Geesthacht. Wer war der Mann, der mit Alfred Nobel Geesthacht zur Pulverkammer Deutschlands machte? Ein Geschichtsabend im SmuX gibt Aufschluss.
Pulver und Dynamit sind Geesthachts explosives Erbe. Die Rüstungsfabriken in Düneberg und Krümmel haben die Stadt bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zur „Pulverkammer“ Deutschlands gemacht. Auf dem Krümmel erfand Alfred Nobel 1866 das Dynamit, die Pulverfabrik in Düneberg kam zehn Jahre später hinzu. Der dahinter stehende Industrielle ist den Geesthachtern jedoch weit weniger geläufig: Max Duttenhofer. Er wurde mit der Erfindung des rauchschwachen Schießpulvers reich.
Anlässlich des Geesthachter Stadtjubiläums (Verleihung der Stadrechte vor 100 Jahren) laden der Förderkreis Industriemuseum Geesthacht in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und der Kulturkneipe SmuX am Sonnabend, 26. Oktober, zu einer kostenlosen Podiumsdiskussion ins SmuX ein (18 Uhr, Lichterfelder Straße). „Es gibt nicht nur Nobel“, betont Ulrike Neidhöfer. Die Vorsitzende des Förderkreises Industriemuseum führt durch den Abend.
Pulverfabrik – das Imperium von Max Duttenhofer
Einlass ist ab 17 Uhr. Vorab können sich die Besucher mit Suppe und Getränken stärken. Frühes Kommen sichert auch die besten der begrenzten Plätze. Der Veranstaltungsort ist übrigens bewusst gewählt. „Das Gebäude war früher die Verladestation der Pulverfabrik“, weiß Betreiberin Susanne Voges.
Der Großindustrielle Max Duttenhofer galt zuweilen als „Krupp von Süddeutschland“. Die städtischen Museen in seiner Heimatstadt Rottweil und das Haus der Geschichte Baden-Württemberg haben sich mit Ausstellungen und Veranstaltungen dem umstrittenen „Pulver-König“ gewidmet.
Pulverfabrik expandiert rasch
In Geesthacht hält die Leiterin der Rottweiler-Museen, Martina Meyr, zunächst ein Kurzreferat mit dem Titel „Von der Pulverfabrik zum Weltkonzern – Industrialisierung in Rottweil und der Aufstieg des Max Duttenhofer“. Es folgen Beiträge von Cornelia Votteler zum Thema „Anna Duttenhofer – Die Frau an seiner Seite“ und Dr. Rainer Schimpf („Gier – eine Ausstellung über Max Duttenhofer“).
Denn Duttenhofer lebte luxuriös. Als Freund von Otto von Bismarck pachtete er 1876 einen südlichen Teil des Gutsbezirks Friedrichsruh und baute dort, in Düneberg, eine Pulverfabrik in den Dünen an der Elbe auf. „Im Gegensatz zu Nobels Sprengstofffabrik ist sie sofort ein großer Erfolg und expandiert rasch und zieht Arbeitskräfte an“, weiß Ulrike Neidhöfer. Für Geesthacht bedeutend: Das damals hamburgische Dorf liegt plötzlich zwischen zwei preußischen Rüstungsbetrieben.
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Wie von Alfred Nobel (vor dem Krügerschen Haus) gab es übrigens in Geesthacht auch eine Duttenhofer-Büste – allerdings von dessen Bruder Carl Duttenhofer, der erster Direktor der Düneberger Pulverfabrik war. Diese Büste stand in der Nähe des Grillrestaurants „Am Moor“. 2010 wurde sie aber gestohlen.
Am 22. November steigt übrigens der nächste Geschichtsabend im SmuX. Dann geht es um „Das rote Pulverfass“ – damit sind die politischen Unruhen in Geesthacht in den 1920er-Jahren gemeint, bei denen es etwa 1928 zur Schlacht am Runden Berge kam.