Glinde. Glinde informiert am 11. November über die Pläne zur Unterkunft Am Alten Lokschuppen. Anwohner hatten sich mit einer Petition gewehrt.
Die Stadt Glinde lädt für Montag, 11. November, zu einem Anwohnergespräch ein, um interessierte Bürgerinnen und Bürger über die Pläne für die Flüchtlingsunterkunft im Gewerbegebiet an der Straße Am alten Lokschuppen zu informieren. Es findet ab 18 Uhr im Festsaal des Marcellin-Verbe-Haus (Markt 2) statt. Die Stadt plant, auf einem unbebauten Grundstück Häuser für Geflüchtete zu errichten. Der Standort für das Flüchtlingsheim ist umstritten.
Nun gibt es Neuigkeiten zu den konkreten Plänen. Entwürfe für den Bau hatte die Stadt Glinde Anfang September bereits vorgestellt. Die Bauarbeiten sind jetzt ausgeschrieben. Demnächst wird der Bau beauftragt. „Jetzt liegen die ersten Planungen für das Außengelände mittlerweile vor“, gibt die Stadt Glinde in einer Pressemitteilung bekannt. Diese möchte Bürgermeister Rainhard Zug mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung den Anwohnern vorstellen.
Umstrittenes Flüchtlingsheim im Gewerbegebiet in Glinde: Jetzt gibt es neue Details
Knapp ein Jahr ist es mittlerweile her, dass der Entschluss für die Flüchtlingsunterkunft im Gewerbegebiet gefallen ist. In der Stadtverordnetenversammlung am 21. Dezember 2023 hatte die Stadtvertretung zugestimmt, das besagte Grundstück zu mieten, um dort Gebäude für Geflüchtete zu errichten. Es sollen Häuser in Modulbauweise entstehen.
Die Unterkunft soll dazu beitragen, die angespannte Unterbringungssituation in der Stadt zu entspannen. Denn: „Die Stadt Glinde steht weiterhin vor der Herausforderung, genügend Wohnraum für Geflüchtete zu finden. Es werden in unserer Stadt weniger Menschen aufgenommen, als das Gesetz vorsieht. Der Grund: Wohnungen sind knapp“, heißt es in der aktuellen Mitteilung der Stadt Glinde.
Pläne waren nach Bekanntwerden auf heftigen Widerstand gestoßen
Die Pläne sind nach Bekanntwerden seinerzeit auf heftigen Widerstand gestoßen. Als die Verwaltung im Januar erstmals das Vorhaben präsentiert hatte, waren die Emotionen hochgekocht, Bürgermeister Zug war verbal attackiert worden. Damals noch war der Plan, bis zu 80 Menschen im Gewerbegebiet unterzubringen. Bürger Jan Müller startete eine Petition gegen Wohnbebauung auf dem Areal. 736 Personen, davon 574 aus Glinde, unterschrieben. Die Ablehnung des Heims wurde unter anderem damit begründet, dass man Wertverluste der eigenen Immobilien fürchte. Die Protestler drohten mit einer Klage. Die Stadt Glinde hielt an dem Vorhaben fest.
Mittlerweile scheinen die Wogen zumindest etwas geglättet zu sein. Bei der jüngsten Einwohnerversammlung zum Thema ging es gesittet zu. Anwohner monierten zwar die Anordnung der Gebäude, möchten sie versetzt und den Spielplatz auf der Rückseite haben wegen möglicher Lärmbelästigung. Doch den meisten scheint klar zu sein, so damals der Eindruck, dass sie das Projekt nicht verhindern können und sich demnächst mit neuen Nachbarn arrangieren müssen.
Maximal 50 Menschen sollen in der neuen Unterkunft eine Bleibe finden
So groß wie zunächst angedacht wird die Unterkunft nicht. Maximal 50 Menschen sollen auf dem Grundstück eine neue Bleibe finden. Ein Architekt hatte drei Varianten skizziert, von denen die mit dem geringsten Volumen ausgewählt wurde. Auf eine Obergrenze mit der Zahl 50 hatte die CDU gedrängt. Zwei Häuser nach Bauart wie in der Unterkunft am Schlehenweg mit zwei Etagen, Satteldach und mittigen Treppenaufgängen sollen errichtet werden.
Wenn alles nach Plan läuft, könnte die Anlage, so Bürgermeister Zug Anfang September, Ende März bezugsfertig sein. Die beiden Immobilien kosten bis zu 1,7 Millionen Euro. Es handelt sich dabei laut dem Rathauschef um keine Gemeinschaftsunterkunft. Die Wohnungen haben jeweils eine Küche sowie ein Bad. Der Pachtvertrag für das 1500 Quadratmeter große Grundstück über zehn Jahre gilt seit Januar. Glinde zahlt pro Monat 4300 Euro an den Eigner.
Es sollen hauptsächlich Männer und, wenn überhaupt, wenige Familien untergebracht werden
In den vergangenen Informationsveranstaltungen zum Thema schien die Verwaltung bemüht, die Anregungen der Anwohner zu berücksichtigen. Eine davon war, dass ein Fußweg in der Dunkelheit beleuchtet wird. Zug sagte im September zu, das Anliegen zu prüfen. In der Einrichtung werden laut Bernd Mahns, Leiter des Amts für Bürgerservice, überwiegend Männer aus Kriegs- und Krisenregionen untergebracht und, wenn überhaupt, nur wenige Familien.
Auch interessant
- VW gerät auf K80 in den Gegenverkehr: Zwei Verletzte
- Großbrand auf Recyclinghof Melor in Reinbek: Wie gefährlich sind fest verbaute Akkus?
- Tierschutz: Tierheime schlagen Alarm – Schleswig-Holstein will Zuschüsse streichen
Der Druck, neue Unterkünfte für Geflüchtete zu schaffen, ist groß. Derzeit beherbergt Glinde 468 Flüchtlinge und ist bei der Quote im Minus. Die Stadt hatte, Stand September, 24 Personen weniger aufgenommen, als ihr zugewiesen sind. Sie wurden auf andere Kommunen verteilt. Zuvor war man sogar mit 33 in Rückstand.
Glinde hat rund 80 Häuser und Wohnungen für Flüchtlinge angemietet
Glinde hat rund 80 Häuser und Wohnungen für Flüchtlinge angemietet. Bis Jahresende oder spätestens bis zum Frühjahr soll die Zahl auf rund 100 steigen. Doch auch das wird nicht reichen. In den ersten acht Monaten dieses Jahres hat Glinde bereits so viele Menschen aufgenommen wie im gesamten Jahr 2023.
In den jüngst errichteten drei Tiny Houses an der Straße Am Berge mit Platz für 18 Personen herrscht Vollauslastung. Das gilt auch für die großen Anlagen am Schlehenweg und Willinghusener Weg. Für den Bau neuer Heime schaut sich die Stadtverwaltung nach weiteren Flächen um. Unter anderem die Straße Am Anger sowie die Sönke-Nissen-Allee scheinen denkbar, wie Bürgermeister Rainhard Zug bei der vergangenen Einwohnerversammlung mitteilte.