Lauenburg/Bergedorf. 1990 ist das Jahr der deutschen Wiedervereinigung. Warum in Lauenburg daran fast eine Beziehung zerbrach, ehe sie richtig begann.

Das bewegende Jahr 1989 endet mit der größten Silvesterparty, die Deutschland je gesehen hat: Hunderttausende feiern den Jahreswechsel rund ums Brandenburger Tor. Die Bilder gehen um die Welt. Sie nehmen vorweg, was erst ein Dreivierteljahr später Wirklichkeit wird. Inzwischen zweifeln nur noch wenige daran, dass die Wiedervereinigung Deutschlands bevorsteht.

Doch die ausgelassene Party in Berlin endet abrupt. „Unglück überschattet Berliner Jubelfeier“ titelt die Bergedorfer Zeitung in der ersten Ausgabe im Jahr 1990. Eine Videowand des DDR-Fernsehens ist während der Feier zusammengebrochen. Mehr als 135 Menschen werden verletzt. Für einen 24-jährigen Westberliner kommt jede Hilfe zu spät. Verglichen mit diesem tragischen Ereignis, verläuft das Jahr 1990 im Verbreitungsgebiet der Bergedorfer Zeitung weit weniger dramatisch. Und doch zeigt sich schon bald, dass der Weg zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten steinig und keinesfalls ein Selbstgänger ist.

Auf dem Weg zu Einheit: Kann Boizenburg Lauenburgs Krankenhaus retten?

Auch in Lauenburg steht der Jahreswechsel ganz unter dem Eindruck des deutsch-deutschen Freudentaumels. Doch schon in der ersten Ausgabe 1990 beherrscht ein anderes Thema die Lauenburg-Seite. Das städtische Krankenhaus ist tief in die roten Zahlen gerutscht. „Minus von 500.000 Mark“ titelt die Bergedorfer Zeitung. Bürgermeister Hauke Matthießen denkt laut darüber nach, dass die Grenzöffnung die Rettung sein könnte. Immerhin sind im Boizenburger Krankenhaus Betten knapp und die Ärzte hoffnungslos überlastet.

Was er damals nicht ahnen kann: Das Thema Krankenhaus wird wenig später das Verhältnis der beiden Nachbarstädte über Jahre nachhaltig stören. Für das Lauenburger Krankenhaus findet die Politik eine andere, allerdings umstrittene Lösung: 1990 entlässt die Stadt die Klinik aus ihrer Regie – sie wird an das Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht angegliedert. Es ist ein Sterben auf Raten. 2004 wird das Lauenburger Krankenhaus endgültig aufgegeben.

Städtepartnerschaft: Lauenburg und Boizenburg knüpfen erste Bande

Ganz unter dem Eindruck der bevorstehenden Wiedervereinigung sind es vor allem westdeutsche Kommunen, die sich um Städtepartnerschaften in der DDR bemühen. Damit rennen sie allerdings nicht immer offene Türen ein. „Ludwigslust gibt Geesthacht und Schwarzenbek einen Korb“ titelt die Bergedorfer Zeitung Anfang Januar. Enttäuschung vor allem in Geesthacht. Bürgermeister Peter Walter gibt sich dennoch optimistisch, eine andere Verbindung eingehen zu können. „Wir sind als Partnerstadt durchaus attraktiv“, wird der von der Zeitung zitiert.

Zwischen Lauenburg und Boizenburg deutet alles auf eine bevorstehende Städtepartnerschaft hin: Sportler trainieren und Chöre singen zusammen. Die Feuerwehren kooperieren. Seit Mitte Januar wird die Lauenburgische Landeszeitung in Boizenburg kostenlos verteilt. Redakteur Detlef Bienwald schreibt: „Etwa 50 Menschen warten schon 6.55 Uhr vor der Elbe-Kaufhalle in Boizenburg. Die wenigsten von ihren sind wegen der Frühstücksbrötchen gekommen. Sie wollen sich ein Exemplar sichern, das hier kostenlos ausliegt.“ Am 12. März 1990 betritt die Zeitung Neuland: Ab sofort gibt es tägliche Berichte aus Boizenburg.

Februar 1990: Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow sichert zu, dass die Deutschen Zeitpunkt und Weg ihrer Einheit selbst bestimmen können. 
Februar 1990: Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow sichert zu, dass die Deutschen Zeitpunkt und Weg ihrer Einheit selbst bestimmen können.  © bz Archiv | BZ Archiv

17 Milliarden Mark Defizit: DDR-Wirtschaft steht vor dem Bankrott

Einen Monat später ist die Sache zumindest auf Lauenburger Seite in trockenen Tüchern. Die Stadtvertretung beschließt einstimmig die Städtepartnerschaft mit der Nachbarstadt Boizenburg. Dort ziert man sich noch etwas. „Boizenburg will nichts überstürzen“ titelt die Bergedorfer Zeitung am 16. Februar. Die endgültige Entscheidung will die Nachbarstadt erst nach der Parlamentswahl treffen.

Eigentlich sind die ersten demokratischen Wahlen in der DDR für den 6. Mai geplant, doch die Lage im Land spitzt sich immer mehr zu. „Modrow: Lage kaum noch zu beherrschen“ – die Schlagzeile bringt die dramatische Situation in der DDR auf den Punkt. Das Defizit im Staatshaushalte der DDR beträgt zu diesem Zeitpunkt 17 Milliarden Mark. Der vorgezogene Termin der Wahlen auf den 18. März soll den Weg für die Wiedervereinigung ebnen. Am 11. Februar ist auch die letzte außenpolitische Hürde auf dem Weg zur deutschen Einheit genommen. Der sowjetische Partei- und Staatschef Michail Gorbatschow sichert zu, dass die Deutschen Zeitpunkt und Weg ihrer Einheit selbst bestimmen können.

