Der Schlüssel zum Erfolg: Markus Gisdol macht nicht nur Holtby und Gregoritsch stärker. Er setzt auf die Stärken der Spieler.
Hamburg. Michael Gregoritsch hat einen Wunsch. Nachdem er mit drei Toren in den letzten zwei Spielen maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Hamburger seit drei Partien ungeschlagen sind, will der Österreicher mehr: „Ich hoffe, dass es im Frühjahr mal heißt: Jetzt ist der HSV seit sechs Spielen ungeschlagen.“
Angesichts der nach wie vor prekären Tabellenkonstellation ist der HSV auch weit davon entfernt, sich zufriedenzugeben. Dennoch ist in den letzten Wochen ein Aufwärtstrend zu spüren. 2:2 in Hoffenheim, 2:2 gegen Bremen, 2:0 in Darmstadt – der HSV kann plötzlich Tore schießen und pirscht sich langsam ans rettende Ufer heran.
Ein Schlüssel für den derzeitigen Aufschwung ist, dass Markus Gisdol eine Stammformation gefunden hat. Zum dritten Mal in Folge spielte er mit derselben Aufstellung und zum dritten Mal in Folge ging der HSV nicht als Verlierer vom Platz. „Es war ein hilfreicher Schritt, dass wir eine Basis in der Mannschaft schaffen und wiederholt mit derselben Formation spielen konnten“, weiß der Trainer.
Gisdol macht Holtby und Gregoritsch stärker
Es war aber nicht nur Gisdols Vertrauen in das Stammpersonal der letzten Wochen, das zum ersten Saisonsieg führte. Der Coach setzt die Spieler auf den richtigen Positionen ein. Lewis Holtby blüht beispielsweise als Zehner auf. Eine Position, auf der er auch einst bei Schalke seine besten Spiele machte. Gisdols Vorgänger Bruno Labbadia sah ihn dennoch als Sechser – auch mangels Alternativen für das defensive Mittelfeld und einem Überangebot an Spielmachern.
Unter Gisdol sind die gelernten Zehner Aaron Hunt und Alen Halilovic außen vor. Auch Talent Luca Waldschmidt, der hinter der Spitze spielen könnte, kommt kaum auf Einsatzminuten. Ein weiterer Anwärter auf die Zehn, Michael Gregoritsch, wurde von Gisdol eine Position nach vorne geschoben. Der 22-Jährige darf wie Holtby plötzlich auf seiner Lieblingsposition ran und rechtfertigt das Vertrauen mit Toren.
Gregoritsch hat im Sturm die beste Quote
Labbadia sah Gregoritsch immer als Mittelfeldspieler. Er sei nicht kaltschnäuzig genug und deshalb kein Stürmer, hieß es immer. Doch aktuell stellt der Torjäger seine Abschlussstärke unter Beweis, auch wenn er den HSV bei den Lilien bereits nach 20 Minuten in Führung hätte schießen müssen. Auch gegen Bremen hätte er einen dritten Treffer nachlegen können. Dennoch: er trifft.
Dass Gregoritsch am besten im Sturmzentrum aufgehoben ist, ist eigentlich kein Geheimnis. Bereits in der österreichischen U21-Nationalmannschaft machte er auf dieser Position seine besten Spiele und schoss Tore wie am Fließband. Beim HSV musste er sich trotzdem lange Zeit hinten anstellen und auf den Flügel oder hinter die Spitze ausweichen.
Gisdol korrigierte seinen eigenen Fehler
Ein weiteres Indiz für Gisdols Gespür für die richtigen Positionen seiner Schützlinge: Gotoku Sakai und Matthias Ostrzolek machen die Problemzone des HSV im defensiven Mittelfeld vergessen. Beide gelernten Außenverteidiger harmonieren prächtig nebeneinander und bringen mehr Stabilität in die Mannschaft.
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Zwei weitere Spieler stellte Gisdol in seiner Anfangszeit selbst falsch auf. Rechtsfuß Nicolai Müller und Linksfuß Filip Kostic sollten zunächst die Seiten tauschen. Das Experiment scheiterte. Beide Flügelspieler wurden durch die Umstellung ihrer größten Stärke beraubt, was auch Gisdol eingestehen musste und sie wieder auf ihre Stammpositionen beorderte. Seitdem läuft es für Rekordtransfer Kostic und den besten Torschützen der Vorsaison Müller, von denen in den letzten Spielen viel Torgefahr ausging.
Trotz drei Spielen in Serie mit unveränderter Startelf ist die aktuelle Formation nicht in Stein gemeißelt. „Niemand im Team hat einen Bonus oder eine Garantie. Es ist wichtig, dass wir Druck im Kader haben“, stellt Gisdol klar. An seinem Wunsch, im Winter neue Spieler für die Defensive zu holen, hält er deshalb auch fest.