Wentorf. Die Unternehmerin hatte es nicht immer leicht in Deutschland. Warum sie sich im Wentorf-Reinbeker Golf-Club besonders heimisch fühlt.

Heimat. Das ist für Grace Denker schon längst Norddeutschland. „Ich fühle mich hier eher zu Hause als in Afrika, wo ich schon seit über 20 Jahren nicht mehr gewesen bin. Hier habe ich meine Familie, hier habe ich mir ein Leben aufgebaut“, sagt die Hamburger Unternehmerin, die in Nigeria geboren wurde. Ihre Freizeit verbringt sie besonders gern im Wentorf-Reinbeker Golf-Club. Obwohl ihr Mann Golf nicht mag.

Heimat. Das ist für Grace Denker auch die Hamburger Kunstszene. Seit 2017 betreibt sie in Hammerbrook ein Atelier, unterstützt vorwiegend unbekannte Künstlerinnen und Künstler aus allen möglichen Ländern, organisiert Ausstellungen, bringt Kunst und Wirtschaft zusammen. „Das ist aber nur ein Hobby“, betont sie. „Im Hauptberuf betreibe ich ein Institut für Erwachsenenbildung.“ Dort können Interessierte ihren Berufsabschluss nachholen.

Grace Denker – Mit dem Golfspiel gegen die Vorurteile

Ihre Fortbildungs-Kurse sind gefragt. Die Plätze sind rar, obwohl jeder, der mitmischen möchte, erst einmal einen Aufnahmetest bestehen muss. Gemeinsam mit ihrem Mann Bernd hat Grace Denker daher alle Hände voll zu tun, zumal da ja auch noch die beiden Töchter im Alter von neun und zwölf Jahren sind. Doch sie mag es turbulent. Sie ist eine Powerfrau, die sich in alles voll hineingibt, was sie anfängt.

Grace Denker, Wentorf-Reinbeker Golf-Club
Grace Denker auf der Anlage des Wentorf-Reinbeker Golf-Clubs. Hier spielt sie gern. Ihr Golf-Handicap hat sie mit den ersten Turnieren bereits von 54 auf 42 gesteigert. © Volker Gast | Volker Gast

Grace Denker kann begeistern, das ist vielleicht ihre größte Stärke. So hat sie die renommierte Marriott-Hotelkette als Sponsor für ihre Gala „BiZmeetsArt“ gewonnen. „Im Jahr 2022 haben wir zum ersten Mal eine solche Kulturwoche gemacht, haben 30 Künstlerinnen und Künstler und 30 Unternehmen zusammen gebracht“, erinnert sie sich. Mittlerweile ist die Gala eine feste Größe im Hamburger Kulturkalender. Auch ein gleichnamiges Magazin gibt es, das Geld in die Kasse spült. „Aber es ist eine ständige Herausforderung, das Projekt am Leben zu halten“, gibt sie zu.

Das Kunstgewerbe ist hart, viele Kulturschaffende kämpfen um ihre Existenz

Das internationale Flair der Kulturszene liegt ihr. Hier blüht Grace Denker auf. Sie engagiert sich, um Menschen ein Forum zu geben, die ihr künstlerisches Schaffen gern zum Beruf machen würden oder dieses schon getan haben. Denn das ist schwierig. „Das Kunstgewerbe ist hart. Die Preise für ein Kunstwerk beginnen schon bei 300 Euro“, erzählt die Galeristin. „Das Teuerste, das wir mal verkauft haben, kostete 5000 Euro.“ Reich wird man damit also nicht.

Kunstwerk
Das Kunstwerk „Comedian“ von Maurizio Cattelank, eine an die Wand geklebte Banane, löste 2019 bei einer Kunstausstellung in Miami Beach eine Debatte aus, ob so etwas noch Kunst ist. Der Krypto-Milliardär Justin Sun aus Hongkong erwarb das Kunstwerk jüngst für 6,2 Millionen Dollar – und aß die Banane auf. © DPA Images | ---

Dabei suggeriert die Weltpresse im Moment ja etwas völlig Anderes. So investierte der Krypto-Milliardär Justin Sun aus Hongkong jüngst 6,2 Millionen Dollar in den Erwerb des Kunstwerks „Comedian“, eine mit Klebeband an einer Wand befestige Banane. „Der wahre Wert des Kunstwerks liegt in dem Konzept selbst“, begründete Sun seinen Kauf gegenüber dem „Manager Magazin“.

