Geesthacht. Ab Montag soll für die Vereine im Kreis Herzogtum Lauenburg alles einfacher werden. Und das ist nicht die einzige Überraschung.

Ein halbes Jahr haben sie in aller Heimlichkeit daran gearbeitet. Nun steht der große Moment unmittelbar bevor. Am Montag will der Kreissportverband Herzogtum Lauenburg (KSV) auf seiner Homepage eine 46 Seiten starke PDF-Datei veröffentlichen, die den Weg zu staatlicher Förderung für die Sportvereine deutlich vereinfachen soll. Ganz egal, ob es um neues Sportgerät, die Renovierung eines Fußballplatzes oder den Bau einer Sporthalle geht, der neue Leitfaden zeigt Wege auf, wie öffentliche Gelder für solche Projekte eingeworben werden können.

Ein derart umfassendes Werk stand den Clubs in Schleswig-Holsteins Süden bislang nicht zur Verfügung. „Ein solcher Leitfaden ist eigentlich eine Aufgabe für den Landessportbund, aber die hatten nicht die Kapazitäten, das zu leisten, also haben wir es selbst gemacht“, freute sich der 1. Vorsitzende des Kreissportverbands, Carsten Engelbrecht, über den gelungenen Coup, den er auf der Veranstaltung „Sport trifft Politik“ in Havekost bei Schwarzenbek vor rund 80 Vereinsvertretern enthüllte.

Kreissportverband leitet neue Ära in der Sportförderung ein

Ein anschließender Workshop zum Thema „Sport und Gesellschaft“ zeigte, wie sehr das Thema den Vereinsverantwortlichen auf den Nägeln brennt. Bei der Frage, welche Erwartungen die Clubs an den Kreissportverband haben, wurden zwei Punkte besonders häufig genannt: die Aus- und Weiterbildung von Übungsleitern und eben die finanzielle Förderung samt einer Vereinfachung der Anträge für Bauprojekte.

Carsten Engelbrecht
Carsten Engelbrecht, seit 2015 1. Vorsitzender des Kreissportverbandes Herzogtum Lauenburg. © Volker Gast | Volker Gast

Während sich in Hamburg gerade Sport und Politik einen intensiven Schlagabtausch im Streit um die künftige Sportförderung liefern, soll im Kreis Herzogtum Lauenburg für die Vereine also künftig alles besser werden. Wenn sie es denn nutzen können. Angesichts der finanziellen Risiken und der Fülle an Vorschriften fühlen sich viele Vereinsvertreter nämlich schnell überfordert, wenn es darum geht, komplexe Projekte auf den Weg zu bringen. „Doch um etwas zu erreichen, muss der Verein selbst aktiv werden“, macht Engelbrecht deutlich. „Hat der Verein einen guten Leithammel, einen Macher, an der Spitze, dann läuft auch mehr.“

Speziell ausgebildete Berater helfen kleinen Vereinen bei Projekten

Der 65-jährige Geesthachter hat als ehemaliger Vorsitzender des VfL Grünhof-Tesperhude und der Geesthachter Schützengesellschaft jahrzehntelange Erfahrung in der Vorstandsarbeit bei Sportvereinen. „Die wichtigste Ressource, die man mitbringen muss, ist Zeit, und die haben viele in der heutigen Berufswelt nicht mehr“, ist sich der pensionierte Polizist Engelbrecht bewusst.

Damit trotz dieser Probleme auch kleine Vereine bei der Sportförderung nicht den Anschluss verlieren, stellt der Kreissportverband sogenannte „ProTiS“ als Berater bereit. ProTiS steht für „Prozessbegleiter Teilhabe im Sport“. Vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der entsprechenden Ausbildung gibt es im KSV, auch damit ist der Süden Schleswig-Holsteins im nördlichsten Bundesland führend. Die Beratung durch die ProTiS können die Vereine unentgeltlich in Anspruch nehmen.

Ehrenamtliche für die Ehrung aus der Vereinsgaststätte entführt

Trotz solcher Rahmenbedingungen ist die Bereitschaft in der Bevölkerung, ein Ehrenamt in einem Verein zu übernehmen, überschaubar. Daher warteten die Vertreter von Politik und Kreissportbund auf der Veranstaltung „Sport trifft Politik“ noch mit einer weiteren Überraschung auf. Sie war für fünf verdiente Vereinsvertreter gedacht. Menschen wie Bettina Wendt, Schwimm-Abteilungsleiterin vom Escheburger SV, die gar nicht so recht wusste, wie ihr geschah.

Sie wurden für ihr ehrenamtliches Engagement mit der Ehrennadel des Kreises Herzogtum Lauenburg ausgezeichnet (v.l.): Gisela und Jörg Kruse (Möllner SV), Bettina Wendt (Escheburger SV), Karl-Heinz Peters (Geesthachter Schützengesellschaft), Helmut Bültemann (VfL Grünhof-Tesperhude) © Volker Gast | Volker Gast

„Ich betreibe seit 13 Jahren unsere Vereinsgaststätte und hatte mich dort wie an jedem Tag mit meinem Lebensgefährten eingefunden, als plötzlich unser 1. Vorsitzender Ingo Folkers erschien und sagte: ,Wir fahren jetzt mal wohin‘“, schildert sie. Die Reise führte nach Havekost in den voll besetzen Gasthof Höltig. Noch immer war Wendt ahnungslos: „Als dann der Vorsitzende des Kreissportverbands von Ehrungen sprach und Ingo sein Foto-Handy zückte, da dachte ich nur: ,Oh, mein Gott!‘“

Ehrennadel für herausragende ehrenamtliche Leistungen verliehen

Die Ehrennadel für herausragende ehrenamtliche Leistung des Kreises Herzogtum Lauenburg bekamen an diesem Abend neben Bettina Wendt auch Helmut Bültemann (VfL Grünhof-Tesperhude), Jörg und Gisela Kruse (Möllner Ruder-Club) und Karl-Heinz Peters (Geesthachter Schützengesellschaft von 1895) verliehen. Sie alle investieren seit Jahren, oft Jahrzehnten ihre Freizeit zum Wohle ihres Vereins.

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Nicht Preise oder Aufwandsentschädigungen seien dabei der eigentliche Lohn für dieses Engagement, machte Bettina Wendt deutlich, sondern die alltäglichen Erlebnisse. „Die Spieler unserer 2. Fußball-Herren zum Beispiel, die waren damals so sechs, sieben Jahre alt, als ich die Vereinsgaststätte übernahm. Die habe ich aufwachsen sehen. Damals hieß es: ,Tina, hast du mal ein Pflaster? Kann ich eine Schokolade haben?‘ Heute heißt es eher: ,Tina, machst du mal ‘ne Kiste Bier fertig?‘“