Hamburg. Clubchef Dietmar Beiersdorfer kämpft um seinen Job. Indes präsentiert der HSV den Anstrich für das neue Nachwuchszentrum am Volkspark.

Nach dem ersten Saisonsieg wollen die HSV-Profis zur Ruhe kommen. Doch neue Gerüchte um eine mögliche Ablösung des Clubchefs Dietmar Beiersdorfer durch einen alten Bekannten sorgen für ordentlich Wirbel. Offenbar sucht der Aufsichtsrat des Tabellenvorletzten hinter den Kulissen nach einem neuen starken Mann.

Nach Abendblatt-Informationen haben sich Vertreter des obersten Club-Gremiums in der Vorwoche mit Heribert Bruchhagen getroffen. "Ich werde mich zu diesem Thema nicht äußern", sagte der langjährige Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt bei Sky. Ein Dementi klingt anders. Schon von 1992 bis 1995 war der 68-Jährige als Manager in Hamburg tätig.

Und so kommt der HSV auch nach dem ersten Saisonsieg einfach nicht zur Ruhe. Sieben Punkte aus 13 Spielen sind viel zu wenig, das weiß auch Beiersdorfer. Der 53-Jährige ließ nach dem 2:0 bei Darmstadt 98 in einem Anflug von Galgenhumor tief blicken.

Er werde sich in den nächsten Wochen weiter voll und ganz seinen Aufgaben als Clubchef und Sportdirektor widmen, kaum öffentliche Auftritte und repräsentative Aufgaben wahrnehmen - bis auf die Mitgliederversammlung am 8. Januar. "Wenn es mir noch vergönnt ist", sagte Beiersdorfer am Montag.

Beiersdorfer will um seinen Job kämpfen

Aber eines ist auch klar: Beiersdorfer will um seinen Job kämpfen. Die Suche nach einem Sportchef hat er zurückgestellt, weil es keinen Kandidaten gebe, der in die Strategie des Klubs passe. Zwar befinde sich der Klub weiter in einer "Extremsituation, die das Fundament des HSV ins Wackeln bringt", sagte Beiersdorfer.

Aber er ist mit sich im Reinen. "Ich kann in den Spiegel schauen und sagen, dass ich bislang immer und auch weiterhin alles nur im Sinne des HSV machen werde. Das ist mein Klub, meine Liebe. Dafür stelle ich mich hintenan und fokussiere mich auf das Wesentliche", sagte er. Und: "Ich weiß, was ich kann."

Doch Beiersdorfer bewegt sich zunehmend auch auf Konfrontationskurs mit Aufsichtsrats-Chef Karl Gernandt. Der Vertraute des mächtigen HSV-Geldgebers Klaus-Michael Kühne hatte erst Mitte November auf die Verpflichtung eines neuen Sportchefs gedrängt. Auf die Frage, ob es sich der HSV leisten könne, ohne einen neuen Kaderplaner in die anstehende Transferperiode zu gehen, sagte Gernandt dem Abendblatt: "Nein. Die Sanduhr hat deutlich weniger Körner oben als unten. Wir sind uns der Dringlichkeit bewusst."

Doch passiert ist seitdem nichts, allerdings platzten die Verhandlungen mit aussichtsreichen Kandidaten wie Christian Hochstätter (Bochum). Es gebe "kein Vakuum", sagte Beiersdorfer, der selber für Verstärkungen in der am 1. Januar beginnenden Transferperiode sorgen will: "Ich habe das 14 Jahre lang gemacht, auf allen Kontinenten verhandelt und hunderte Spieler und Millionen bewegt. Und das nicht nur schlecht."

Nachwuchszentrum bekommt die Raute

Indes hat das neue Nachwuchszentrum des HSV seinen wichtigen Anstrich verliehen bekommen. Mehr als ein Jahr nach Baubeginn prangt nun auch die Raute am Campus. Das präsentierte der Verein auf Twitter.

Im Juli haben Clubchef Dietmar Beiersdorfer, Sportsenator Andy Grote und Sponsor Alexander Otto Richtfest für das Gebäude gefeiert. Unternehmer Otto hatte das Projekt durch eine Spende von zehn Millionen Euro überhaupt erst möglich gemacht.

Für 17 Schüler sollen in dem Internat Appartements entstehen. Weiterhin verfügt das 4600 Quadratmeter große Gebäude über Umkleiden, Krafträume, Physio- und Laborräume, Besprechungs- und Schulungsräume für 30 Tagesschüler, Büros sowie einen Hörsaal für 200 Personen. Die Fertigstellung des Nachwuchsleistungszentrums direkt neben dem Volksparkstadion soll im Sommer 2017 sein.

Beiersdorfer hatte bei der feierlichen Zeremonie betont, der neue Campus sei ein "Meilenstein". An dem Ort solle sich eine HSV-Fußball-Welt entwickeln. Die Ziele: mehr Zusammenhalt, kürzere Wege, bessere Kommunikation.