96-Trainer Slomka gegen möglichen Protest. HSV-Nachwuchs geht nach Mailand. Wood verspürt nach Saisonpremiere Rückenwind.
Die HSV-News am Donnerstag, den 29. August 2019:
- Lenny Borges geht nach Mailand
- Fall Jatta: HSV liegt beglaubigte Geburtsurkunde vor
- Hannover-Fans rufen zu fairem Umgang mit Jatta auf
- Auch Slomka gegen möglichen Protest wegen Jatta
- HSV startet neue Mitgliederkampagne
- Waldschmidt über Nominierung: "Ein Traum"
- HSV-Stürmer Wood freut sich auf Ex-Kollegen von 96
- Gyamerah sorgt für Schrecksekunde im HSV-Training
- Hecking: Hannover spielt um Aufstieg mit
- HSV im Nordduell klarer Wettfavorit
- 96-Coach Slomka mit Personalsorgen
- Titz: Jatta leidet im Verborgenen
- Sportrechtler: Risiko für HSV gering
- U-20-Nationalcoach Baum nominiert HSV-Duo
- HSV fordert Zverev zum "Trikottausch" auf
- Während Spiel: Diebe stehlen Ostrzoleks 15.000-Euro-Rolex
Lenny Borges vor Wechsel zum AC Mailand
HSV-Talent nach Mailand: Wie der HSV-Blog „Rautenperle“ erfuhr, steht Juniorennationalspieler Lenny Borges unmittelbar vor einem Wechsel zum AC Mailand. Hamburgs 18 Jahre alter Nachwuchsspieler des Jahres ist bereits am Donnerstag nach Mailand geflogen und wird am Freitag den Medizincheck absolvieren. Der HSV soll 800.000 Euro Ablöse erhalten.
Fall Jatta: HSV liegt beglaubigte Geburtsurkunde vor
Im Fall Bakery Jatta liegt dem HSV nach Abendblatt-Informationen eine von gambischen Behörden beglaubigte Geburtsurkunde vor. Nach dem gültigen Reisepass (das Abendblatt berichtete) ist dies ein weiterer schwergewichtiger Beweis, der Jattas Identität bestätigt. Bislang war nicht bekannt, ob eine Geburtsurkunde überhaupt existiert. Unklar bleibt jedoch, ob der Profi diese 2015 bei seiner Flucht nach Europa bei sich führte, oder ob das Dokument wie der Reisepass nachträglich angefordert wurde.
Das amtliche Dokument könnte im laufenden Verfahren beim DFB-Kontrollausschuss eine entscheidende Rolle einnehmen. Die unterlegenen HSV-Gegner Nürnberg, Bochum und Karlsruhe hatten offiziell Einspruch gegen die Wertung ihrer Niederlagen eingereicht, weil sie Jattas Spielberechtigung anzweifeln.
Ein "Sport Bild"-Bericht hatte den Verdacht aufgeworfen, dass es sich bei Jatta in Wahrheit um den zweieinhalb Jahre älteren Bakary Daffeh handelt, der bereits in Gambia und Senegal professionell Fußball gespielt hat sowie für die U-20-Nationalmannschaft seines Landes aufgelaufen ist.
Auch das zuständige Bezirksamt Hamburg-Mitte unterzieht Jattas Identität derzeit einer Prüfung. Jattas Anwalt Thomas Bliwier wies die in dem "Sport Bild"-Bericht erhobenen Vorwürfe in einer Stellungnahme an das Bezirksamt "mit aller Entschiedenheit" zurück.
Hannovers Fans rufen zu fairem Umgang mit Jatta auf
Fans von Hannover 96 rufen vor dem Zweitliga-Nordduell beim Tabellenführer HSV am Sonntag (13.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky und Onefootball, Liveticker bei Abendblatt.de) zu einem fairen Umgang mit HSV-Angreifer Bakery Jatta auf. In einem Schreiben wirbt der mächtige Supporters-Verband „Rote Kurve“ dafür, ein Zeichen zu setzen – „in die Liga und in die Gesellschaft“.
„Lasst Pfiffe oder Beleidigungen aufgrund dieser Thematik sein, und konzentriert Euch auf die Unterstützung unseres Hannoverschen Sportvereins von 1896“, heißt es in einer Mitteilung von Donnerstag: „Vor allem rassistische Beleidigungen haben bei uns keinen Platz!“ Solange keine Rechtsprechung erfolgt sei, gelte die Unschuldsvermutung. „Daher fordern wir alle 96er auf, Bakery Jatta so zu behandeln wie alle anderen Spieler auch.“
Um HSV-Profi Jatta gibt es seit drei Wochen Wirbel wegen dessen Identität. Der 1. FC Nürnberg (0:4), der VfL Bochum (0:1) und der Karlsruher SC (2:4) legten zuletzt Protest gegen die Wertung ihrer Niederlagen ein. In Karlsruhe war Jatta fortwährend von KSC-Fans ausgepfiffen worden.
