Lauenburg. Nach den Sommerferien gibt es in der Schifferstadt weitere Straßensperrungen. Mancher Unmut beruht auf Missverständnissen.
„Das ist ja bald schlimmer als in Hamburg“, ereiferte sich vor wenigen Tagen Ilona Hansen aus dem Südkreis. Die Pendlerin quält sich regelmäßig in „Deutschlands Stauhauptstadt“, so die Angestellte in einem mittelständischen Unternehmen. „Man könnte den Eindruck gewinnen, Lauenburg will Hamburg den Rang ablaufen“. Tatsächlich monieren auch viele Lauenburger, die Vielzahl an Baustellen und Straßensperrungen sorgten in der Schifferstadt für teils massive Verkehrsprobleme.
Bürgermeister Thorben Brackmann hat inzwischen reagiert und Stellung bezogen zu Kritik in sozialen Medien. Zu lange geplanten Maßnahmen sind solche hinzugekommen, die nicht absehbar waren, etwa der Hangabrutsch über der B209 im Frühjahr. Bis der Butterberg stabilisiert ist, bleibt es bei langwierigen Verkehrsbehinderungen auf diesem Teilabschnitt der Hafenstraße.
Ärger über Vielzahl an Baustellen in Lauenburg
Dass es zeitweilig voraussichtlich noch bis 14. September zu zwei Straßensperrungen auf der anderen Bundesstraße, der B5, in Lauenburg kommt, lasse sich kaum vermeiden, bedauert der Bürgermeister gegenüber der Redaktion.
„Es handelt sich um Hausanschlüsse für Neubauten. Die Arbeiten ließen sich möglicherweise um einige Tage schieben, nicht aber um Wochen oder Monate“, so Brackmann. „Dies würde für die konkrete Situation nichts bringen.“ Die großräumigen Umleitung führt Betroffene über Buchhorster Weg/Kreisstraße 41 über die Dorfstraße Buchhorst zum Büchener Weg ( L200).
Behinderungen auf beiden Bundesstraßen
Andere Baustellen wiederum träfen nur wenige Bürger, so Brackmann „Dazu zählen die Arbeiten im Gewerbegebiet wie auch im Bereich Spitzort.“ Richtig sei jedoch, dass aktuell in Lauenburg viel geschehe, um Straßen instand zu setzen und die Infrastruktur zu verbessern. „Viele Menschen, die deswegen Umwege fahren müssen, reagieren genervt, das ist nachvollziehbar.“ Gearbeitet wird derzeit auch in der Oberstadt im Bereich Uhrbrookstraße, Körtingstraße und Schäferstraße. Mit Fördergeld aus dem Programm „Sozialer Zusammenhalt“ wird dort abschnittsweise das Sielnetz erneuert, Glasfaserkabel verlegt, außerdem die Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgestellt.
Am Schluss soll der Straßenbelag wieder instand gesetzt werden. Die Koordination der verschiedenen Maßnahmen (und beteiligten Firmen) ist aufwendig, ist damit nichts, was kurzerhand verschoben oder komplett umgestoßen werden kann. „Im Stadtentwicklungsamt kümmern sich zwei sehr erfahrene Mitarbeiterinnen um die Koordination“, erläutert Lauenburgs Verwaltungschef.
Wenn Koordination zur Mammutaufgabe gerät
Tatsächlich geht die Abstimmung über die Stadt und die diversen Versorger weit hinaus. Es gilt nicht nur verschiedenste Maßnahmen zwischen Strom- und Wasserversorgung, Siel- und Gasanschlüsse sowie Internetversorgung und Glasfaserausbau zu koordinieren. Der Einsatz der verschiedenen Unternehmen muss aufeinander abgestimmt werden, damit etwa die Erneuerung von Schmutzwassersielen abgeschlossen ist, bevor Versorger ihre Leitungen verlegen lassen können.
Damit nicht genug, sind von Fall zu Fall auch noch verschiedene kommunale und staatliche Stellen involviert. Über die Reparatur von Gemeindestraßen kann die Stadt selbst entscheiden, geht es aber um Landes- oder Bundesstraßen, haben andere das Sagen. Bei übergeordneten Straßen reden andere mit, etwa der Kreis, auch als untere Verkehrsbehörde, oder der Landesbetrieb Verkehr (LBV) Schleswig-Holstein. Er übernimmt für den Bund, wenn es um Bundesstraßen geht.
- Siedlung im Notfall nur noch per Hubschrauber erreichbar?
- Autofahrer missachten Sperrung: Sicherheitsdienst rückt an
- Elbhang rutscht, auch Boizenburg ringt um Lösungen
- Lauenburg fehlen 150 Millionen Euro für Energiewende
Die genannten Straßen in Lauenburgs Oberstadt sind während der Arbeiten nur über den Großen Sandberg zu erreichen. Die Krügerstraße bis zur Baustelle dagegen „nur über den Fürstengarten“, wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt.
Dass Lauenburg für das Mega-Partywochenende in seinem Online-Auftritt angekündigt hat, den Fürstengarten von Freitagnachmittag (6. September) bis Sonntagfrüh zu sperren, hat Verwirrung ausgelöst. Bürger sorgten sich, für die Zeit von der Außenwelt abgeschnitten zu werden. „Im Notfall muss doch zumindest ein Krankenwagen durchkommen“, verlangte am Donnerstag ein Senior.
Anwohner bleiben auch dieses Wochenende erreichbar
Die Befürchtung beruhten augenscheinlich auf einem Missverständnis, so Bürgermeister Brackmann auf Nachfrage. „Für die Konzerte ist nicht die Straße Am Fürstengarten gesperrt, sondern der Veranstaltungsort, der Fürstengarten.“ Die Straße selbst bleibe offen, die Anlieger seien also auch am Wochenende erreichbar.