Glinde. Glinde pachtet Gelände für zehn Jahre und zahlt pro Monat 4300 Euro an den Eigner. Wie viele Personen an dem Standort leben sollen.
Derzeit beherbergt Glinde rund 400 Flüchtlinge, dazu zählen auch solche mit Bleiberecht ob eines abgeschlossenen Asylverfahrens. Bei der Quote ist die Kommune schon seit Langem nicht mehr im Soll, hat aktuell 29 Personen weniger untergebracht, als ihr zugewiesen sind. Mit dem Anmieten von Wohnungen und Häusern kann die Stadt das Defizit nicht beseitigen, muss also selbst bauen. Das macht sie im Gewerbegebiet an der Straße Am Alten Lokschuppen.
Dafür wurde ein rund 1500 Quadratmeter großes Grundstück von einer Privatperson für zehn Jahre gepachtet. Der Mietvertrag gilt seit dem 1. Januar. Pro Monat zahlt Glinde 4300 Euro an den Eigner. Der Deal wurde von der Politik hinter verschlossenen Türen abgesegnet.
Kein Platz: Stadt Glinde schickt Flüchtlinge ins Gewerbegebiet
Die konkreten Planungen für das Areal können erst starten, nachdem der Haushalt 2024 vom Kreis Stormarn genehmigt ist. In diesem sind 1,65 Millionen Euro vorgesehen für Gebäude samt Ausstattung. Der Bebauungsplan lässt Komplexe mit drei Geschossen zu. Die Verwaltung will im Gewerbegebiet für rund 80 Menschen aus Kriegs- und Krisenregionen eine Bleibe schaffen. Eine Idee ist, zwei Modulhäuser wie jene am Schlehenweg mit jeweils Raum für 26 Personen nebeneinander zu platzieren und eine Ebene draufzusetzen. Welche Variante am besten ist, womöglich geht man auch mehr in die Breite und belässt es bei zwei Geschossen, muss das Bauamt eruieren. Die Abteilung ist momentan unterbesetzt und hat viele Aufgaben zu erledigen. Deshalb ist es fraglich, ob das Flüchtlingsheim schon in diesem Jahr erstellt wird.
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An der Straße Am Berge ist hingegen alles vorbereitet für die Aufstellung von drei mobilen Wohneinheiten, sogenannte Tiny Houses. „Die Erdarbeiten sind erledigt, Stromkabel und Abwasserleitungen verlegt. Auch der Schwertransport ist genehmigt. Der Händler hat allerdings noch keinen Liefertermin genannt“, sagt die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin Taisija Tissen. Laut Vertrag müsse die Firma die Häuser bis Ende Januar bringen. In ihnen ist Platz für 18 Menschen. Das Projekt kostet 412.000 Euro, das Land steuert 300.000 Euro bei.
Bürgermeister berief Krisentreffen ein mit Parteienvertretern
Wegen der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt hatte Bürgermeister Rainhard Zug im vergangenen Oktober einen Krisentreff mit Vertretern aller Parteien einberufen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Appelle an die Bevölkerung, Immobilien an die Stadt zu vermieten, hatten zuvor nicht den gewüschten Erfolg gebracht. Dass die Tiny Houses nicht ausreichen, war ohnehin klar. Der Verwaltungschef richtete den Fokus auf die Fläche im Gewerbegebiet, der Eigner willigte ein. Die Flüchtlingsunterkunft am Willinghusener Weg gegenüber dem Friedhof wollte man nicht vergrößern. Dafür müsste Glinde nämlich Wald roden und Ausgleichsflächen schaffen.