Glinde. Geplanter Neubau in Glinder Gewerbegebiet. Kleine Variante mit Platz für 50 Personen gewählt. Was Protestlern Kopfzerbrechen bereitet.

  • Stadt Glinde plant den Bau einer Flüchtlingsunterkunft
  • Anwohner äußerten Sorgen, es regte sich Potest
  • Die Stadt geht nun auf die Bedenken der Bürger ein

Es geht relativ entspannt zu an diesem Abend im Glinder Bürgerhaus bei der Informationsveranstaltung zum Bau einer Flüchtlingsunterkunft. Anwohner monieren die Anordnung der Gebäude, möchten sie versetzt und den Spielplatz auf der Rückseite haben wegen möglicher Lärmbelästigung. Der Ton bei den Einwendungen ist gesittet, von Aggressivität keine Spur. Das war bei einem Treff an identischer Stelle im Januar, als die Verwaltung erstmals das Vorhaben präsentierte, noch ganz anders. Damals kochten Emotionen hoch, Bürgermeister Rainhard Zug wurde verbal attackiert. Auf seine Aussagen folgte höhnisches Klatschen. Inzwischen dürfte den Protestlern bewusst sein, dass sie das Projekt nicht verhindern können und sich demnächst mit neuen Nachbarn arrangieren müssen. So voluminös wie befürchtet wird das Heim jedenfalls nicht. Im Gewerbegebiet an der Straße Am Alten Lokschuppen werden maximal 50 Menschen untergebracht.

Die Verwaltung hatte sich von einem Architekten drei Varianten skizzieren lassen. Alle Entwürfe wurden jetzt präsentiert. Das größte Objekt fasst 80 Personen, die Nummer zwei 62. Ausgewählt wurde der dritte Vorschlag mit dem geringsten Fassungsvermögen. Es ist ein Kompromiss, um die Menschen in der angrenzenden Arthur-Christiansen-Straße zu besänftigen. Auf eine Obergrenze mit der Zahl 50 hatte die CDU gedrängt. Zwei Häuser nach Bauart wie am Schlehenweg mit zwei Etagen, Satteldach und mittigen Treppenaufgängen werden nun errichtet. Dort gibt es vier rote Gebäude. Wobei die Farbe keineswegs gesetzt ist.

Streit um Flüchtlingsheim in Glinde: Stadt geht auf Anwohner zu

„Der Architekt hält es für möglich, dass die Anlage am 31. März bezugsfertig ist“, sagte Zug. Er rechnet mit der Erteilung der Baugenehmigung im November. Die beiden Immobilien kosten bis zu 1,7 Millionen Euro. Es handelt sich dabei laut dem Rathauschef um keine Gemeinschaftsunterkunft. Die Wohnungen haben jeweils eine Küche sowie ein Bad. Der Pachtvertrag für das 1500 Quadratmeter große Grundstück über zehn Jahre gilt seit Januar. Glinde zahlt pro Monat 4300 Euro an den Eigner. Den Beschluss fassten die Parteienvertreter hinter verschlossenen Türen. Das ist bei Vertragsangelegenheiten so üblich.

Als Anwohner von den Plänen erfuhren, liefen sie Sturm. Ihnen wurde mitgeteilt, man wolle an der Stelle für bis zu 80 Personen eine Bleibe bereitstellen. Jan Müller startete eine Petition gegen Wohnbebauung auf dem Areal. 736 Personen, davon 574 aus Glinde, unterschrieben. Die Ablehnung des Heims wurde unter anderem damit begründet, dass man Wertverluste der eigenen Immobilien fürchtet und um die Sicherheit von Kindern. Zudem drohte die Gruppe der Stadt mit Klage für den Fall, dass sie keinen Rückzieher macht. Zug und die Politik ließen sich jedoch nicht einschüchtern, schlossen eine Kehrtwende aus. Stattdessen setzt Glinde auf Beteiligung und versucht, Vorschläge aus der Bevölkerung zu berücksichtigen.

Glinde beherbergt momentan 468 Flüchtlinge

Dazu gehört, dass ein Fußweg in der Dunkelheit beleuchtet wird. Der Verwaltungschef sagte jetzt zu, dieses Anliegen zu prüfen. Und er versprach, dass der Zaun hin zum Weg keine Tür bekommt. In der Einrichtung werden laut Bernd Mahns, Leiter des Amts für Bürgerservice, überwiegend Männer aus Kriegs- und Krisenregionen untergebracht und wenn überhaupt, dann nur wenige Familien. Der Druck ist groß. Derzeit beherbergt Glinde 468 Flüchtlinge und ist bei der Quote im Minus. Die Stadt hat 24 Personen weniger aufgenommen, als ihr zugewiesen sind. Sie wurden auf andere Kommunen verteilt. Zuletzt war man sogar mit 33 in Rückstand. „Wir haben schon mehrmals Zwangszuweisungen bekommen“, sagt Mahns.

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Er berichtet, dass Glinde 81 Häuser und Wohnungen gemietet hat. Die Zahl werde bis Jahresende oder spätestens im Frühjahr auf nahezu 100 steigen. Doch das reicht nicht aus, um den Verpflichtungen nachzukommen. Die Verwaltung rechnet mit weiteren Neuankömmlingen. Deshalb wird man im Gewerbegebiet aktiv. In den ersten acht Monaten dieses Jahres hat Glinde bereits so viele Menschen aufgenommen wie in 2023. In den jüngst errichteten drei Tiny Houses an der Straße Am Berge mit Platz für 18 Personen herrscht Vollauslastung. Das gilt auch für die großen Anlagen am Schleheweg und Willinghusener Weg.

Rodung von Wald für weitere Heime ist laut Bürgermeister denkbar

Für den Bau weiterer Heime schaut sich die Stadtverwaltung inzwischen nach Flächen um, hat dabei die Straße Am Anger sowie die Sönke-Nissen-Allee im Blick. Auch die Rodung von Wald für Gebäude ist für den Bürgermeister denkbar. Das alles erzählte er den Besuchern der Informationsveranstaltung. Eine Frau aus den Reihen der Protestler sagte dieser Redaktion im Nachgang, dass die Festlegung auf maximal 50 Personen Am Alten Lokschuppen positiv zu bewerten sei. Die Belegung mit Männern im großen Stil bereitet Anwohnern jedoch Kopfzerbrechen. „Eine Klage ist noch nicht vom Tisch“, so die Dame. Sie und ihre Mitstreiter wollten Kenntnis über das Sicherheitskonzept. Das lehnte Zug ab. Die Begründung: Dann seien alle entsprechenden Maßnahmen bekannt und wären nicht mehr anwendbar.