Lauenburg/Boizenburg. Stadt startet Wettbewerb um Fördermillionen und die kommunale Wärmeplanung. Machen Industrie-Abwärme oder die Elbe das Rennen?
Auf etwa 150 Millionen Euro beläuft sich nach vorsichtigen Schätzungen das Finanzvolumen, das investiert werden müsste, um in den Nachbarstädten Lauenburg und Boizenburg die Energiewende zu vollziehen, genauer die vorgeschriebene kommunale Wärmeplanung. Jüngst haben die Bürgermeister beider Städte, Thorben Brackmann und Rico Reichelt, einen Vertrag mit dem Geschäftsführer der Versorgungsbetriebe Elbe unterzeichnet. Die gemeinsame GmbH soll die Planungen nicht nur ausschreiben, sie wird sie auch begleiten.
Für die Wärmeplanung fehlen rund 150 Millionen Euro
Die von Joachim Schöttler geführten Versorgungsbetriebe sind breit aufgestellt, verfügen über eine große Fülle an wertvollen Daten – von der Zahl und Verteilung der verschiedenen Hausanschlüsse, über die Fernwärme- und Erdgasnetze in den Stadtteilen bis zu Verbrauchsdaten in den Versorgungsgebieten. Die GmbH versorgt in beiden Städten und teils darüber hinaus Tausende Haushalte mit Wasser und Strom, mit Gas wie auch mit Fernwärme, jeweils aus eigenen Netzen.
Einzig für Haushalte, die mit Erdöl, Holz oder noch mit Kohle heizen, sind beide Städte auf zusätzliche Informationen angewiesen. Die meisten, heißt es bei den Versorgungsbetrieben, seien jedoch gut über das örtliche Handwerk und besonders die Schornsteinfeger erhältlich.
130.000 Euro Fördermittel: Städte müssen aufstocken
90.000 Euro Fördermittel bringt Boizenburg in die kommunale Wärmeplanung ein, das etwa gleich große Lauenburg verfügt nur über knapp die Hälfte. „Das sind Fördermittel der jeweiligen Länder, die werden in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein unterschiedlich verteilt“, erläutert Brackmann.
Die zusammen rund 130.000 Euro werden die Planungskosten aber voraussichtlich kaum zur Hälfte abdecken. Noch weit größer ist die Lücke, die sich nach Schätzung von Joachim Schöttler danach auftut. „150 Millionen Euro können wir nie allein leisten, wir benötigen staatliche Förderung“, stellt Brackmann klar.
Kosten dürfen nicht durch die Decke gehen
Doch die Staatskasse ist leer. Und die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Karlsruhe fehlenden 60 Milliarden Euro im Bundeshaushalt lassen manche Politiker darüber nachdenken, ob die Bürger nicht stärker zur Energiewende beitragen können.
Wer Kosten in der Höhe einfach auf Verbraucherpreise umlegen will, werde einen Proteststurm ernten, ist dagegen Lauenburgs Bürgermeister überzeugt. „Spätestens wenn die Kosten durch die Decke gehen.“
Schnell ausschreiben, um 2026 die Ergebnisse zu haben
Nach dem aktuellen Zeitplan werden die Versorgungsbetriebe die Planungsaufgaben Anfang 2024 ausschreiben. Möglichst bereits 2026 sollen die Ergebnisse vorliegen. Also deutlich früher als der vom Land auf Mitte 2028 verschobene Abgabetermin für Unterzentren wie Lauenburg oder Schwarzenbek.
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Die Verantwortlichen in Lauenburg und Boizenburg wie auch in den Versorgungsbetrieben setzen auf Tempo. Wenn erst die Vielzahl der Kommunen bundesweit bei den wenigen Ingenieur- und Planungsbüros anklopft, wird es eng. Möglicherweise helfe es, die guten Verbindungen der Versorgungsbetriebe spielen zu lassen.
Industrie-Abwärme, Geothermie oder die Elbe anzapfen?
Was am Ende des Prozesses herauskommt, darüber wagt derzeit kaum jemand Vorhersagen. Die Nutzung von Abwärme aus Lauenburger Industriebetrieben wie Worlée oder Mewa scheint vorstellbar. Ebenso die Idee, der vorbeifließenden Elbe über große Wärmetauscher Energie zu entziehen. Um damit etwa denkmalgeschützte Häuser in der Lauenburger Altstadt zu versorgen. In mehreren Städten Deutschlands wird dies bereits praktiziert.
Das gilt auch für Tiefen-Geothermie. Also Heizzentralen, die mit aus dem Grundwasser gewonnener Wärme große Gebäude beheizen. Oder über Nahwärmenetze Siedlungen oder Stadtteile mit umweltfreundlicher Heizenergie versorgen. Brackmann: „Was für Lauenburg die richtige Wahl ist, wissen wir sicher wohl erst in zwei Jahren.“