Laut Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer kann dem HSV derzeit kein Trainer helfen. Auch Uwe Seeler schlägt Alarm und bietet seine Hilfe an.
München/Hamburg. Eine Trainerdiskussion beim HSV ist nach Meinung von Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer nutzlos. Wer dahinter aber Rückendeckung für Übungsleiter Michael Oenning erwartet, der irrt sich. Vielmehr sieht Beckenbauer, der von 1980 bis 1982 selbst das Trikot mit der Raute trug, den HSV in einer völlig hoffnungslosen Situation: "Ich kenne keinen Trainer auf der Welt, der dem HSV helfen könnte", erklärte er in der Fußball-Talkshow "Sky90". Lediglich einem Coach mit übermenschlichen Kräften traut er zu, den HSV aus der Krise zu führen. "Ein neuer Trainer müsste ein Zauberer sein - vielleicht kann ein Zauberer vom Circus Krone oder Circus Sarrasani helfen. Ein normaler Mensch hätte kurzfristig keine Chance." Den Gang zum Heiligengeistfeld, wo der Circus Krone gerade Station macht, können sich die HSV-Verantwortlichen jedoch sparen. Auch dort kann dem Patienten HSV nicht geholfen werden. Denn: Zauberer gibt es im Zirkus nicht.
Zuvor hatte schon HSV-Idol Uwe Seeler Alarm geschlagen: „Es wird nicht besser – es wird immer schlechter“, sagte der 74-Jährige am Sonntag. „Ausgerechnet die Spieler, die älter sind und Erfahrungen haben, haben die Mannschaft auch nicht im Griff“, sagte er am Telefon. „Ohne das böse zu beurteilen, frage ich mich, wie die Mannschaft funken will, wenn sie so spielt, wie sie gestern gespielt hat.“
Mit der 0:1-Pleite gegen Borussia Mönchengladbach kassierte der HSV am Sonnabend die fünfte Niederlage im sechsten Spiel der Bundesliga-Saison und steht mit einem Zähler weiter am Tabellenende. Seeler möchte dem HSV gerne helfen: „Wenn man mich um Rat fragt, würde ich dem Verein zur Verfügung stehen.“
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Seeler hat allerdings nicht nur den Trainer als Sündenbock ausgemacht: „Die älteren Spieler haben die Mannschaft auch nicht im Griff. Wir haben mit Marcell Jansen, Mladen Petric, Heiko Westermann, Dennis Aogo, David Jarolim und Paolo Guerrero sechs erfahrene Spieler im Team. Das sind alles keine Anfänger, sie müssen das Heft in die Hand nehmen und die jungen Spieler führen. Wenn die nicht in die Socken kommen, dann wird es für den HSV furchtbar schwer.“
Schwer wird es dann vor allem für Trainer Michael Oenning. Zwar darf der sich erstmal über eine Job-Garantie freuen - doch wie lange ist die gültig? „Das kann ich nicht sagen. Das wird in erster Linie von Frank Arnesen vorgegeben. Die sportliche Leitung hat zu sagen, wann sie meinen, dass dort eine Änderung erfolgen sollte“, sagte HSV-Boss Carl-Edgar Jarchow und schob die Verantwortung von sich. Sportliche Entscheidungen treffen beim HSV andere. Manager Frank Arnesen zum Beispiel. Der hat zuletzt allerdings keine Gelegenheit ausgelassen, dem Trainer seine Treue zu bekunden. Für Willi Schulz wäre ein Trainerwechsel eine zu einfache Maßnahme: „Was ist eigentlich los bei uns, dass immer die Trainer alles ausbaden müssen“, sagte der Ex-Profi am Montag.
Dabei ist Oennings Bilanz mit nur einem Punkt aus sechs Spielen vernichtend. Sechsmal schickte Oenning sein Team in dieser Saison aufs Feld, sechsmal wählte er unterschiedliche Aufstellungen. Gegen Mönchengladbach versuchte er es am vergangenen Wochenende mal mit sieben Defensiv-Spielern - und scheiterte grandios. Das Tor zum 0:1 war bereits das achte Gegentor (von insgesamt 17) nach einer Standardsituation. Vorne harmlos, hinten hilflos - der HSV gibt 2011 ein trauriges Bild ab.
Die Ära Michael Oenning wird schon jetzt als eines der dunkelsten Kapitel in die HSV-Chronik eingehen: Denn schaffen die Norddeutschen auch am Freitag beim Auswärtsspiel in Stuttgart keinen Dreier, droht der saisonübergreifende Minus-Rekord von 14 Spielen in Serie ohne Sieg. Das schaffte bisher nur Josef Schneider. Er war seinen Job als HSV-Trainer im Jahr 1967 nach dem 14. Spiel in Folge ohne Erfolg allerdings los.