Geesthacht. Produzenten suchen einen neuen Standort für die Dreharbeiten von Filmen, Serien und TV-Shows. Eine alte Teppichfabrik ist im Gespräch.
Serien, Filme und TV-Shows: Die Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein (Moin) ist auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein neues TV-Studio – und hat dabei schon eine Stadt an der Elbe im Blick, genauer gesagt die ehemalige Norddeutsche Teppichfabrik in Geesthacht.
Dort hatte die Neue Deutsche Filmgesellschaft (NDF) die Innenaufnahmen für die ZDF-Vorabendserie „Hotel Mondial“ in einer alten Produktionshalle gedreht. Und auch wenn der Erfolg beim Publikum ausblieb und die Geschichten aus einem Hotelbetrieb nach zwei Staffeln abgesetzt wurden, behielten die Filmemacher den Drehort im Gedächtnis.
Filmstadt an der Elbe: Bekommt Geesthacht ein großes Filmstudio?
„Es hat eine Anfrage gegeben, ob dort auch Filmprojekte in einem größeren Rahmen durchgeführt werden könnten“, berichtete Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze den Mitgliedern des städtischen Hauptausschusses. Dabei ging es um die Zustimmung für einen „Letter of Intent“, also eine Absichtserklärung, in der die Stadt Geesthacht ihre Unterstützung zum Gelingen des Projekts zusichert.
„Damit die Filmförderung mit Geldgebern sprechen kann“, wie der Verwaltungschef weiter ausführte. Und auch der zuständige Staatssekretär würde, wie Schulze ausführte, die Errichtung eines Filmstudios unterstützen.
Der Beschluss wurde dann einstimmig gefasst. Darin heißt es: „Die Stadt Geesthacht würde bei einer weiteren Nutzung für Film- und Kunstprojekte positiv als Ansprechpartnerin für zukünftige Genehmigungsverfahren zur Seite stehen. Dies beinhaltet auch die Unterstützung bei Kooperationen mit den städtischen Gesellschaften wie den Stadtwerken oder dem Abwasserbetrieb.“
Steigerung von Geesthachts Bekanntheitsgrad
Denn die Vorteile, so Schulze, würden auf der Hand liegen: eine „gute“ Nutzung des derzeit kaum genutzten Geländes, eine Steigerung des Bekanntheitsgrades der Stadt sowie positive Effekte für Handwerksfirmen, Hoteliers in Form von Aufträgen beziehungsweise Übernachtungen.
Der Kontakt erfolgte über Holger Heinßen, der mit seiner Vierländer Firma „Hausdeichmedia“ unter anderem Drehorte für Filmproduktionen (unter anderem Morden im Norden) findet und auch das „Hotel Mondial“ nach Geesthacht geholt hatte. „Die Filmförderung sucht einen möglichen Atelierstandort, in dem Filme, Serien oder auch Fernsehshows produziert werden könnten“, weiß Heinßen.
Studio Hamburg hat keine Kapazitäten
In Hamburg fehlen Studio-Kapazitäten, die benötigt werden, damit die Filmförderung neue Produktionen nach Hamburg und Schleswig-Holstein holen kann. In einer oder mehreren alten Produktionshallen wäre ein Filmatelier denkbar. Diese stehen allerdings unter Denkmalschutz, was bei Umbauten berücksichtigt werden müsste.
Kurt-Peter Gaedeke ist der Eigentümer des insgesamt 22 Hektar großen Geländes der früheren Teppichfabrik. Er sagte auf Anfrage der Redaktion: „Es wäre eine Nutzung, die ich begrüßen würde, und es wäre ein erster Anlauf zur weiteren Nutzung des Areals.“
Eigentümer Gaedeke: „Erster Anlauf zur weiteren Nutzung“
Denn, wenn es mit der Filmförderung aktuell werde, müsste auch ein neuer Bebauungsplan erstellt werden. Bislang ist auf dem Areal nur eine gewerbliche Nutzung möglich. Die Stadt favorisiert eine Drittel-Lösung (ein Drittel Gewerbe, ein Drittel Natur, ein Drittel Wohnungen), von der auch Gaedeke sprach. Demnächst stehe jedenfalls ein Gespräch mit der Moin-Filmförderung an.
Deren Sprecherin Claudia Hartmann, Sprecherin der Moin Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, betont: „Es freut uns, dass die Stadt Geesthacht sich verstärkt als Standort für die Film- und Kreativwirtschaft im Norden positionieren möchte. Wenn die Fläche der ehemaligen Teppichfabrik sich für weitere Filmarbeiten eignen sollte, begrüßen wir dies sehr.“
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Derweil ist Holger Heinßen bemüht, nicht allzu große Erwartungen zu schüren. „Aktuell sondieren wir Standorte, und es ist nicht mehr als eine fixe Idee. Erstmal muss sich ein Investor für das Projekt finden“, gibt er zu bedenken. Ein Investor, der Geesthacht zur Filmstadt macht.
Die Geschichte der Norddeutschen Teppichfabrik
Die Norddeutsche Teppichfabrik mit dem Markennamen „Nordpfeil“ war 1951 von Hubertus Rösel gegründet worden. 2013 ging die Firma mit damals 350 Mitarbeitern in Insolvenz. Nachfolger Vorwerk stellte 2016 die Produktion ein und der Verfall begann. Der Möllner Wohnungsbauunternehmer Kurt-Peter Gaedeke kaufte das Areal 2018, die ebenfalls interessierte Stadt ging leer aus.
Auf dem Gelände passierte seitdem wenig. Einige Hallen waren zwischenzeitlich vermietet, aktuell ist noch ein Spediteur ansässig. In einer leeren Halle fand im Rahmen des Kultursommers am Kanal auch schon mal ein Klavierkonzert statt. Und zuletzt wurde das „Hotel Mondial“ hier gedreht.