Lauenburg. Nach dem Fehlstart am Montag ging’s am Dienstag richtig los. Nicht ganz ohne Probleme, aber vor allem mit einer guten Nachricht.

Die Sanierung des abgerutschten Elbhangs an der B209 und zwei zeitversetzte Baustellen auf der Hafenstraße (B209) – ein solches Mammutprojekt setzt einen eng getakteten Zeitplan voraus, bei dem alle Räder ineinander greifen müssen. Schließlich will die Stadt die Zeit der Hangsanierung nutzen, um in zwei Bereichen der Hafenstraße notwendige Tiefbauarbeiten zu realisieren. Doch die sorgfältig geplanten Baumaßnahmen begannen mit einem Fehlstart. Weil die beauftragte Firma es am Montag (7. Oktober) nicht geschafft hat, die Beschilderungen für die notwendigen Sperrungen aufzustellen, hatten Autofahrer noch einen Tag länger freie Fahrt.

Doch die an den Arbeiten beteiligten Firmen stehen seit Tagen in den Startlöchern. Seit Dienstagmorgen (8. Oktober) läuft alles nach Plan. Ein Rundgang mit Bauamtsleiter Christian Asboe zwischen Altstadt und dem Elbhang gegenüber der Schleuse zeigt, welche Koordination nötig ist, um die Arbeiten bis Jahresende abschließen zu können.

Sammeltaxis statt Busse für Bewohner entlang der Baustellen

Im Schritttempo fährt der Amtsleiter durch die Elbstraße. Dann geht es zu Fuß Richtung Hafenstraße weiter. Vor der Einmündung in den Maxgrund stutzt er kurz. Die Straße soll während der Bauarbeiten als Einbahnstraße befahrbar sein. Das Durchfahrtsverbot wurde aber lediglich mit einem kleinen Pappstreifen und Tesafilm abgeklebt. „Das kann so nicht bleiben“, meint Asboe und macht sich erste Notizen.

Hangsanierung
Ein Schild weist Fahrgäste an der Bushaltestelle Maxgrund darauf hin, dass sie hier ein kostenloses Sammeltaxi rufen können. © Elke Richel | Elke Richel

Zufrieden ist er dagegen an der Bushaltestelle Maxgrund. Hier steht das Zusatzschild an vereinbarter Stelle. Weil der Altstadtbus diese Haltestelle und die am Sägemühlenweg nicht anfahren kann, können Fahrgäste hier und an der Haltestelle Sägemühlenweg unter der angegebenen Telefonnummer ein Fahrzeug des Taxiunternehmens Rufer ordern und kostenlos nutzen.

Fahrzeuge ignorieren Straßensperrung

Weiter geht‘s in Richtung Hafenstraße. Ab hier ist für Fahrzeuge aller Art Schluss, es sei denn, sie gehören den Firmen, die mit der Sanierung des Elbhangs zu tun haben. Eigentlich ist die Absperrung nicht zu übersehen, doch wenig später donnert ein 40-Tonner mit polnischem Kennzeichen mitten in den abgesperrten Bereich am Hang gegenüber der Schleuse. Asboe telefoniert kurz und stellt dann fest: „Keine Ahnung, wie der bis hierher gekommen ist. Wahrscheinlich hat der Fahrer die Absperrung an der Kanalbrücke beiseite geräumt und ist dann über den Gehweg weitergefahren.“ Auch andere Fahrzeugführer ignorieren am ersten Tag die Sperrungen.

Der polnische Trucker gestikuliert wild, doch es hilft nichts: Er muss rückwärts aus dem gesperrten Bereich fahren und dann den Umweg über Geesthacht nehmen. Christian Asboe ist nicht beunruhigt. „Das ist bei solchen Großbaustellen anfangs immer so. Es spricht sich dann aber unter den Fahrern rum, dass es hier nicht weitergeht.“

Hangsanierung
Die Arbeiten zur Sanierung des abgerutschten Hangs an der B209 haben begonnen © Elke Richel | Elke Richel

Wettlauf mit der Zeit: Frost bringt den Hang in Gefahr

Am Hang selbst beginnen die Hauptarbeiten erst in der nächsten Woche. Allerdings ist bis dahin auch noch eine Menge Vorbereitung nötig. Die Natur hat sich die im Frühjahr gerodete Fläche schon fast wieder zurückgeholt. Mannshohes Buschwerk bedeckt an einigen Stellen den kargen Sandboden. Über die abgesperrte Seite der Hafenstraße ranken Reben vom wilden Wein.

