Lauenburg. Die Chancen steigen, dass auch Bewohner der Altstadt schnelles Internet bekommen können. Worüber sich die Verwaltung überrascht zeigt.

Der Ausbau der Glasfasertechnik in Lauenburg nimmt Fahrt auf. Nach der Elbe Media GmbH will Anfang September auch die Telekom mit dem Bau eines eigenen Netzes beginnen. Für einige Verwunderung sorgt aktuell die Nachricht, dass auch 1&1 auf den Lauenburger Markt will. Umso mehr, als in der Verwaltung derzeit keine Kenntnisse zu einem derartigen Vorhaben vorliegen. Dabei kündigt 1&1 in einer Marketing-Kampagne nichts anderes an, als dass „circa 4400 Haushalte in wenigen Monaten neu an das Glasfaser-Netz angeschlossen werden (sollen)“.

Die Tochter der lokalen Versorgungsbetriebe Elbe der Städte Lauenburg und Boizenburg, Elbe Media GmbH hat derzeit etwa 600 Haushalte unter Vertrag. „Ich höre das erste Mal von aktuellen Plänen von 1&1 in Lauenburg“, sagt Torsten Möller, Prokurist der Elbe Media GmbH (EM).

Konkurrenzkampf um Glasfaserkunden in Lauenburg

Die genannten Zahlen steigern seine Verwunderung: „Bei etwa 5000 Haushalten in Lauenburg insgesamt müssten alle verbliebenen Haushalte Kunden bei 1&1 werden.“ Doch EM will Mitbewerbern keineswegs das Feld überlassen.

Nach dem Anschluss des Gebietes nördlich der Stettiner Straße sowie einem Neubaugebiet schreitet der Netzausbau von EM südliche der Stettiner Straße voran. „Der Moorring wird dieses Jahr fertig, von dort bauen wir weiter Richtung Osten, binden Schlüsselteich und Weingarten an“, so Möller. Auch die nächsten Schritte sind bereits in Planung: „Nördlich der Reeperbahn läuft die Akquise.“

Elbe Media treibt den Ausbau weiter voran

Auch Lauenburgs Bauamtsleiter Christian Asboe zeigt sich überrascht von der Nachricht, dass sich 1&1 in Lauenburg engagieren will. „Wir wissen davon bislang nichts: Ich habe auch mit unseren Tiefbauern gesprochen, da müssten geplante Arbeiten zumindest angemeldet werden.“

Um den Ausbau der Digitalnetze zu beschleunigen, sind die früheren Genehmigungsverfahren deutlich verschlankt worden. So benötigen Unternehmen keine Aufgrabescheine der jeweiligen Kommune für die Erdarbeiten mehr.

Rätselraten um die Pläne von Anbieter drei

Deutlich klarer ist die Situation um die Netzbau-Planungen der Deutschen Telekom. „Die sind weit fortgeschritten, Anfang September sollen die Arbeiten beginnen“, so Asboe. Die ersten eigenen Glasfaserkabel will die Telekom entlang von Büchener Weg und Schmiedeweg verlegen.

Bis auf den Nordwesten Lauenburgs will die Telekom das gesamte Stadtgebiet mit einem eigenen Glasfasernetz versorgen, einschließlich der Lauenburger Altstadt.
Bis auf den Nordwesten Lauenburgs will die Telekom das gesamte Stadtgebiet mit einem eigenen Glasfasernetz versorgen, einschließlich der Lauenburger Altstadt. © BGZ | Malte Lüken / Deutsche Telekom

Der Konzern nimmt auch Lauenburgs Altstadt in den Blick, weiß Asboe. Termine für notwendige Arbeiten seien aber noch nicht angemeldet. Zunächst werde die Telekom klären wollen, wie groß das Interesse an Glasfaser in dem Quartier ist, schätzt Asboe: „Der Aufwand in der Altstadt wäre erheblich. Die Frage ist, ob sich das rechnet.“

