Hamburg. Vor dem Spiel gegen Augsburg mahnt der HSV-Trainer zu anhaltener Demut. Und eine Botschaft an die Spitze hält Gisdol auch noch bereit.

Wer Markus Gisdol am Donnerstag beobachtete, hätte nicht unbedingt vermuten können, dass der HSV sportlich gerade die erfolgreichste Phase in der noch immer jungen Amtszeit seines Cheftrainers erlebt. Im Gegensatz zu seinen ersten Auftritten auf dem Podium wirkte Gisdol in der Pressekonferenz vor dem nächsten Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Augsburg am Sonnabend (15.30 Uhr) geradezu seltsam gedämpft.

Doch die Außenwirkung des 47-Jährigen hatte offenbar Methode. "Leichtigkeit darf sich nicht breitmachen", sagte Gisdol, um sich dann selbst zu korrigieren: "Ich meinte natürlich Leichtfertigkeit." Die klare Botschaft des Fußballlehrers: Auch nach dem lange ersehnten ersten Saisonsieg, dem 2:0-Erfolg in Darmstadt, solle sich in Hamburg niemand zurücklehnen.

"Ich gehe sehr sensibel an die Situation ran", versicherte Gisdol, "wir müssen extrem bescheiden und demütig bleiben." Schließlich steckt der HSV nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte auch auf Platz 17 noch immer mitten im Abstiegskampf. In diesem bietet sich nun aber eine weitere große Gelegenheit, sich an den nächsten Konkurrenten heranzurobben. "Wir können mit einem Sieg direkten Anschluss an Augsburg herstellen", weiß Gisdol vor dem Duell mit den Schwaben, die mit sieben Zählern mehr auf Platz 12 stehen.

Gisdol mit einer Spitze gegen die Spitze

Einfach wird natürlich auch diese Aufgabe nicht, ganz im Gegenteil. "So einen Gegner wie Augsburg hatten wir noch nicht", merkt Gisdol an - womit er vor allem die Kompaktheit meint: "Alle elf Mann arbeiten sehr gewissenhaft. Das Spiel ist ein neuer Step, eine neue Herausforderung." Die Arbeit am eigenen Umschaltspiel trage durch acht Treffer in den letzten vier Spiel zwar erste Früchte, gegen den FCA müsse sein Team nun allerdings besonders geduldig agieren.

Doch auch seine Mannschaft lebe von einer neu entwickelten Geschlossenheit - die Gisdol übrigens für andere Abteilungen herbeisehnt. "Ich würde mir im gesamten Verein mehr Geschlossenheit wünschen", sagte ein ernster Trainer. "Aber wir als Mannschaft müssen das ausblenden." Derzeit wird spekuliert, dass Heribert Bruchhagen Nachfolger des in die Kritik geratenen Clubchefs Dietmar Beiersdorfer werden soll. Vertreter des Aufsichtsrats sollen bereits Gespräche mit dem 68-Jährigen geführt haben.

"Es hätten alle verdient, zu spielen"

Erst bei einem weiteren Themenwechsel entspannten sich Gisdols Gesichtszüge wieder: Die Personalsituation. "Stand jetzt sind alle einsatzfähig", sagte Gisdol, der damit die Spieler meinte, die derzeit im Mannschaftstraining stehen.

Während Cléber ("Wir wollen ihn richtig aufbauen") und der wechselwillige Alen Halilovic keine Option für Augsburg sind, plant René Adler nach erfolgreicher Ellenbogen-Operation immerhin an einem früheren Comeback als geplant. Finn Porath, der das Training am Mittwoch nach einem Zweikampf abbrechen musste, solle noch am Donnerstag eine genaue Diagnose erhalten. "Er hat eine Bänderverletzung im Knie", sagte Gisdol.

Doch auch ohne den Nachwuchs-6er böten sich dem HSV endlich wieder mehr Alternativen. "Die Einwechselspieler haben auch immer wieder Akzente gesetzt, durch Albin Ekdal und Emir Spahic haben wir jetzt noch mehr Möglichkeiten", sagte Gisdol.

Ob er gegen Augsburg zum vierten Mal in Folge die gleiche Startelf auf den Platz schickt, ließ er am Donnerstag noch offen. "Es hätten alle verdient, zu spielen", sagte Gisdol - dem bei dieser Aussage tatsächlich auch wieder ein Lächeln durchs Gesicht huschte. Womit er letztlich doch noch seine Situationsbeschreibung zu Beginn der Pressekonferenz unterstrich: "Die Stimmung ist natürlich etwas gelöster."