Lauenburg. Zwei Jungs aus der Schifferstadt trinken gerne Gin und beschließen, selbst welchen zu produzieren. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte.
Von Queen Elisabeth erzählt man sich, dass sie einen bestimmten Cocktail täglich serviert haben wollte: zwei Drittel Dubonnet (ein Wermut), ein Drittel Gin, dazu eine halbe Zitronenspalte und Eiswürfel. Die Monarchin wurde immerhin 96 Jahre alt. Ob es an der belebenden Wirkung des Wacholderschnapses lag? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall war die alte Dame eine Genießerin.
Auch Sebastian Kohnert und Ataja Steinbach haben ein Faible für Gin. Für die beiden Lauenburger gibt es nichts Schöneres, als nach Feierabend mit einem guten Gin Tonic auf der Terrasse zu sitzen und den Tag ausklingen zu lassen. „Mit der Zeit sind wir wählerisch geworden. Wir wussten, was uns schmeckt und was nicht“, sagt Sebastian Kohnert. Er war es auch, der seinen Freund eines Tages dazu überredete, einen eigenen Gin zu kreieren.
Die ersten Versuche auf dem Weg zur Erfolgsgeschichte waren ungenießbar
„Das war einfacher gesagt als getan. Wir hatten ja anfangs keine Ahnung, sondern waren nur auf der Suche nach dem perfekten Rezept“, erzählt der 38-Jährige. Vor allem fruchtig sollte er sein. Weil sie ohne Konzession keinen Schnaps brennen durften, experimentierten sie mit Hochprozentigem. Dass sie mit ihrem Produkt irgendwann mal auf den Markt gehen würden, hatten sie sich damals noch nicht träumen lassen.
„Wie denn auch? Die ersten Versuche schmeckten schrecklich“, erinnert sich Ataja Steinbach lachend. Einmal hätten sie zu viel Rosmarin in den Ansatz getan. „Das Gebräu roch und schmeckte wie Badezusatz“, erzählt der 37-Jährige lachend. Nicht nur einmal landete der Ansatz im Ausguss. Ein teures Hobby hatten sich sich da ausgesucht, mussten die beiden bald feststellen.
Doch irgendwann hatten die beiden Freude den Bogen raus: Feingemörserte Wacholderbeeren, Orangenschale, Abrieb von Limette, Minze und eine Spur Rosmarin, dazu eine hochwertige Alkoholbasis. Das genaue Verhältnis der Zutaten bleibt natürlich ein Geheimnis. Was ihren Gin aber so besonders macht, verraten sie dann doch: Quitte – und zwar hier aus der Region.
Auf der Suche nach einem Destillator
„Das war ein tolles Gefühl, als unser Gin endlich so schmeckte, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt Ataja Steinbach. Die ersten Proben verkosteten sie mit Bekannten, die waren begeistert. Ob es an einem dieser Abende war, weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall rückte sein Freund irgendwann mit der Idee raus, die Ginproduktion größer aufzuziehen. „Da hatten wir schon eine ganze Menge Geld verpulvert. Also sagte ich ihm, ich bin dabei, aber nur, wenn wir nicht draufzahlen müssen.“ Hand drauf, sagte der Freund.
Die beiden wussten: Wenn sie die Sache professionell betreiben wollen, brauchen sie einen Partner, einen, der die Lizenz zum Schnapsbrennen hat. Also gingen sie mit einer Probeflasche und dem Rezept in der Hand KIinken putzen. „Irgendwie nahm man uns aber nicht ernst“, erzählt Sebastian Kohnert. Bei Ulrich Bultmann aus Bad Segeberg rannten sie mit ihrer Idee hingegen offene Türen ein. Der Inhaber der Hunnbloom Destillerie befand nicht nur den selbstkreierten Gin als gelungen, er bot sich sogar an, als Partner in das Geschäft einzusteigen. Und er gab ihnen einen Tipp mit auf den Weg: „Bleibt so regional wie möglich. Macht den Gin zu einem Produkt eurer Stadt.“
Die Marke Lauenburg auf dem Etikett und in der Flasche
Das hatten Sebastian Kuhnert und Ataja Steinbach ohnehin vor. „Wir leben in Lauenburg und sind hier aufgewachsen. Wir wollten, dass unser Produkt einen Bezug zu unserer Heimatstadt hat. Die Etiketten mit der Lauenburger Silhouette haben sie selbst entworfen und im Familienkreis diskutiert. Auf der Rückseite des Etiketts steht, was ihnen wichtig ist: „Dieser frisch schmeckende Gin soll den Charakter unserer vielfältigen Stadt tragen und sie in all ihren wunderbaren Facetten widerspiegeln.“
Am Rezept der beiden Lauenburger änderte der erfahrene Destillateur aus Bad Segeberg nichts. Streng nach Vorgabe produzierte er die ersten 60 Halbe-Liter-Flaschen. Später kamen noch ein paar kleinere Flaschen dazu. Den Moment, als die erste Charge auf dem Wohnzimmertisch stand, werden die beiden wohl nie vergessen. „Das war ein wahnsinniges Gefühl. Immerhin hatten wir eine ganze Weile für unseren Traum gearbeitet“, sagt Sebastian Kuhnert.
Unternehmen soll zweites Standbein bleiben
Inzwischen haben die beiden Freunde eine GbR gegründet. Chim Tim Gin heißt ihre Firma. Die Etiketten kleben die beiden frischgebackenen Unternehmer noch von Hand. Die Flaschen einer Lieferung werden durchnummeriert. Dass sie von ihrer Geschäftsidee mal leben können, schließen sie im Moment zumindest aus. Sebastian Kohnert arbeitet als Key Account Manager und Ataja Steinbach als Mechatroniker.
Die nächste Lieferung haben die beiden schon in Auftrag gegeben. Die ersten 60 Flaschen waren innerhalb weniger Tage verkauft. Vorerst gibt es den Lauenburger Gin auch nur innerhalb der Stadt zu kaufen: Im Cafe „Von Herzen“, beim Winhöker und im Lauenburger Rewe. Die unverbindliche Preisempfehlung für die große Flasche ist 35 Euro, für die kleine 19,95 Euro.
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Klassische Rezepte mit Gin
Eigentlich handelt es sich beim Gin Tonic um einen klassischen Longdrink, der vereinfachten Form eines Cocktails mit nur zwei Zutaten. Dabei wird Gin auf Eiswürfeln gegossen, vorsichtig mit Tonic Water aufgefüllt und leicht gerührt. Das Mischverhältnis ist dabei Geschmackssache. Wer ihn besonders stark und herb mag, mixt Gin und Tonic im gleichen Verhältnis, leichter wird’s im Verhältnis 1:3. Zur Garnierung des Gin Tonic wird eine Zeste oder Spalte Limette oder Zitrone dazu gegeben. Seltener kommt eine Scheibe Gurke ins Glas.
Im Sommer schmecken Gin-Cocktails mit Früchten der Saison besonders herrlich. Zum großen Genuss werden die Drinks, wenn man sie als Frozen Cocktail zubereitest. Dafür alle Zutaten wie Früchte, Eiswürfel und Gin in einen Hochleistungsmixer geben und gut durchmixen. Das Ergebnis ist die optimale Erfrischung an heißen Tagen und erinnert an Slushies – aber mit Schuss und ohne Farb- und Konservierungsstoffe.