Auch 96-Trainer Slomka gegen möglichen Protest
Hannovers Fan-Vereinigung "Rote Kurve" hat nach Informationen der "Hamburger Morgenpost" sogar bei Geschäftsführer Kind vorgesprochen und dafür plädiert, keinen Protest gegen die Wertung des Spiels vorzunehmen. „Wenn man die menschliche Seite betrachtet und an den Spieler denkt, sollten wir eigentlich keinen Protest einlegen“, sagte Kind. Man befinde sich zwar noch in der Diskussion und werde „die formal-juristische Seite wohlwollend prüfen“, aber generell sprach er von einer „sehr guten Beziehung zum HSV, das darf man nicht vergessen. Das spielt in unseren Überlegungen sicher auch eine Rolle.“
Noch deutlicher äußerte sich 96-Coach Mirko Slomka auf der Website des Clubs: "Ich bin kein Mitarbeiter der Bundesbehörde für Passangelegenheiten und kein Anwalt, daher sind die juristischen Thematiken für mich nicht relevant. Wir spielen Fußball, wollen immer möglichst erfolgreich sein, ganz egal, wer auf der Gegenseite mitspielt", sagte der ehemalige HSV-Trainer und plädierte dafür, auf einen Protest zu verzichten: "Mir persönlich würde es gefallen, wenn wir unseren eigenen Weg gehen und in diesem Fall den Sportsgeist in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen."
HSV startet neue Mitgliederkampagne
Am Abstieg vor einem Jahr ist der HSV zumindest mitgliedermäßig enorm gewachsen. Nach dem Motto "Jetzt erst recht" traten gut 7000 Fans mehr in den Verein ein, als austraten. Einen vergleichbaren Effekt hat es nach dem verpassten Aufstieg in der vergangenen Saison nicht gegeben, die Kurve hat sich etwas abgeflacht. Aktuell zählt der HSV mehr als 88.000 Mitglieder.
Jetzt will der Verein die Entwicklung wieder anfachen. Unter dem Motto "Hier gehör' ich her" hat der HSV eine Social-Media-Kampagne gestartet. Entwickelt hat sie der Fischer-Appelt-Ableger NWTN, eine Spezialagentur für digitale Kommunikation und Content-Formate. Im Mittelpunkt stehen Fans: Sie präsentieren sich an ihrem Lieblingsort in Hamburg mit einer persönlichen Aussage.
"Jeder Fan, jedes unserer Mitglieder hat eine eigene Verbindung zur Stadt und zum Verein. Das möchten wir mit der Kampagne vermitteln", wird HSV-Präsident Marcell Jansen in einem Bericht des Branchendienstes "W&V" zitiert. Die Kampagne wird zunächst über die digitalen Kanäle des HSV verbreitet und fortlaufend um neue Motive ergänzt.
Waldschmidt über Nominierung durch Löw: "Ein Traum"
Der frühere HSV-Stürmer Luca Waldschmidt hat trotz seiner starken Leistungen bei der U-21-Europameisterschaft nicht unbedingt mit einer Nominierung für das A-Nationalteam gerechnet. „Klar habe ich eine gute EM gespielt. Aber der Schritt zur A-Nationalmannschaft ist nicht immer automatisch gegeben durch eine gute EM“, sagte der 23-Jährige vom SC Freiburg am Donnerstag und freute sich: „Mehr geht dann nicht mehr. Das ist ein Traum von jedem Fußballer, der in Erfüllung geht.“
Waldschmidt, der bei der U-21-EM mit sieben Treffern Torschützenkönig wurde, ist erstmals von Bundestrainer Joachim Löw berufen worden. Der Stürmer zählt zum 22-köpfigen Kader für die EM-Qualifikationsspiele am 6. September in Hamburg gegen die Niederlande und drei Tage später in Belfast gegen Tabellenführer Nordirland.
Von seiner Nominierung erfuhr Waldschmidt am Mittwoch etwas später als geplant. „Ich habe den ersten Anruf verpasst, ich war noch beim Physio, dann zurückgerufen, dann ist er nicht rangegangen. Dann haben wir uns erreicht“, sagte er: „Ich probiere das einfach zu genießen, alle Erfahrungen aufzusaugen.“ Der HSV hatte Waldschmidt vor einem Jahr für fünf Millionen Euro an Freiburg verkauft.
