Lauenburg. Die gute Nachricht für Lauenburg lautet: Einer der vier Planungsbereiche ist fertig. Warum die Freude trotzdem getrübt ist.
Es gibt tatsächlich etwas mal was zu feiern in Sachen Hochwasserschutz: Am Freitag (25. Oktober) wurde in Lauenburg der sogenannte Planungsbereich D offiziell vom Planungsbüro an die Stadt übergeben. Es ist einer von vier Abschnitten, die die Schifferstadt vor künftigen Fluten schützen sollen. Der fertiggestellte Bereich erstreckt sich von der Schleuse auf dem Elbe-Lübeck-Kanal bis zur historischen Palmschleuse. Damit wäre das Lauenburger Industriegebiet mit so wichtigen Unternehmen wie Worlée, Mewa und Smurfit Kappa vor einem künftigen Hochwasser sicher. Auch die Stecknitz-Delvenau-Niederung und die dort liegenden Gemeinden profitieren davon.
Das war es dann aber auch schon wieder. In den verbleibenden Planbereichen A bis C hätte ein Hochwasser der Elbe noch immer leichtes Spiel. Insbesondere die Lauenburger Altstadt wäre im Ernstfall noch genauso wenig geschützt, wie bei der Katastrophe im Juni 2013. Nach dem Motto: Ein Schritt vor und drei zurück steht derzeit der Hochwasserschutz für Lauenburg auf der Kippe. Nachdem der ehrenamtlich geführte Wasser- und Bodenverband dieser Tage das Handtuch geworfen hat, gibt es im Moment nicht mal einen potenziellen Träger für die Gesamtmaßnahme. Der Hochwasserschutz ist damit in eine Sackgasse geraten.
Planung Hochwasserschutz – einen Schritt und drei zurück
Doch darüber wollte sich während der feierlichen Einweihung des ersten Teilbereiches der Hochwasserschutzlinie niemand beklagen: weder die Gäste vom Land, noch der Stadt und auch nicht vom Wasser- und Bodenverband. Nur zwischen den Zeilen klang an, wie schwierig das Zusammenspiel mitunter sei. Zwischen den Stühlen sitzen nämlich oft die Planer der Anlagen, die diese Differenzen ausbaden müssen.
Als Markus Behrens vom beauftragten Büro Böger + Jäckle grob skizzierte, unter welchen Herausforderungen die Ingenieure diesen relativ unkomplizierten Bereich geplant haben, wurde deutlich, wo es unter anderem klemmt. „Wir haben 2015 mit der Planung begonnen und mussten immer wieder umplanen“, sagte er. Knackpunkt sei unter anderem das Bemessungshochwasser gewesen, über das es lange Zeit keine Einigung gab. Außerdem mussten die Bauarbeiten eng mit der Bahn AG abgestimmt werden, weil teilweise nur bei ruhendem Bahnverkehr auf der Strecke Lübeck-Lüneburg gearbeitet werden darf.
4,2 Millionen Euro für 740 Meter lange Schutzlinie
Wie teuer der Hochwasserschutz für Lauenburg insgesamt wird, weiß wegen des unausgereiften Planungsstandes niemand so genau. Grobe Kalkulationen gehen von etwa 50 Millionen Euro aus. Fast 4,2 Millionen Euro hat die Umsetzung im Planungsbereich D gekostet. Davon werden 80 Prozent vom Land Schleswig-Holstein gefördert.
Für den Rest müssen die Mitglieder des Wasser- und Bodenverbandes Stecknitz-Delvenau aufkommen. Das sind die Unternehmen im Industriegebiet und die Gemeinden ringsherum.
Bei Bedarf können Schutzelemente eingeklinkt werden
Die Errichtung der 740 Meter langen Schutzlinie war eine technische Herausforderung. Weil der Bahndamm schon knapp zehn Meter hoch liegt, ragen die verklinkerten Spundwände entlang des Schleusengeländes nur etwa einen Meter aus dem Boden. In Richtung des alten E-Werks sind Vorrichtungen montiert, in die bei Bedarf Schutzelemente eingeklinkt werden können.
In den Schleuseneingang kann bei Bedarf ein Hochwasserschutztor eingesetzt werden. Zwischen dem historischen E-Werk und dem Restaurant Shun Lam wurden die Schutzanlagen mit einem Hochwasserschutztor und ebenfalls mit mobilen Spundwänden komplettiert.
Wie schon zum ersten Spatenstich im Juni war auch zur Einweihung Johannes Oelerich vom Landesumweltministerium, nach Lauenburg gekommen. Der Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz lobte zwar die Zusammenarbeit mit der Stadt Lauenburg, ließ jedoch auch durchblicken, dass das Land nicht die Zuständigkeit für den Hochwasserschutz in Lauenburg übernehmen will.
Land lehnt Zuständigkeit für Hochwasserschutz weiter ab
Zwar sieht der aktuelle Änderungsentwurf für die „Landesverordnung über die Einrichtung des Landesamtes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz“ vor, den Zuständigkeitsbereich des LKN stromaufwärts ab Wehr Geesthacht zu erweitern. Aber eben nur bis Artlenburg – drei Elbkilometer von Lauenburg entfernt. Das ist keine Formalie: Würde der Hochwasserschutz von Lauenburg in den Zuständigkeitsbereich des Landes gelangen, wäre es nicht nur für die Errichtung und Finanzierung verantwortlich, sondern auch für die Unterhaltung der Schutzanlagen.
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So aber muss die Stadt gleich zwei Kröten in Sachen Hochwasserschutz schlucken: Zum einen den Rückzug des Wasser- und Bodenverbandes als Träger des Projektes Hochwasserschutz. Im Ernstfall bedeutet das, dass sich die Stadt selbst den Hut aufsetzt, oder dass der Hochwasserschutz in Lauenburg ad acta gelegt werden muss. Zum anderen die bittere Erkenntnis, dass Lauenburg erneut kein Platz im Küstenschutzprogramm des Landes eingeräumt wird.
Bauamtsleiter: „Die Gespräche sind sehr konstruktiv verlaufen“
Neben der erfreulichen Tatsache, dass jetzt zumindest ein Teil der Hochwasserschutzlinie steht, hatte die feierliche Einweihung noch einen weiteren positiven Aspekt: Die Entscheidungsträger des Landes waren vor Ort. Die Stadt hatte anschließend zu einer internen Beratung geladen, ob und in welcher Form die Planung und Umsetzung des Hochwasserschutzes weitergehen solle. Konkretes gab es zwar nicht, aber immerhin einen kleinen Hoffnungsschimmer. „Die Gespräche sind sehr konstruktiv verlaufen“, so die Einschätzung von Bauamtsleiter Christian Asboe nach dem Gespräch.