Mit bloßem Auge sind horizontale und vertikale Linien im Berg zu erkennen. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. „Wenn im Winter in diesen Ausspülungen Wasser gefriert, wird der Hang mit großer Wahrscheinlichkeit weiter wegbrechen. Das haben uns die Gutachter deutlich zu verstehen gegeben“, sagt Asboe. Nach jedem Starkregen sind derzeit Mitarbeiter des Bauamtes vor Ort und checken den Zustand des Hangs. Schließlich war es eine ähnliche Wetterlage, die am 14. Februar dieses Jahres die Kettenreaktion ausgelöst hatte.

Gute Nachricht: Der Bund übernimmt 70 Prozent der Kosten

Den Ernst der Lage konnte die Stadt jetzt auch den zuständigen Behörden vermitteln. Ganz frisch ist der Stadt nun die Zusage ins Haus geflattert: Der Bund übernimmt 70 Prozent der anfallenden Kosten für die Sanierung des abgerutschten Elbhangs. Offenbar wollte man nicht riskieren, dass weitere Teile des Hangs unkontrolliert auf die Bundesstraße stürzen.

Mit rund 1,6 Millionen Euro schlägt die dauerhafte Sanierung des Elbhangs zu Buche. Eine Summe, die der klamme Stadthaushalt auf keinen Fall hergegeben hätte. Jetzt bleibt die Stadt auf dem vergleichsweise geringen Betrag von 480.000 Euro sitzen.  

Hangsanierung
Baumkletterer Lars Rapöhn hangelt sich gesichert auf dem Hang zu den Bäumen, die noch gefällt werden müssen. © Elke Richel | Elke Richel

Vor der Sanierung müssen weitere Bäume gerodet werden

Hier vor Ort kann auch ein Laie ermessen, welcher Aufwand mit der Sicherung des steilen Elbhangs verbunden ist. In der Hafenstraße, wo sich sonst der Verkehr Stoßstange an Stoßstange vorbeischiebt, dröhnt derzeit nur eine Motorsäge. Angeseilt und von einem Kollegen gesichert, hangelt sich Baumkletterer Lars Rapöhn von einem Baum zum anderen. Rums, eine stattliche Eiche landet auf der Straße. Es werden noch so einige folgen, bis die eigentliche Sicherung des Hangs erfolgen kann.

Schon bevor die Finanzierung geklärt war, hatten sich die Fachleute auf eine Variante geeinigt: Der Berg wird abgeflacht. Der Neigungswinkel beträgt derzeit 55 Grad. Um das Risiko eines weiteren Hangabrutsches zu minimieren, soll der Hang so abgeflacht werden, dass der Neigungswinkel anschließend weniger als 45 Grad beträgt. „Dafür müssen 17.500 Kubikmeter Erdschichten abgetragen werden. Das entspricht etwa 1300 Lkw-Ladungen“, erklärt Asboe.

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Sanierung des Elbhangs beginnt im östlichen Bereich

Dabei kam den Planern entgegen, dass sich der Elbhang Richtung Osten deutlich abflacht. Als Erstes soll dort ein Arbeitsweg angelegt werden, von dem aus sich die Bagger in den steileren Bereich des Hangs fressen. Ist der geplante Neigungswinkel erreicht, erfolgt die Neubepflanzung des Hangbereiches mit tief- und flachwurzelnden Gehölzen. „Wir haben jede Pflanze mit der unteren Naturschutzbehörde abgestimmt“, sagt Asboe.

Wenn das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, soll die Sicherung des Hangs bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Auch für den Abschluss der beiden Bauphasen an der Hafenstraße haben sich die Planer dieses ehrgeizige Ziel gesetzt. Bis dahin müssen Autofahrer im gesamten Stadtgebiet von Lauenburg noch viel Geduld aufbringen. Allgemeine Fragen und Beschwerden an die Verwaltung können per E-Mail gesendet werden an baustelle@lauenburg-elbe.de oder telefonisch unter 04153/5 90 94 05 oder 04153/590 94 30.