HSV-Stürmer Wood freut sich auf Ex-Kollegen
HSV-Angreifer Bobby Wood freut sich auf das Wiedersehen am Sonntag mit seinen früheren Teamkollegen von Hannover 96. „Es ist immer ein bisschen komisch“, sagte Wood am Donnerstag nach dem Vormittagstraining. Die Hannoveraner hätten fast die gleiche Mannschaft wie in der Vorsaison. „Ich habe mit denen allen ein Jahr gespielt. Ich freue mich auf das Spiel. Es wird cool.“
Der US-Amerikaner Wood (26) kam am vergangenen Sonntag beim 4:2-Erfolg in Karlsruhe zu seinem ersten Kurzeinsatz in dieser Saison. "Ich habe daran gearbeitet, dass ich Einsätze bekomme", sagte er. Akklimatisierungsprobleme habe er nicht verspürt: "Für die letzten zehn Minuten eines Spiels muss man vom Kopf her bereit sein. Da spielen spielerische Dinge eine untergeordnete Rolle."
In der vergangenen Spielzeit war er an Hannover 96 verliehen (drei Tore, eine Vorlage), konnte den Abstieg aus der Bundesliga aber nicht verhindern. Wood: "Es war eine schwierige Zeit und hat leider nicht so gepasst, aber es geht immer weiter." Sein Vertrag beim HSV gilt noch bis 2021. Wechselgedanken hege er nicht: "Ich fühle mich hier sehr wohl, die Mannschaft ist richtig cool."
Das Ziel, in die Nationalmannschaft zurückzukehren, spiele für ihn eine untergeordnete Rolle. "Jetzt muss ich mich auf mich und auf den Verein konzentrieren. Immer hin- und herzufliegen bringt einen auch aus dem Rhythmus. Ich glaube, wenn ich meine Sache hier gut mache, werde ich auch wieder meine Chance bekommen."
Gyamerah muss im Training einstecken
Schrecksekunde im HSV-Training am Donnerstagvormittag: Der rechte Verteidiger Jan Gyamerah bekam in einem Zweikampf einen Schlag gegen das (ungeschützte) Schienbein und musste bandagiert werden. Nach einer kurzen Pause konnte er aber wieder ins Training einsteigen.
Damit sollte Gyamerah dem Tabellenführer im Nordduell gegen Hannover 96 zur Verfügung stehen. Bisher stand er in jedem Pflichtspiel der Saison von Anfang an auf dem Platz.
Kapitän Aaron Hunt konnte wie schon am Mittwoch die Einheit mitmachen, ohne dass ihm die lädierte Leiste wieder Probleme gemacht hätte. Zumindest ein Kurzeinsatz gegen Hannover sollte drin sein.
Hecking wehrt Favoritenrolle ab
Das Training am Freitag ist nicht öffentlich, im Abschlusstraining am Sonnabend (13.30 Uhr) wird Trainer Dieter Hecking die Belastung in Grenzen halten.
Vor dem kommenden Gegner hat Hecking trotz nur fünf Punkten aus vier Spielen und Tabellenplatz zehn großen Respekt. "Hannover hat noch einmal eine andere Qualität als Bochum oder Karlsruhe", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Sehen Sie sich die erste Elf von 96 an und wie viele Bundesliga-Spiele da auf dem Platz stehen. Und dann vergleichen Sie es mit dem HSV. Die haben die erfahrenere Mannschaft. Am Ende des Tages werden sie um den Aufstieg spielen."
HSV gegen Hannover klarer Wettfavorit
Die Wettanbieter sehen das allerdings ganz anders. Für Bwin ist der HSV klarer Favorit: Für einen Euro Einsatz auf Heimsieg gibt es im Erfolgsfall nur 1,78 Euro zurück. Schon ein Unentschieden käme für die Buchmacher überraschend (Quote 3,70), ein Hannoveraner Sieg noch überraschender (4,25).
96-Coach Slomka hat defensiv Probleme
In der Tat plagen Hannovers Trainer Mirko Slomka Personalsorgen. Nach den Abgängen von Ex-HSV-Profi Walace (Udinese) und Iver Fossum (Aalborg) klafft eine Lücke im defensiven Mittelfeld. Dorthin beorderte Slomka zuletzt den ebenfalls wechselwilligen Offensivmann Genki Haraguchi.
Als mögliche Verstärkung ist in Hannover der frühere Nationalspieler Christian Träsch (31/zuletzt Ingolstadt) im Gespräch.
