Schwarzenbek. Mehr Bürger sollen die Kraft der Sonne nutzen und gemeinsam Energiesparprojekte vorantreiben. Stadt lädt zur Informationsveranstaltung.
Immer mehr Menschen nutzen bereits Sonnenenergie zur Produktion von eigenem und sauberem Strom. „Auch mit relativ geringer Einspeisevergütung kann sich die Investition lohnen. Die Anlagenpreise werden zwar momentan durch hohe Nachfrage wieder teurer, der gekaufte Strom steigt jedoch gleichzeitig im Verhältnis noch stärker“, sagt Schwarzenbeks Klimaschutzmanagerin Nina Reimers.
Ist es sinnvoll, diese Technik auch im eigenen Haus einzusetzen? Diese Frage und auch die mögliche Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft stehen im Fokus einer Informationsveranstaltung, zu der die Expertin für Mittwoch, 25. September, um 18.30 Uhr in den Festsaal des Rathauses einlädt.
Schwarzenbek plant Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft
Ein Experte der Verbraucherzentrale gibt einen Überblick über die technischen Voraussetzungen und die rechtlichen Aspekte. Die Stadt selbst prüft aktuell, welche Dachflächen für eine Solarenergienutzung geeignet sind und ob die Anlagen in Eigenregie oder mit einem Partner gebaut werden sollen. „Wir appellieren immer wieder an die Bürger, möglichst viel regenerative Energien zu nutzen, tun selbst aber in dieser Hinsicht bei den kommunalen Gebäuden noch relativ wenig. Das wollen wir ändern“, sagt Nina Reimers.
Ein weiterer Schritt, gemeinsam mit den Bürgern die Energiewende in der Europastadt zu schaffen, ist der Informationsabend in der kommenden Woche. Besonders sinnvoll ist eine Solaranlagen für Haushalte mit hohem Energieverbrauch – zum Beispiel Familien oder Haushalte mit vielen elektrischen Geräten. In solchen Fällen kann ein großer Teil des selbst erzeugten Solarstroms direkt genutzt werden, weil man sich teure Stromkosten vom Netzbetreiber spart und auch die geringen Erträge für die Netzeinspeisung kompensiert. „Dadurch amortisiert sich die Solaranlage schneller“, so Nina Reimers.
In Verbindung mit einem Elektroauto wird das Haus zur billigen Tankstelle
Eine Solaranlage rentiert sich aber auch schnell, wenn die Hauseigentümer ein Elektroauto haben und die Sonnenengie zum „Tanken“ nutzen. „Mit einer Solaranlage kann das Elektroauto kostengünstig geladen werden, insbesondere tagsüber, wenn viel Solarstrom produziert wird. Dies maximiert den Eigenverbrauch und reduziert die Stromrechnung deutlich“, so die Klimaschutzmanagerin.
Ein weiterer Vorteil besteht nach Einschätzung der Klimaschutzmanagerin auch in der Wertsteigerung der eigenen Immobilie, da Solaranlagen auch langlebig sind und locker 20 Jahre Betriebsdauer schaffen. „Die Solarnutzung macht das Haus attraktiver, wenn es verkauft werden soll. Zudem wird man unabhängiger von steigenden Strompreisen“, so Nina Reimers.
Es ist längst nicht jedes Dach für eine Solarnutzung geeignet
Allerdings ist längst nicht jedes Dach für eine Solaranlage geeignet, wie auch die Untersuchung der städtischen Dachflächen gezeigt hat. Optimal sind Dächer, die nach Süden ausgerichtet sind. Auch Ost-West-Dächer funktionieren, wenn eine entsprechende Anlagengröße gewählt wird. Dabei spielt aber auch die Statik eine Rolle, weil die Solarmodule und die Befestigungsteile nicht so ganz leicht sind. Ein durchschnittliches Solarmodul wiegt zwischen 18 und 25 Kilogramm. Für eine typische Aufdachanlage, die aus 20 bis 25 Solarmodulen besteht, kann das Gesamtgewicht, abhängig von den spezifischen Modulen und dem Montagesystem, zwischen 350 und 500 Kilogramm liegen.
Die ideale Neigung für Solarmodule liegt zwischen 30 und 35 Grad, da dies die maximale Energieausbeute ermöglicht. „Es sollte darauf geachtet werden, dass das Dach möglichst wenig Schatten von Bäumen, Schornsteinen oder anderen Gebäuden hat, da dies die Leistung der Solarmodule erheblich verringern kann“, mahnt die Klimaschutzmanagerin.
Eine Anlage sollte weder zu klein noch zu groß sein
Die Anlage sollte nicht zu klein, aber auch nicht zu groß sein. Eine zu kleine Anlage deckt den Eigenbedarf nicht ausreichend, während eine zu große Anlage zu viele Überschüsse produziert, die ins Netz eingespeist werden müssen, was sich nicht wirklich lohnt. Der Eigenverbrauch sollte maximiert werden – beispielsweise durch die Nutzung von einem E-Mobil. „Es sollte auch überlegt werden, ob ein Batteriespeicher sinnvoll ist, um überschüssigen Solarstrom für die Nacht zu speichern“, empfiehlt Nina Reimers.
Auch wenn viele Module Garantien von 20 bis 25 Jahren haben, sind die erforderlichen Wechselrichter meist nur zehn Jahre haltbar. „Deshalb kommt es auch auf eine regelmäßige Wartung an“, so die Klimaschutzmanagerin. Wichtig sei es aber auch, mehrere Anbieter zu vergleichen, um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu bekommen. „Dabei sollte nicht nur auf den Preis, sondern auch auf den Service, die Qualität der Komponenten und die Erfahrungen des Installateurs geachtet werden“, empfiehlt Nina Reimers.
Der Kreis hilft Menschen bei der Entscheidung über Solarnutzung
Ein wegweisendes Angebot macht auch der Kreis Herzogtum Lauenburg an Menschen, die Sonnenenergie nutzen wollen. Ein kartengestütztes Solarkataster bietet in Verbindung mit einem leicht zu bedienenden Solarrechner eine Möglichkeit zu klären, wieweit einzelne Dächer als Standorte für Stromgewinnung oder Solarthermie geeignet sind. Der Rechner ist unter der Adresse www.solarkataster-kreis-rz.de verfügbar. Anhand von Satellitendaten wurden sämtliche Dachflächen im Kreisgebiet auf ihr Solarpotenzial hin untersucht, dabei fanden Dachneigung, Ausrichtung und Verschattung zur Berechnung der Sonneneinstrahlung Berücksichtigung.
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Die Informationsveranstaltung dient ebenfalls dazu, interessierte Bürger und Bürgerinnen für die mögliche Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft zu finden. Fabian Lange von der Bürgerenergie Bille wird von den Erfahrungen der Gründung vor zwei Jahren berichten. Die Genossenschaft hat mittlerweile 125 Mitglieder und zwei große Solar-Projekte in Hamburg Rahlstedt und in Büchen mit einer Gesamtleistung von 240.000 Kilowattstunden pro Jahr realisiert. „Wer Interesse hat, das Thema in Schwarzenbek ebenfalls voranzutreiben, kann dann gerne Kontaktdaten für den weiteren Austausch da lassen“, so Nina Reimers.