1&1 kündigt Kooperation mit der Telekom an

Auf Nachfrage kann 1&1 die allgemeine Verwirrung aufklären. Das Unternehmen baue kein eigenes Glasfasernetz in Lauenburg, sondern kooperiere in der Schifferstadt mit der Telekom. Man setzte auf die „gemeinschaftliche Nutzung von Anschlüssen durch verschiedene Anbieter“, so 1&1-Pressesprecherin Karin Kaufmann. „Die Deutsche Telekom kümmert sich als Ausbaupartner um die Verlegung der Glasfaserleitungen in den Straßen und die Anbindung der Häuser.“

Die Kunden von 1&1 profitierten dann vom „leistungsstarken, deutschlandweiten Glasfasernetz unserer Schwestergesellschaft 1&1 Versatel“, sagt Kaufmann. In einem Punkt hat das Unternehmen aus Montabaur (Westerwald) gegenüber der Telekom die Nase vorn: 1&1 hat mit seiner Kampagne zur Vermarktung der künftigen Glasfaseranschlüsse in Lauenburg bereits begonnen. Samt der Möglichkeit zu prüfen, ob die eigene Anschrift an Glasfaser angeschlossen wird.

Telekom steigt später noch in die Vermarktung ein

Die Mitteilung, dass 1&1-Kunden, die sich rasch entscheiden, keine 800 Euro für den Neuanschluss zahlen müssen, sorgt bei Telekom-Mitarbeitern für keine Verwunderung. „Unsere Kunden sind von diesen Kosten ja auch freigestellt.“ Mitte August will die Telekom aktiv in die Vermarktung einsteigen, etwa zwei Wochen vor Baubeginn.

Mindestens ebenso bedeutsam für viele potenzielle Glasfaserkunden ist die Antwort auf Zweifel, wo die Telekom denn überall Glasfaser verlegen will in Lauenburg. „Wir gehen in die Gebiete, in denen Elbe Media noch nicht verlegt hat“, teilt Telekom-Pressesprecherin Stefanie Halle mit.

Pressesprecherin: Lauenburgs Altstadt wird angeschlossen

Der Ausbau ziele auf 4400 Haushalte ab, einschließlich der in der Lauenburger Altstadt. „Wir bauen auf jeden Fall, wir haben keine Vorvermarktungsquote“, betont Stefanie Halle.

Furcht, vom großen Mitbewerber an den Rand gedrängt zu werden, hat man bei Elbe Media jedoch nicht. EM baue das Glasfasernetz, „den Betrieb stellen die Vereinigten Stadtwerke sicher“, so Prokurist Torsten Möller. Auch Elbe Media wolle Lauenburg so weit wie möglich erschließen, samt der Altstadt. „Dafür benötigen wir aber, wie auch im Industriegebiet, die entsprechenden Verträge.“

Elbe Media GmbH nimmt den Konkurrenzkampf an

Die enge Kooperation mit den Versorgungsbetrieben Elbe erscheint dabei als Vorteil. Auch wenn Kunden sich gelegentlich gedulden müssen, bis sie angeschlossen sind. Möller: „Wo die Versorgungsbetriebe graben, legen wir unser Glasfaser gleich mit hinein. Der große Vorteil ist, auf dem Wege muss nur einmal gegraben werden.“ Dies schont die Nerven der Anlieger und dürfte die Kosten im Vergleich niedrig halten.

Wer sich über den Fortlauf der Arbeiten, Vertragsbedingungen und die Leistungsfähigkeit des Glasfasernetzes der Elbe Media GmbH informieren möchte, hat dazu am Dienstag, 8. August, Gelegenheit. Das Infomobil der Stadtwerke steht an diesem Tag zwischen 16 und 18 Uhr am Röhrenkamp. Ein weiterer Termin ist am Dienstag, 15. August, zur gleichen Zeit, am selben Ort vorgesehen. Weitere Informationen gibt es auf der Seite www.versorgungsbetriebe-elbe.de/glasfaser.