Börnsen. Ab durch die Baustelle: Zu viele Verkehrsteilnehmer ignorieren die Regeln in Börnsen und behindern die Arbeiten. Behörde reagiert.
Die Aufregung ist groß bei den Anwohnern und Gewerbetreibenden an der Lauenburger Landstraße in Börnsen. Hier gibt es seit dem 22. April auf Höhe der Filiale der Kreissparkasse eine Vollsperrung wegen Straßenbauarbeiten. Die Weiterfahrt Richtung Escheburg ist ab Börnsener Straße untersagt, wer auf der anderen Seite der etwa 300 Meter langen Baustelle weiter östlich wohnt, kommt nicht durch Richtung Bergedorf. Und nun schiebt auch noch der Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes dort Wache.
Die Gerüchteküche entlang der Kreisstraße 80 brodelt. Statt wie mal geplant bis zum 16. August solle die Baustelle nun noch bis Januar bleiben, will ein Anwohner wissen. „Die nervt uns alle“, schimpft er stocksauer. Ganz so schlimm komme es dann zwar doch nicht, ergibt eine Nachfrage beim Kreis Herzogtum Lauenburg. Aber länger als mal angedacht dauere sie sehr wohl, das wird bestätigt.
Baustellen Börnsen: Vollsperrung von Autofahrern missachtet – Sicherheitsdienst rückt an
Und daran seien unter anderem auch die Anlieger wohl nicht so ganz unschuldig, heißt es aus der Kreisverwaltung. Einer der Gründe ist kurios – und führt dazu, dass nun ein Wachmann seit ein paar Tagen an der östlichen Zufahrt aufpasst.
Demnach hätten viel zu viele Autofahrer – sicherlich nicht nur Anwohner – ihr Gefährt mitten durch die Bauarbeiten gesteuert. Die Lücke, die in der Vollsperrung gelassen wurde, sollte eigentlich ausschließlich dem Durchfahren von Linienbussen der VHH dienen, aber andere Fahrer hätten das gleich mit ausgenutzt, heißt es vom Kreis. Dadurch, dass viele Leute so unvernünftig und aus purem Egoismus trotzdem durchgefahren seien, hätte dort „nicht so gut“ gearbeitet werden können.
Baustellen Börnsen: Viele Autofahrer fuhren trotz Vollsperrung durch die Bauarbeiten
Die Fahrer hätten dafür gesorgt, dass Arbeiten immer wieder unterbrochen werden mussten. Der Sicherheitsdienst wurde schließlich engagiert, um sicherzustellen, dass künftig ausschließlich die Busse passieren, damit die Bauarbeiter störungsfrei schaffen können. Bauliche Überraschungen mit Leitungen, die unter der Erde nicht so lagen wie gedacht, und Verzögerungen bei Materiallieferungen verschärften zudem die zeitliche Situation.
Aber immerhin: Ein Ende ist nun doch in Sicht. Wenn auch wettermäßig alles klappt, soll die aufgerissene Strecke am Wochenende vom 6. bis 8. September asphaltiert werden. Die Freigabe der Strecke könnte dann einen Monat später als ursprünglich angesetzt zu Mitte September erfolgen.
Baustellen Börnsen: Wenn asphaltiert wird, müssen Anwohner mit dem Auto draußen bleiben
Wenn zum Ende der Fahrbahnbelag erneuert wird, ist das Einfahren in die Bahnstraße nicht möglich – auch nicht für Anwohner. Das betrifft zudem die Bewohner aus dem Heuweg, Gartenweg, Horster Weg, Koppelring und Wiesenweg, deren Anbindung an die Hauptstraße durch die Bahnstraße erfolgt..
Die Bauarbeiten standen vom Start weg unter keinem guten Stern. Eigentlich hätten sie bereits im vergangenen Jahr im Herbst starten und beendet werden sollen im Anschluss an die Verlegung einer neuen Abwasserleitung aus Escheburg, die an den Verteiler in Börnsen angeschlossen wurde. Bereits damals war die Lauenburger Landstraße ab der Börnsener Straße für fünf Monate gesperrt.
Bauarbeiten in Börnsen standen unter keinem guten Stern
Bei den Bauarbeiten geht es um den Ausbau und barrierefreien Umbau von Bushaltestellen im Bereich der Bahnstraße. Darüber hinaus wird die Hauptstraße leicht verschwenkt und saniert, in Richtung Geesthacht entstehen am rechten Straßenrand Parkplätze. Aus dem Vorhaben wurde aber im ersten Anlauf nichts, weil zu wenig Bewerber auf die Ausschreibung reagierten. Sie musste wiederholt werden.
