Schwarzenbek. Die Kommunalpolitik entscheidet über die Zukunft des ÖPNV-Angebots in Schwarzenbek. Sechs Varianten stehen aktuell zur Diskussion.
Seit 21 Monaten rollen Stadtbusse auf fünf Linien durch Schwarzenbek. In einer zweijährigen Pilotphase prüfen Stadt und Kreis, ob das Interesse der Bürgerinnen und Bürger so groß ist, dass eine Weiterführung Sinn ergibt. Denn mit dem Ende der Testphase läuft auch die Förderung von 500.000 Euro pro Jahr aus dem Programm „Kreisübergreifende Angebotsoffensive zum Ausbau und zur Schaffung eines metropolitanen Stadt-Land-Taktes“ (ÖVer.KAnT) aus. Fortan muss die Europastadt den Stadtbusverkehr zum Teil selbst finanzieren. Welche Linien erhalten bleiben und ob neue Linien oder Stationen dazukommen, entscheidet die Stadt zeitnah.
Klar ist: Es soll weitergehen. Bereits im Juni hatten sich die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses dafür ausgesprochen, das ÖPNV-Angebot fortzuführen. Zuvor hatte Andrew Yomi, der Fachgebietsleiter des Kreises, die Fahrgastzahlen vorgestellt und auch mögliche Varianten genannt.
Stadtbusse Schwarzenbek: Verbrüderungsring wird angebunden
Seit dem Beginn des Stadtbusverkehrs am 11. Dezember 2022 haben sich die Fahrgastzahlen vervielfacht. An einem Wochentag nutzen rund 600 Menschen das Angebot in der 17.000-Einwohner-Stadt, sonnabends sind es durchschnittlich 250 Fahrgäste. Am Sonntag sei die Zahl deutlich geringer, was laut Yomi aber normal sei, da nur wenige Menschen zu ihrer Arbeitsstelle fahren und auch die Geschäfte in der Stadt geschlossen haben.
Nur wie das Angebot ab Mitte Dezember 2024 aussehen soll, ist noch nicht abschließend geklärt. In den bisherigen Ausschusssitzungen hatten die Stadtverordneten Verbesserungsvorschläge und auch Wünsche von Bürgerinnen und Bürgern vorgetragen. Unter anderem wurde geäußert, dass der Verbrüderungsring in den Stadtbusverkehr integriert werden solle. Dort leben viele Menschen, die über kein Auto verfügen und auch eine längere Strecke zur nächsten Bushaltestelle laufen müssen. Die nächste Station für die Bewohner befindet sich derzeit auf Höhe der Aral-Tankstelle an der Möllner Straße. Dass der Verbrüderungsring in den Stadtbusverkehr integriert wird, scheint sicher.
Stadtbusse Schwarzenbek: Kommen zwei neue Linien?
Und auch die Rülau, die abseits des Stadtkerns am Ende der Lauenburger Straße liegt, müsse angebunden werden. Generell war aus dem Stadtentwicklungsausschuss zu hören, dass die Gesamtkosten für die Stadtbusse gesenkt werden müssten, damit die notorisch klamme Stadt das Projekt stemmen kann. Für den Stadtentwicklungsausschuss am Dienstag, 17. September, hat Andrew Yomi sechs Varianten erarbeitet, über die die Mitglieder abstimmen sollen.
Variante 1 sieht vor, dass die Linie 8524, die durch den Norden der Stadt über die Kerntangente zum Rathaus und zum Bahnhof fährt, einen Schlenker über den Verbrüderungsring fährt. Ansonsten soll die Linienführung wie im aktuellen Fahrplan bestehen bleiben. Gleiches gilt für Variante 2. Hier würden die fünf bisherigen Linien jedoch um eine sechste ergänzt werden, die die Rülau anbindet. Eine mögliche Linie 8526 würde dann neben der Rülau unter anderem die Meiereistraße, die Kollower Straße und die Königsberger Straße anfahren.
Keine Stadtbusse mehr am Wochenende?
Variante 3 umfasst die Erweiterungen aus den ersten beiden Möglichkeiten und würde noch eine weitere Linie bedeuten: Diese könnte die komplette Südstadt Schwarzenbeks anbinden und über die Hamburger Straße auch den alten Forsthof anfahren. Variante 4 sieht vor, dass das aktuelle Angebot bestehen bleibt und die Linie 8524 den Verbrüderungsring anfährt. Allerdings soll der Fahrplan aus Kostengründen in den Abendstunden früher enden: wochentags schon um 19 oder 20 Uhr und am Wochenende um 18.30 oder 19 Uhr.
Ein deutlicher Einschnitt wäre die Variante 5: Diese sieht vor, dass die Stadtbusse am Wochenende gar nicht fahren. Etwas komplizierter wäre die sechste und somit letztmögliche Variante. Auch in dieser würde der Verbrüderungsring durch die Linie 8524 angefahren werden. Ebenfalls vorgesehen wäre hier die neue Linie 8526, die die Rülau und auch den Südteil der Stadt mit Kollower Straße und Königsberger Allee anfährt. Allerdings würde dann die Linie 8523 gänzlich gestrichen werden. Diese fährt Wohngebiete im Schwarzenbeker Westen wie in der Brüggemannstraße und der Bismarckstraße an.
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Kreis übernimmt einen Teil der Kosten
Nach einer Kalkulation des Kreises sind für das Betriebsjahr 2025 Kosten zwischen rund 839.00 Euro (Variante 5) und 1.264.000 Euro (Variante 3) möglich. Zwar laufen die Zuwendungen aus dem Förderprogramm Överkant aus, allerdings unterstützt der Kreis Herzogtum Lauenburg das Projekt weiter. Wie Kreissprecher Tobias Frohnert erklärt, erhalten alle Städte im Kreisgebiet Zuschüsse für ihre Stadbusangebote. „Ein Stadtbusverkehr macht in der Regel ein Defizit“, sagt Frohnert. Der Kreis übernimmt daher einen großen Teil der Kosten, holt sich aber einen Teil des Defizits von der Stadt zurück.
Im kommenden Stadtentwicklungsausschuss entscheiden die Kommunalpolitiker, welche der sechs Varianten angestrebt wird. Anschließend muss die Entscheidung noch von der Stadtverordnetenversammlung im Oktober bestätigt werden.