Lauenburg. Wurst und Glühwein gibt es überall. Aber einen Vollmond und Flockenwirbel, selbst bei Nieselregen? Das gibt es nur in Lauenburg.
Zauberhafte Engel, märchenhafte Wesen und ein weihnachtlicher Duft, der über den Schlossplatz zieht – traditionell am zweiten Adventswochenende wird es magisch in Lauenburg. Der Weihnachtsmarkt rund um das Schloss gehört zu den beliebtesten in Norddeutschland. Im Hamburger Stadtmagazin www.mitvergnuegen.com wird er zusammen mit so bekannten Märkten wie in Lübeck und Lüneburg genannt.
Dazu trägt ganz bestimmt der romantische Blick über die Elbe zur Funkelstunde bei. Aber es gibt noch andere Gründe, die den Weihnachtsmarkt rund um den Schlossturm so einzigartig machen.
Weihnachtsmarkt in Lauenburg ist 2012 in die Oberstadt verlegt worden
Seit 2012 hat der Lauenburger Weihnachtsmarkt seinen angestammten Platz rund um das Schloss und am Rande des Fürstengartens. Seitdem ist der Markt auch für Rollstuhlfahrer und andere Besucher, die nicht gut zu Fuß sind, bequem zu erreichen. Trotzdem glich der Umzug damals einer kleinen Revolution: Nach 41 Jahren im historischen Ambiente der Altstadt wurde die Traditionsveranstaltung in die Oberstadt verlegt.
Was damals bei vielen Lauenburgern für Skepsis sorgte, hat sich inzwischen als Glücksfall entpuppt. Das Gelände am Schloss bietet das perfekte Ambiente für einen stimmungsvollen Weihnachtsmarkt: Ob Frau Holle, die es vom Schlossturm schneien lässt, oder der weite Blick über die Elbe mit einem dampfenden Glühwein in der Hand – das sind Highlights, die nicht überall zu finden sind. Vor allem sind es aber die farbigen Lichtskulpturen der Firma Zirkel Event, die am Eingang für außergewöhnlich magische Momente sorgen.
Eröffnung in der Kirche mit Nikolaus und Shantychor
Eröffnet wurde der Weihnachtsmarkt am Freitag, 16 Uhr in der Maria-Magdalenen-Kirche. Traditionell dabei auch in diesem Jahr der Lauenburger Shantychor Die Kielschweine. Und weil es der 6. Dezember war, trug diesmal nicht der Weihnachtsmann das Licht von der Kirche zum Lauenburger Schloss, sondern der Nikolaus. Im Kostüm des bärtigen Alten steckte in diesem Jahr Christian Tödter.
Auf dem Schlossplatz hatten allerlei Gastronomen ihre Stände aufgebaut. Ein Duftgemisch aus Bratwurst, Wildburger, Schmalzgebäck und Erbsensuppe lag in der Luft. Überhaupt waren es vor allem Zelte mit den verschiedenen Angeboten der Gastronomen, an denen die Besucher ihr Geld lassen konnten. Der auf vielen Weihnachtsmärkten verbreitete Plastikkitsch fehlte, allerdings auch Stände von Kunsthandwerkern, die sonst für eine weihnachtliche Atmosphäre sorgten. Ein Trend, der seit Jahren auf vielen Weihnachtsmärkten zu beobachten ist.
Nieselregen? Egal, Frau Holle lässt es trotzdem schneien
An allen drei Tagen ab es auf dem Lauenburger Weihnachtsmarkt ein stimmungsvolles Bühnenprogramm. Am Sonnabend versetzte ein Bläserensemble aus Lüneburg die Besucher in festliche Stimmung. Um 19 Uhr begann die Glühweinparty mit der Band „Nightline“. Am Sonntag sorgten ab 15 Uhr „Die Kielschweine“ auf der Bühne noch einmal für eine romantische Seemannsweihnacht.
