Hamburg. Vierländer sind das Team der Stunde in der Landesliga. Das hat Folgen für das Party-Wochenende auf dem Bergedorfer Frascatiplatz.

Der SV Curslack-Neuengamme ist die Mannschaft der Stunde in der Fußball-Landesliga. Sechs der sieben Ligaspiele wurden gewonnen, und auch im Pokal steht der Tabellenzweite aus den Vierlanden bereits in der vierten Runde. Das Team von Trainer Olaf Poschmann hat trotz eines größeren personellen Umbruchs im Sommer schnell zu einer Einheit gefunden. Nun steht in der Liga ein richtiges Spitzenspiel an: Am Sonntag müssen die Curslacker beim Tabellendritten HT 16 ran (13 Uhr, Legienstraße).

Und genau das stürzt die Verantwortlichen beim SVCN in die Bredouille. Schließlich ist am Wochenende auch noch das Bergedorfer Oktoberfest auf dem Frascatiplatz. Normalerweise ein Fixpunkt im Kalender vieler Amateurfußballer. Doch dieses Mal nicht. „Wir werden nicht zum Oktoberfest gehen“, stellt Curslacks Sportlicher Leiter Torsten Henke klar. „Es wäre schon schön gewesen, als 1. und 2. Herren gemeinsam mit den Sponsoren dort zu sein“, ergänzt Trainer Olaf Poschmann. „Daher haben wir versucht, das Spiel vorzuverlegen, aber das hat leider nicht geklappt. Damit ist die Sache abgehakt: Wir gehen nicht hin.“

Warum Curslacks Fußballer das Oktoberfest sausen lassen

Lieber Punkte als Party! Für Ärger im Kader wird diese Vorgabe nicht sorgen, dessen ist sich Henke sicher. „Die Spieler gehen damit entspannt um“, betont er. „Wir haben in dieser Saison eine gute Gruppe zusammen.“ Ähnlich sieht es Poschmann. „Die Jungs sind alle vom Charakter her so, dass ich den Verzicht vor der Mannschaft gar nicht groß ansagen musste“, schildert er. „Das ist ihnen sowieso klar, dass ein Oktoberfest-Besuch vor so einem Spiel nicht drin ist.“

Imposante Spielstätte: Der Sportplatz des SV Curslack-Neuengamme am Gramkowweg.
Imposante Spielstätte: Der Sportplatz des SV Curslack-Neuengamme am Gramkowweg. © BGZ/Diekmann | Lena Diekmann

Mitte März hatte Poschmann seine Premiere als SVCN-Trainer gegeben, nachdem er seinen unglücklich agierenden Vorgänger Sascha Bernhardt abgelöst hatte. Der Auftrag: Neuanfang. Der ist dem 57-Jährigen erstaunlich schnell gelungen. „Wir haben einen bestimmten Leitfaden, Werte, die wir leben wollen“, erläutert er. „Zum Beispiel wollen wir die Fans wieder mehr mitnehmen. Das setzt die Mannschaft um. Wir zerreißen uns auf dem Platz.“

Dreimal Training pro Woche ist besser als „an der Konsole zu daddeln“

Daher hat Poschmann auch keine Sorge, seine Spieler könnten am Wochenende dann doch der Verlockung des Partyzeltes verfallen. „Ich kenne ja meine Jungs“, versichert er. „Ich weiß ja, wenn ich sie am Sonntagmorgen sehe, wie sie vor mich treten.“ Der Aufwand, den die Vierländer betreiben, ist für die Verhältnisse in der Fußball-Landesliga enorm. Trainiert wird dreimal pro Woche und damit häufiger als bei den meisten Konkurrenten. Schon seit der Zeit, in der Henke noch Trainer war. „Das habe ich damals durchsetzt, und daran liegt mir viel.“

Trainingszeiten sind beim SV Curslack-Neuengamme rar, weil sich sämtliche Teams einen einzigen Platz teilen müssen. Insofern ist es ein Privileg für die 1. Herren, den Kunstrasen am Gramkowweg gleich drei Mal pro Woche nutzen zu dürfen. „Die jungen Leute haben schon viel Zeit, die können ruhig dreimal pro Woche zum Training kommen“, ist sich Henke sicher. „Sonst sitzen sie nur an der Konsole und daddeln rum.“

Selbst eine 0:5-Pleite war den SVCN nicht aus der Bahn

Die regelmäßigen Einheiten befördern zudem die Harmonie im Kader, die Trainer Olaf Poschmann als den entscheidenden Faktor für den erfolgreichen Saisonverlauf ausgemacht hat. „Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist extrem“, lobt er. „Das habe ich so auch noch nicht oft erlebt.“ Entsprechend gefestigt präsentiert sich das neu formierte SVCN-Team auf dem Platz. Selbst eine 0:5-Heimpleite gegen den VfL Lohbrügge konnte die Vierländer nicht aus dem Konzept bringen. Noch in derselben Woche gewannen sie anschließend sowohl im Pokal als auch ihr nächstes Ligaspiel.

So ist die Mannschaft schon weiter, als es die Verantwortlichen geplant hatten. „Ich bin vor zwei Jahren im Management angefangen. Wir haben damals gesagt, wir brauchen drei Jahre, um wieder oben angreifen zu können“, erinnert Henke. An einen möglichen Oberliga-Aufstieg verschwenden Sportchef und Trainer aber noch keinen Gedanken. „Wir sind erst am Anfang unserer Entwicklung. Es wird noch Widerstände geben und Situationen, in denen wir es nicht gut machen. Das gehört mit zu dem Prozess, der ja nicht immer nur steil nach oben geht“, gibt Poschmann zu bedenken.

Mit Tempospiel über die Flügel kommen die Vierländer zum Erfolg

Als Top-Favorit auf den Aufstieg sieht er den FC Voran Ohe, der in der vergangenen Saison nur extrem knapp am Sprung in die Oberliga gescheitert war. Doch auch die Curslacker haben einiges zu bieten, vor allem das flinke Spiel über die Flügel, wo Marcio Johannsen, Stjepan Brkic, Nathaniel Schade und Michael Werdenich wirbeln. „Wir sind jung und schnell geworden“, freut sich Poschmann. Hinzu kommen die Routiniers wie Witalij Wilhelm, Artur Hoppe, Jonas Holz oder Marvin Schalitz mit ihrer großen Erfahrung.

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Wobei der Vierländer Kult-Kicker Schalitz, der zuletzt immer in der Startelf stand, den Curslackern ausgerechnet im Spitzenspiel fehlen wird. „Er ist in Topform, hat sich das hart erarbeitet, und ausgerechnet jetzt fährt er in den Urlaub. Das darf doch nicht wahr sein!“, kann es Henke, der früher nie freiwillig ein Spiel verpasst hätte, nicht fassen. Doch mit Jonas Holz und Jesse Boateng steht spielstarker Ersatz bereit.

Coach Poschmann lobt: SV Curslack-Neuengamme ist „sehr professionell aufgestellt“

Doch ganz egal, wie das Spitzenspiel am Sonntag bei der HT 16 ausgeht, die Zukunft, da sind sich die Verantwortlichen sicher, gehört ohnehin den Vierländern. „Der SV Curslack-Neuengamme ist auf Amateurniveau schon sehr professionell aufgestellt“, lobt Poschmann. Sichtbares Zeichen sei die große Tribüne am Gramkowweg. „Ich bin jedesmal beeindruckt, wenn ich auf diese Anlage komme“, gesteht der SVCN-Coach. „Für mich ist es eine der schönsten Amateurfußball-Anlagen in Hamburg.“