Titz: Jatta leidet hinter verschlossener Tür
Der frühere HSV-Trainer Christian Titz empfindet den Wirbel um seinen ehemaligen Spieler Bakery Jatta als besorgniserregend. „Man darf nicht vergessen: Es geht um einen Menschen. Ich würde mir wünschen, dass wir in diese Diskussion schnell Ruhe und Klarheit bekommen, damit Bakery wieder das tun kann, was er am liebsten tut: Fußball spielen“, sagte der 48-Jährige der Funke-Mediengruppe, zu der auch das Abendblatt gehört. Titz arbeitete mit Jatta sowohl in der zweiten Mannschaft des HSV als auch als Trainer der Profis zusammen.
Titz, jetzt Coach des Regionalligisten Rot-Weiss Essen, bescheinigte seinem Ex-Schützling zwar eine starke Persönlichkeit. „Er kann viele Dinge, so scheint es, äußerlich ausblenden. Aber glauben Sie mir, er ist auch nur ein Mensch. Wenn der hinter verschlossenen Türen ist, dann leidet der“, sagte Titz. Die Vorverurteilung Jattas ohne Beweise sei sehr schwer: „Man muss sich jetzt einmal vorstellen, was für ein großer sozialer Druck auf diesem Jungen herrscht.“
Laut einem Bericht der „Sport Bild“ soll es Zweifel an der Identität des Gambiers geben. Der Fall beschäftigt auch den Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes und das Bezirksamt Hamburg-Mitte. Die Zweitligisten 1. FC Nürnberg, VfL Bochum und Karlsruher SC haben Einspruch gegen die Wertung ihrer Saisonspiele gegen den HSV eingelegt. Jattas Anwalt Thomas Bliwier wies in einer Stellungnahme alle Vorwürfe entschieden zurück.
Sportrechtler: Risiko für HSV gering
Sollte Bakery Jatta der Aufenthaltstitel in Deutschland aufgrund falscher Angaben rückwirkend entzogen werden, muss dies nicht notwendigerweise auch die Spielberechtigung betreffen. Diese Auffassung vertritt der Frankfurter Sportrechtler Thomas Dehesselles in der "Bild"-Zeitung. Es gebe hier keinen Automatismus.
Nach Ansicht des früheren Fifa-Chefjuristen Marco Villiger sei das Risiko für den HSV gering: "Der Spieler spielt ja in einer Seniorenmannschaft, und da ist das Alter unerheblich." Ohnehin müsste dem HSV nachgewiesen werden, dass Verantwortliche des Clubs Jatta eingesetzt haben im Wissen oder aus Unachtsamkeit nicht erkennend, dass dessen Aufenthaltstitel durch Täuschung erschlichen wurde.
U-20-Nationalcoach Baum nominiert Vagnoman, Wintzheimer und Opoku
Der neue U-20-Nationaltrainer Manuel Baum hat Außenverteidiger Josha Vagnoman (18) und Stürmer Mannuel Wintzheimer (20) vom HSV in sein Aufgebot für die Länderspiele gegen die Tschechische Republik (5. September) und in den Niederlanden (8. September) berufen.
Während Wintzheimer bereits sieben Spiele für die zweitälteste Juniorenauswahl bestritten hat, ist es für Vagnoman eine Premiere. Ebenfalls im Aufgebot steht Linksaußen Aaron Opoku, den der HSV für diese Saison an Drittligist Hansa Rostock verliehen hat.
HSV fordert Zverev zum "Trikottausch" auf
Dass Tennisstar Alexander Zverev das Training zu seinem Auftaktmatch bei den US Open im Trikot des FC Bayern bestritten hat, hat den HSV auf den Plan gerufen: Wie wäre es, wenn der gebürtige Hamburger beim nächsten Mal Heimatverbundenheit beweisen würde? Man habe aktuell drei Modelle im Angebot und würde ihm gern "eins rüberschicken", schrieb der HSV in den sozialen Netzwerken.
Eine Antwort Zverevs steht noch aus. Bei seinem Auftritt am Rothenbaum im Juli hatte der ATP-Weltmeister dem HSV den Aufstieg gewünscht.
Ostrzolek Opfer von Kabinen-Klau
Eine böse Überraschung hat der frühere HSV-Profi Matthias Ostrzolek am vergangenen Sonnabend erlebt. Nach dem Spiel gegen Greuther Fürth (1:1), das er nur auf der Reservebank von Hannover 96 erlebte, bemerkte er, dass ihm seine 15.000 Euro teure Rolex-Uhr aus der 96-Kabine gestohlen wurde. Das berichtet die "Bild"-Zeitung.
Der Verein hat die Polizei eingeschaltet. Jeder Hannover-Profi hat in der Kabine zwar ein Wertsachenfach, dieses lässt sich allerdings nicht abschließen. "Wir werden alles versuchen und dabei helfen, die Sache aufzuklären", versprach 96-Manager Jan Schlaudraff.