Wie schon in den vergangenen Jahren schlenderten an allen drei Tagen Märchenfiguren über den Markt. Auch Frau Holle war dabei. Zum Glück, so konnte der gelegentliche Nieselregen den Besuchern nicht die Laune verderben. An allen drei Tagen gab es vom Schlossturm aus einen dichten Flockenwirbel. Im Märchenzelt wurden die alten Legenden erzählt – wie es früher in den Lauenburger Familien zur Weihnachtszeit üblich war.
Was den echten Lauenburger Eiergrog so besonders macht
Apropos Traditionen. Dazu gehört ganz sicher auch der echte Lauenburger Eiergrog, der früher zur Weihnachtszeit nicht fehlen durfte. Klar wird das süß-süffige Getränk heutzutage auf vielen Weihnachtsmärkten angeboten, aber angeblich ist nur das Rezept aus Lauenburg das originale und über viele Jahrhunderte erhalten geblieben. „In den vergangenen Jahren fand sich niemand, der den Eiergrog auf unserem Weihnachtsmarkt angeboten hat. In diesem Jahr können die Besucher ihn endlich wieder genießen“, freute sich Karsten Legeler von der Wirtschaftlichen Vereinigung.
Dabei war der Eiergrog in früheren Zeiten gar kein typisches Weihnachtsgetränk. Holländische Zimmerleute sollen das Rezept im 15. Jahrhundert eingeführt haben, als sie beim Bau der Schleusen im Stecknitzkanal halfen. Später wurde es das Traditionsgetränk der Lauenburger Schipperhöge. Übrigens: Wer sich für das Originalrezept interessiert, sollte beim nächsten Besuch in der Altstadt mal einen Blick auf die Keramiktafel am ehemaligen „Hotel Möller“ an der Elbstraße 44 werfen. Die verrät, was Jahrhunderte lang ein gut gehütetes Geheimnis war: das Originalrezept für den Lauenburger Eiergrog.
Der Renner auf dem Weihnachtsmarkt: Glühgin aus Lauenburg
Wer lieber mal was Neues ausprobieren wollte, kam auch auf seine Kosten. Vor zwei Jahren haben Sebastian Kohnert und Ataja Steinbach den Lauenburger Gin entwickelt, der inzwischen in vielen Geschäften rund um Lauenburg angeboten wird. Wer sagt denn, dass der Wacholderschnaps mit Tonic gemixt, nur als Sommergetränk taugt? Bevor die beiden Lauenburger mit dem Rezept für den fruchtigen Glühgin zufrieden waren, haben sie wieder viel ausprobiert.
Ein regionales Getränk sollte es werden, so wie ihr Gin. „Wir sind in die Lütauer Mosterei gefahren und haben mit verschiedenen Säften experimentiert. Jetzt freuen wir uns über das Ergebnis“, erzählte Ataja Steinbach. Verfeinert mit einer Orangenscheibe und weihnachtlichen Gewürzen, war das fruchtige Heißgetränk einer der Renner auf dem diesjährigen Weihnachtsmarkt.
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Lauenburger Weihnachtsmarkt: Der Eintritt war auch in diesem Jahr frei
Wie viel Arbeit die Organisation des Weihnachtsmarktes hinter den Kulissen macht, ahnen die Besucher sicher nicht. Andererseits ist für das Organisationsteam der Wirtschaftlichen Vereinigung (WVL) inzwischen vieles Routine. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt, Sponsoren und Lauenburger Vereinen hat sich eingespielt. Da können wir uns auf Bewährtes verlassen“, sagt Karsten Legeler. Für die Sicherheit der Besucher sorgte wie schon in den vergangenen Jahren eine Bergedorfer Sicherheitsfirma.
An einer Tradition wollten die Organisatoren auch in diesem Jahr nicht rütteln: Der Eintritt blieb frei. „Natürlich ist der Weihnachtsmarkt immer ein Zuschussgeschäft für die WVL. Aber wir fühlen uns dieser schönen Lauenburger Tradition sehr verpflichtet“, sagt Legeler.