niederlage in Paderborn. © Witters | TayDucLam

    Eigentlich wollte der HSV endlich den Kreislauf der ständigen Trainerentlassungen durchbrechen. Doch die Mission scheitert. Unter Wolfs Leitung zerfällt die Mannschaft in ihre Einzelteile. Dass Becker dem spürbar angeknockten Trainer nach dem 0:3 gegen Ingolstadt – und vor dem Entscheidungsspiel gegen Paderborn – mitteilt, dass er womöglich nach der Saison rausgeworfen werden würde, toppt die vielen unglücklichen Entlassungen in Hamburg jedoch locker.

    Die Stadtderbys: Einmal hü und einmal hott

    Achteinhalb Jahre mussten die Fans auf eine "Auswärtsreise" zum FC St. Pauli warten. 2019 spielte der HSV dann gleich zwei Stadtderbys am Millerntor – und die hätten unterschiedlicher kaum laufen können. Beim 4:0-Sieg am 10. März avancierte Pierre-Michel Lasogga per Doppelpack zum Helden. Bei der 0:2-Pleite ein halbes Jahr später wurde dann nicht nur Eigentorschütze Rick van Drongelen zur traurigen Gestalt.

    Pierre-Michael Lasogga (l.) war nach dem Derbyerfolg im März nur noch ein einziges Mal für den HSV erfolgreich – per Elfmeter bei der darauffolgenden 2:3-Heimniederlage gegen Darmstadt.
    Pierre-Michael Lasogga (l.) war nach dem Derbyerfolg im März nur noch ein einziges Mal für den HSV erfolgreich – per Elfmeter bei der darauffolgenden 2:3-Heimniederlage gegen Darmstadt. © Witters

    Die gute Konsequenz aus der Niederlage: Während die HSV-Profis den Kantersieg feucht-fröhlich feierten, im Anschluss daran im Aufstiegsrennen aber bedenklich wankten und schließlich endgültig abstürzten, fand die Truppe nach der 0:2-Niederlage durch einen 4:0-Sieg gegen Aue schnell wieder ins Gleichgewicht.

    Die Leuchten des Nordens? Wohl kaum – das Feuer auf den Rängen führte nach dem Derby im September zur HSV-Rekordstrafe von 200.000 Euro.
    Die Leuchten des Nordens? Wohl kaum – das Feuer auf den Rängen führte nach dem Derby im September zur HSV-Rekordstrafe von 200.000 Euro. © Witters

    Teuer zu stehen kamen dem Verein gleichwohl beide Derbys. Für unter anderem vier Pyro-Unterbrechungen beim 4:0 musste der HSV 150.000 Euro an den DFB zahlen. Ein Rekord, der durch die ursprünglich 250.000 Euro teuren Zündeleien rund um das 0:2 noch einmal pulverisiert wurde.

    Die von dem Sportgericht verhängte Summe konnte der HSV inzwischen allerdings auf 200.000 Euro drücken. Nach Abendblatt-Informationen ist es nicht ausgeschlossen, dass das Strafmaß noch weiter reduziert wird.

    Die Allesfahrer: Europa kennt den HSV

    Auf seine Fans kann sich der HSV stets verlassen. Unabhängig von der sportlichen Situation und egal, ob freitags oder am ungeliebten Montag – die Anhänger mit der Raute im Herzen reisen ihrer Mannschaft überall hinterher.

    In der Auswärtstabelle der Zweiten Liga stand der HSV im Sommer mit durchschnittlich 3438 Fans ganz oben. Und auch nach zehn Gastspielen in der aktuellen Saison waren im Schnitt wieder 3260 treue HSV-Seelen dabei – momentan Platz zwei hinter dem VfB Stuttgart (3489 Fans in neun Spielen).

    Den Höchstwert aus der Vorsaison konnten die Allesfahrer dabei sogar übertreffen. In Sandhausen waren noch einmal 500 Fans mehr in der Gästekurve als zuvor (6500). Den kleinsten Auswärtsblock (1400) gab es in Darmstadt – abhängig allerdings auch von der geringen Gesamtkapazität des Stadions.

    Pickepackevoll: Der HSV-Block in Sandhausen.
    Pickepackevoll: Der HSV-Block in Sandhausen. © Imago/Jan Hübner

    In der Heimtabelle kann der HSV indes weiter locker mit den ganz Großen der Republik mithalten. Mit im Schnitt 47.490 Zuschauern liegen die Rothosen ligaübergreifend auf Rang acht.

    Auch international muss sich der Europapokalsieger der Landesmeister von 1983 nicht verstecken. In Europa rangiert der HSV in der Zuschauergunst auf Platz 22 und damit sogar noch vor dem aktuellen Champions-League-Sieger FC Liverpool.

    Der Höchstwert wurde mit 57.000 Zuschauern gegen Stuttgart erreicht – ausverkauft. Das galt eigentlich auch für den Saisonabschluss gegen Duisburg, im Endeffekt kamen zum Spiel um die goldene Ananas aber nur noch 51.147 Zuschauer ins Volksparkstadion.

    Der Tiefstwert des Jahres datiert vom 4. März. Damals wollten den 1:0-Arbeitssieg gegen Fürth nur 36.560 Zuschauer sehen. Dennoch waren auch in der vergangenen Saison am Ende durchschnittlich 48.864 Zuschauer im Volkspark (Platz zwei hinter Aufsteiger 1. FC Köln/49.494 Zuschauer).

    Der Traum: Berlin, Berlin, wir warten auf Berlin

    Bis weit ins Frühjahr hinein durften die Fans noch auf das erste Pokalfinale des HSV seit dem Cupsieg 1987 hoffen, doch dann kam RB Leipzig. Im Halbfinale am 23. April machte der Favorit dem Zweitligisten mit 3:1 einen Strich durch die Rechnung.

    Dabei hatte sich der HSV wacker geschlagen und nach dem spektakulären Ausgleichstreffer durch Bakery Jatta, der zum Missfallen des damaligen RB-Coachs Ralf Rangnick zum "Man of the Match" gekürt wurde, noch alle Chancen.

    Zum Halbfinale gegen Leipzig hatte sich das Objekt der Begierde immerhin schon mal mit dem Volkspark Bekanntschaft gemacht.
    Zum Halbfinale gegen Leipzig hatte sich das Objekt der Begierde immerhin schon mal mit dem Volkspark Bekanntschaft gemacht. © Witters

    Die hat der HSV im laufenden Wettbewerb bereits verspielt – drei Tage nach dem fulminanten 6:2 über Stuttgart in der Liga schied der HSV am 29. Oktober durch ein 1:2 gegen den VfB schon in der zweiten Runde aus.