Hintergrund war eine Vielzahl an Baustellen im Umfeld und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Koordinierung der Umleitungsstrecken. Die erforderlichen Vergabeverfahren konnten deshalb erst so spät angeschoben werden, hieß es seinerzeit vom Kreis.
Verzögerte Baustelle in Börnsen führt aktuell zu weiterem Ärger im oberen Ortsteil
Wie bei einer Kettenreaktion führt das Ausschreibungsdilemma im vergangenen Jahr nun zu aktueller Missstimmung im oberen Ortsteil von Börnsen. Wer mit dem Auto die Schule am Hamfelderedder passiert, dringt noch bis zum Parkplatz des Sportplatzes vor, dann heißt es auch hier: Ende Gelände wegen Vollsperrung. Keine Durchfahrt zum Wohngebiet rund um den Feldkamp und die Tennisplätze mit dem Restaurant.
Einige Garagen sind sogar blockiert, die Baustelle führt direkt an Zufahrten vorbei. Wer sein Auto nicht rechtzeitig aus der betroffenen Zone geschafft hat, muss nun Geduld aufbringen und auf das Ende der Arbeiten warten – oder auf die Kulanz der Bauarbeiter hoffen.
Baustellen Börnsen: Chaotische Situationen nach Ferienende befürchtet
Den Anwohnern bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder auf dem Parkplatz beim Sportplatz zu parken und zu Fuß zu ihren Häusern zu kommen, gegebenenfalls auch mit Einkäufen und Getränkekisten. Oder aber lange Umwegstrecken eben auch wegen der Situation in der Lauenburger Straße in Kauf zu nehmen.
„Eine planerische Hochleistung“, ärgert sich eine Anwohnerin. Es sei schon lange klar gewesen, dass hier gebaut werde, sagt sie. Und die Erschließungsarbeiten würden nun ausgerechnet dann gemacht, wenn auch unten an der K80 eine Vollsperrung sei. Die Frau befürchtet chaotische Situationen nach Ferienende, wenn der Berufsverkehr wieder beginnt. Einige der offen gebliebenen Zufahrtsstraßen seien schmal und hätten zum Teil Kopfsteinpflaster.
Baustellen Börnsen: Amt kann nicht aus dem Planungsraster ausbrechen
Die erste Störung wegen der Erschließungsarbeiten des neuen B-Planes 24 auf dem alten Grandplatz – unter anderem sollen mal Fernwärmerohre verlegt werden – datierte bereits vom 1. bis 12. Juli. Hier war der Dänenweg zwischen der Einmündung der K80 und der Einmündung des Dänenkampes voll gesperrt. Die Erschließungsarbeiten im Hamfelderedder schlossen sich ab dem 15. Juli daran an.
Bauamtsleiter Marco Haralambous vom für diese Arbeiten zuständigen Amt Hohe Elbgeest hat Verständnis für die Anwohner. „Sie sind wirklich stark gebeutelt, der Ärger ist verständlich, aber wir müssen irgendwann anfangen. Nachher kommen wir wieder in die Frostperiode. Wir haben einen Projektablaufplan. Erst wurde das Regenrückhaltebecken gebaut, dann der Sportplatz, das war so bei uns eingeplant, wir konnten nicht aus dem Raster ausbrechen“, verteidigt er das Vorgehen.
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Deutliche Entspannung an den Baustellen in Börnsen nach den Ferien erwartet
„Und wir haben ja auch die Schule, deren Belange müssen wir ebenfalls betrachten. Weil jetzt am wenigsten los ist, haben wir diesen Zeitpunkt gewählt“, erklärt er. Zudem seien die Probleme mit der Neuausschreibung an der K80 zunächst nicht abzusehen gewesen. „Die wäre ja eigentlich fertig gewesen“, sagt Marco Haralambous. Zum befürchteten Chaos nach dem Ferienende am 31. August soll es nicht kommen, in zwei bis drei Wochen dürfte der Spuk vorbei sein.
„Und das ist es dann auch gewesen, dann sollte eine deutliche Entspannung einsetzten. Danach ist für längere Zeit keine Einschränkung mehr geplant“, meint Marco Haralambous.