Hamburg. Der Hamburger Reeder und Investor Hermann Ebel verkauft seine luxuriösen Sea-Cloud-Windjammer. Die Pläne der neuen Eigentümer.

Der bekannte Hamburger Reeder und Investor Hermann Ebel trennt sich von einem Unternehmenszweig, der besonders eng mit seinem Namen verbunden ist: Ebel verkauft Sea Cloud Cruises. Das Geschäft mit Luxus-Kreuzfahrtreisen auf Windjammern soll vom maritimen Investmentunternehmen The Yacht Portfolio übernommen werden. Eine entsprechende Absichtserklärung sei unterzeichnet worden, teilte Sea Cloud Cruises mit. Ebel will die Transaktion noch in der ersten Jahreshälfte 2022 abwickeln.

Das Unternehmen Yacht Portfolio hat seinen offiziellen Hauptsitz auf Malta, von wo aus es die Luxus-Kreuzfahrtmarke The Ritz-Carlton Yacht Collection betreut. Dahinter steht aber die US-amerikanische Hotelgruppe Marriott International, die über Luxusreisen ins Kreuzfahrtgeschäft einsteigen will.

Sea Cloud Cruises: Drei luxuriöse Windjammer von Hamburger Reeder verkauft

Sea Cloud Cruises betreibt drei luxuriöse Windjammer, die „Sea Cloud“, „Sea Cloud II“ und den frisch in Dienst gestellten Neubau „Sea Cloud Spirit“. Der Unternehmenssitz soll auch nach dem Verkauf in Hamburg bleiben. Die 45 Beschäftigten behalten ihre Jobs. Dadurch sei sichergestellt, dass die persönlichen Beziehungen der Mitarbeiter zu allen Kunden und Geschäftspartnern erhalten blieben. Auch die bestehenden Törnplanungen und Charterverpflichtungen würden fortgeführt, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Die Beschäftigten, die erst am Montag über die Pläne informiert worden waren, hätten positiv auf die Ankündigung reagiert, sagte Sea-Cloud-Mitgeschäftsführer Daniel Schäfer, der das operative Geschäft betreut. Auch er soll weiterbeschäftigt werden. Zwar verliere das Unternehmen nun seine Stellung als Familienbetrieb. Dafür würden sich aber mit dem neuen Partner große Chancen auftun. „Das gilt insbesondere für den US-Markt, in dem wir nur schwer Fuß fassen konnten.“

Hermann Ebel hat mit Sea Cloud Cruises eine erfolgreiche Marke etabliert. Die Reisen finden weitgehend unter Segeln statt, ohne zusätzliche Motorkraft. Mit dieser sauberen Art der Kreuzfahrt sowie mit den edel ausgestatteten Großseglern, die zahlreiche luxuriöse Annehmlichkeiten bieten, hat sich Sea Cloud Cruises international einen Namen und einen treuen Kundenstamm erworben.

Luxus-Kreuzfahrten mit Sea-Cloud-Yachten sind Nischenprodukt

Obgleich nur ein Nischenprodukt hat allerdings auch diese Reiseart wie das gesamte Kreuzfahrtgeschäft stark unter Corona gelitten. Ausgerechnet in der schlimmsten Phase der Pandemie wurde das dritte Schiff, die „Sea Cloud Spirit“, in Dienst gestellt. Dies hat das Unternehmen finanziell schwer belastet. Hinzu kommt, dass alle Investoren von Sea Cloud Cruises, von denen Ebel der Mehrheitseigentümer ist, in einem Alter sind, in dem man sich langsam aus dem Geschäftsleben zurückzieht. Ebel ist Jahrgang 1949. Und da hinter den Käufern viel Geld steht – die Ritz-Carlton Yacht Collection wird durch den US-amerikanischen Großinvestor Oaktree finanziert –, dürfte der Kaufpreis auch angemessen sein. Über diesen schweigen sich die beiden Parteien aber aus.

Hermann Ebel, Geschäftsführer von Sea Cloud Cruises.
Hermann Ebel, Geschäftsführer von Sea Cloud Cruises. © Klaus Bodig / HA

Ebel wird seinen Geschäftsführerposten nach der erfolgreichen Transaktion vermutlich räumen. „Wir freuen uns, dass The Yacht Portfolio die Marktposition von Sea Cloud stärken wird“, sagte er. „Die Weichen für viele weitere Jahre erfolgreicher internationaler Vermarktung sind gestellt und der Grundstein für weiteres Unternehmens- und Flottenwachstum ist gelegt.“ Die Sea Cloud passe gut zur kontinuierlichen Konzentration auf den Aufbau eines starken Portfolios von Nischen-Luxusmarken, ergänzte Douglas Prothero, Chef von The Yacht Portfolio.

Mit seiner Frau Milena betreut Hermann Ebel auch die Stiftung Maritim

Ebel, der noch dem Aufsichtsrat der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority angehört, war früher schwerpunktmäßig in der Handelsschifffahrt aktiv. Dazu gründete er Anfang der 1980er-Jahre mit einem Partner das Finanzierungshaus Hansa Treuhand. Das Unternehmen warb bei Anlegern Eigenkapital zur Finanzierung von Schiffen ein. Mit dem Betrieb von rund 30 Containerschiffen war Ebel später auch selbst als Reeder aktiv. 2017 musste er aber infolge der lang anhaltenden Krise der maritimen Industrie Planinsolvenz anmelden. Heute betreibt die Hansa Treuhand neben Immobiliengeschäften noch Fondsgeschäfte mit Flugzeugen.

Zusammen mit seiner Frau Milena betreut Hermann Ebel auch die Stiftung Maritim, die Kinder- und Jugendkulturprojekte in Hamburg fördert. Er ist ein angesehener Bürger in der Hansestadt. In die Schlagzeilen geriet er allerdings in der vergangenen Woche: Wegen des Verdachts der illegalen Abwrackung eines Schiffs war er zusammen mit anderen Beteiligten ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Ebel bestreitet den Vorwurf, die Ermittlungen laufen derweil.

Wenn die erst vor einem halben Jahr getaufte „Sea Cloud Spirit“ am 17. Juni erstmals die Heimatstadt ihrer Reederei anläuft, wird sie schon in ausländischem Besitz sein. Denn nicht nur die Betreiberfirma Sea Cloud Cruises, sondern auch die Schiffe gehen an The Yacht Portfolio.

„Sea Cloud Spirit“: Vergoldete Wasserhähne in 69 Kabinen

Die „Sea Cloud Spirit“ ist ein schlankes, elegantes Dreimast-Vollschiff, das aufgetakelt von 28 Segeln vorangetrieben wird. Unter Deck bietet sie viel Luxus – bis hin zu den vergoldeten Wasserhähnen in den Bädern. Die „Sea Cloud Spirit“ ist deutlich größer als ihre Schwestern, die sich nur ab und zu in Hamburg blicken lassen. Sie hat 69 Außenkabinen in edlem Yacht-Design, darunter drei sogenannte Owner ­Suites. Und sie verfügt vor allem über Balkonkabinen. Das ist eine Seltenheit bei Segelschiffen und ein Zugeständnis an den klassischen Kreuzfahrtmarkt. Das 138 Meter lange Schiff hat einen großzügigen Wellnessbereich mit finnischer Sauna und Dampfbad. Dazu gibt es eine Lounge mit einem Steinway-Flügel für Livekonzerte. Eine eigene Friseurstube und eine Boutique komplettieren das Angebot. Nun wechselt auch dieses Luxusschiff den Besitzer.