Lauenburg . Tradition Angeblich brachten im 15. Jahrhundert holländische Zimmerleute das Rezept mit

Es gibt Geheimnisse, die werden von Generation zu Generation weitergegeben und jede Familie, die was auf sich hält, bewahrt es für alle Zeit. So ranken sich auch um den echten Lauenburger Eiergrog Legenden und Geschichten – auch wenn das Rezept inzwischen gar nicht mehr so geheim zu sein scheint.

Den berühmt-berüchtigten Lauenburger Eiergrog kredenzte schon Wirt Langner vor mehr als 200 Jahren. 1784 tischte er seinen Gästen das feurige Getränk während der „Schipperhöge“ auf. Aber bereits vorher war der Eiergrog in der Stadt wohl bekannt. Holländische Zimmerleute sollen das Rezept im 15. Jahrhundert eingeführt haben, als sie beim Bau der Schleusen im Stecknitzkanal halfen.

Höchstwahrscheinlich hat der Grog von Anfang an die alljährliche „Schipperhöge“ der 1635 gegründeten Schifferbrüderschaft versüßt. So berichtet es die Tafel am ehemaligen „Hotel Möller“ an der Elbstraße 44. Seit 21 Jahren hängt sie dort, wie der Vorsitzende des Heimatbundes und Geschichtsvereins, Horst Eggert, weiß. Anfertigen ließ sie Helmut Carsten, der damalige Wirt des Hotels. Ganz öffentlich verrät sie seitdem, was zuvor mit großem Aufwand geheim gehalten wurde: das Rezept für den Lauenburger Eiergrog. Christian Bollhorn, ein Lauenburger Schiffseigener, schilderte vor rund fünfzig Jahren als über 90-Jähriger die „Schipperhöge“ des Jahres 1860: Auch damals habe, so Bollhorn, der „Eierwein“ nur so geschäumt und das Rezept sei von jeder Wirtin diskret an ihre Nachfolgerin weitergereicht worden. Damals wurde das Geheimnis gewahrt.

Und das soll heute einfach vorbei sein? Auf den ersten Blick scheint es so. Aber Horst Eggert weiß: „Ganz so einfach ist es nicht. Lauenburger Eiergrog ist nicht gleich Lauenburger Eiergrog.“ Es gebe zwar das eine Rezept auf der Tafel, aber noch sehr viel mehr in den Lauenburger Familien. „Jeder hat sein eigenes ,Originalrezept’ für den Grog, und überall schmeckt er anders“, weiß Eggert.

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann den süßen Grog im Restaurant „XOX“ an der Elbstraße 98 probieren. Hier serviert Inhaber Eckehard Frank das Traditionsgetränk. „Am vergangenen Sonnabend habe ich den Grog für acht Leute zubereitet. Zur Winterzeit kommen mehr Anfragen als normal“, erzählt Frank. Er schwört auf das Rezept seiner Großmutter, die an der Elbstraße ein Kolonialwarengeschäft betrieb. „Das Rezept hat sie an meinen Vater weitergegeben und der an mich – eine Art Familientradition“, schildert Frank. „Bei meinen Stammgästen ist der Grog weiterhin sehr beliebt.“

Das lang gehütete Rezept ist also kein Geheimnis mehr. Statt dessen sind inzwischen viele neue Geheimrezepte entstanden – der Lauenburger Eiergrog ist vielfältiger denn je. Doch noch immer wird er nach altem Brauch und guter Sitte alljährlich zur „Schipperhöge“ serviert. Doch auch jetzt, zur Weihnachtszeit, kann sich jeder seinen eigenen Eiergrog kredenzen.

Zum Wohle Lauenburg und Deinen Freunden!

In einer Aufzeichnung von 1826 steht geschrieben, wie der echte Lauenburger Eiergrog bereitet werde: Man reibe die Schale von drei Zitronen auf Zucker ab, schütte diese mit dem Safte von 6 Zitronen, 5/4 Pfund Zucker, ein Quart Franzwein (ein Quart entspricht etwa einem Liter), ½ Quart Arrak, ½ Quart Wasser und 12 Eiern in einen Kessel, setze diesen auf Kohlenfeuer und schlage mit dem Schaumbesen, bis es in einem Schaume in die Höhe steigt.