6,2 Millionen Euro für eine festgeklebte Banane? Ein echtes Ärgernis

Grace Denker kann er damit nicht überzeugen. „Es gibt so viele ernstzunehmende Künstlerinnen und Künstler, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten“, ärgert sie sich. So ein Marketing-Gag wie die festgeklebte Banane sei da nicht hilfreich. „Wir haben bei uns Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebenswegen“, schwärmt sie. „Kunst muss etwas in dir auslösen. Sonst ist es nur Dekoration.“ Zum Beispiel Gefühle von Verbundenheit, Vertrautheit, Heimat.

Heimat. Das war für sie einmal Nigeria. „Aber ich erinnere mich nicht gern an meine Kindheit. Sie war nicht gerade perfekt“, wehrt sie ab. Sie ging nach London, studierte Business, Ökonomie und Finanzen, zog dann für ihren ersten Job nach Nordrhein-Westfalen. Und musste feststellen, dass ihre afrikanische Heimat, die sie so gern hinter sich lassen wollte, mitgereist war. „In Westdeutschland hielten die Menschen buchstäblich auf offener Straße an, um mich anzustarren“, erzählt sie betroffen. „Das hatte ich in London nie erlebt.“

Der Wentorf-Reinbeker Golf-Club ist ihre Wohlfühl-Oase

Als es sie beruflich nach Hamburg verschlug, wurde es besser. Heute ist sie in der Stadt als selbstständige Unternehmerin etabliert, privat in Schleswig-Holstein ansässig. Mit dem Wentorf-Reinbeker Golf-Club hat sie ihre ganz eigene Wohlfühl-Oase gefunden. „Die Menschen hier sind weitgereist. Sie haben viele fremde Kulturen gesehen“, schildert sie. Als Frau mit schwarzer Hautfarbe sei es daher für sie dort sehr angenehm, Erlebnisse wie damals in Nordrhein-Westfalen gebe es nicht.

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In Hamburg hingegen von Zeit zu Zeit schon. „Aber dann funktioniere ich weiter“, sagt sie. „Ich kann so etwas gut abschütteln.“ Wichtig sind ihr ihre Ziele, ihre Projekte. Immer wieder fordert sie sich neu heraus. So hat sie 2018 den Independent-Spielfilm „Edda Tudor“ produziert und dabei auch selbst Regie geführt. „Ich mag das Kreative“, sagt sie. Die Geschichte einer Frau, die durch die Rückkehr ihres lange vermissten Bruders aus dem emotionalen Gleichgewicht geworfen wird, lief sogar im Rahmenprogramm der Berlinale.

In ihrem Buch „Das wahre Selbst“ gibt Grace Denker Lebenshilfe

Auch als Buchautorin hat sich Grace Denker bereits versucht. In dem Werk „Das wahre Selbst“ von 2020 nutzt sie ihre eigene Lebenserfahrung, um der Leserschaft einen spirituellen Leitfaden an die Hand zu geben, in dem „jedes Kapitel die Macht beleuchtet, die Sie in sich tragen, um in Ihrem Leben Erfüllung zu schaffen“. Andere zu motivieren, darin ist sie gut.

Erfüllung für sich selbst hat Grace Denker in ihrem Familienleben und in der Kunstszene längst gefunden. Und dann ist da ja auch noch der Wentorf-Reinbeker Golf-Club. „Ich habe mit den ersten Turnieren mein Handicap bereits von 54 auf 42 gesteigert“, erzählt sie stolz. Natürlich ist sie auch hier ehrgeizig. Nur Ehemann Bernd Denker mag noch nicht so recht mitspielen. „Er sagt immer, Golfspielen, das ist doch nur Spazierengehen“, klagt sie ihr Leid. Aber wer Grace Denker kennt, der weiß, dass sie sich damit sicher nicht so schnell abfinden wird.