Erste freie Wahlen: Konservative „Allianz für Deutschland“ siegt überraschend

Mittlerweile schwant allerdings vielen DDR-Bürgern, dass die deutsche Einheit nicht ohne tiefe Einschnitte zu haben ist. Die Bergedorfer Zeitung berichtet nun fast täglich auf einer ganzen Seite aus Boizenburg. In der Wochenendausgabe vor der Wahl veröffentlicht die Zeitung eine Umfrage aus Boizenburg, die mit „Sorgen, Ratlosigkeit und Zuversicht für die Zukunft“ überschrieben ist. Zitiert wird unter anderem die 58-jährige Konsum-Angestellte Hannelore Berg: „Ich kann mich nicht damit abfinden, dass meine harte Arbeit auf einmal nichts mehr wert sein soll. Ich hoffe nicht, dass ich in meinem Alter arbeitslos werde.“

Der Wahlsonntag ist der wärmste 18. März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, fast überall herrschen Temperaturen von mehr als 20 Grad. Die SPD liegt bis dahin in allen Umfragen weit vorn, doch am Ende wird die konservative „Allianz für Deutschland“ mit mehr als 40 Prozent der Stimmen klare Wahlsiegerin. Bundeskanzler Helmut Kohl hat als „Wahlhelfer“ ganze Arbeit geleistet. Die SPD kommt nur auf 21,9 Prozent. Die Prognosen, die sogar eine absolute Mehrheit der SPD vorhergesehen hatten, beruhten auf telefonischen Umfragen. Viele können es nicht gewesen sein, denn die meisten DDR-Bürger haben damals gar kein Telefon.

„Zonenrand-Förderung“ auf lange Zeit festgeschrieben“, titelt die Zeitung am 23. März.
„Zonenrand-Förderung“ auf lange Zeit festgeschrieben“, titelt die Zeitung am 23. März. © bz Archiv | BZ Archiv

Sorge in Lauenburg: Was wird aus der Zonenrand-Förderung?

Nicht nur in Boizenburg, auch in Lauenburg gibt es erste Bedenken, dass die Einheit auch Nachteile bringen könnte. Bisher profitierte die Stadt aufgrund ihrer Lage von der sogenannten Zonenrand-Förderung. Innerhalb eines 40 Kilometer breiten Streifens entlang der ehemaligen Grenze gilt im Westen die höchste Förderstufe. Für ansiedlungswillige Unternehmen gibt es maximal 55 Prozent der Investitionssumme und 25 Prozent an Dauersubventionen. Vorläufige Entwarnung kommt von der Bundesministerin für innerdeutsche Beziehungen, Dorothee Wilms. „Zonenrand-Förderung auf lange Zeit festgeschrieben“ titelt die Zeitung am 23. März. Lange soll das Versprechen nicht gelten.

Deutliche Worte findet Richard von Weizsäcker anlässlich seines 70. Geburtstages am 15. April 1990. „Den DDR-Bürgern keine Lehren erteilen“ titelt die Zeitung zwei Tage später. Die DDR-Bürger müssten in erster Linie selbst wissen, wie sie mit den letzten 40 Jahren umgingen, so der Bundespräsident. „Der Westen soll sich nicht einbilden, alles richtig gemacht zu haben und zu wissen, wie man mit Schuld umgeht“, wird er zitiert.

Nach der Unterschrift unter den Partnerschaftsvertrag singen die Gäste das Schleswig-Holstein-Lied und das Lied „Mecklenburger Land“.
Nach der Unterschrift unter den Partnerschaftsvertrag singen die Gäste das Schleswig-Holstein-Lied und das Lied „Mecklenburger Land“. © bz Archiv | BZ Archiv

29. April 1990: Städtepartnerschaft in trockenen Tüchern

Fast zur selben Zeit arbeiten Delegationen aus Lauenburg und Boizenburg den Partnerschaftsvertrag aus. Möglicherweise hat Bürgermeister Hauke Matthießen die Worte des Bundespräsidenten im Ohr, als er Redakteur Hartwig Kasten in den Block diktiert: „Wir Lauenburger wollen den Boizenburger Freunden bei wichtigen und dringenden Fragen zur Seite stehen, ohne dass wir uns aufdrängen wollen.“ Bei der Vertragsunterzeichnung wird es dann ziemlich theatralisch. „Wir werden nie wieder einem Falken gestatten, unserer Friedenstaube den Weg zu versperren. Und sollte es doch ein Falke wagen, werden wir unsere Taube in einen Adler verwandeln“ zitiert die Zeitung Lauenburgs Bürgervorsteher Egon Schwintowsky.

Doch der feierliche Anlass inspiriert ihn wohl zu dem Vergleich. Die beiden Nachbarstädte verpflichten sich, fortan unter anderem in den Bereichen Städtebau, Verkehr, Denkmalpflege, Wissenschaft, Umweltschutz und Tourismus zusammenzuarbeiten. Heute weiß man, dieser Vorsatz hält nicht lange. Aus Partnern werden bald Konkurrenten. Während Lauenburg vergeblich um Investoren wirbt, lassen sich diese reihenweise in Boizenburg nieder. Kein Wunder: Mecklenburg-Vorpommern rollt Unternehmen mit großzügigen Förderungen den Teppich aus. Doch davon ahnen die Unterzeichner des Partnerschaftsvertrages an diesem denkwürdigen 29. April 1990 natürlich noch nichts.

Währungsunion: DDR-Bürger haben Angst um ihr Erspartes

Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR soll zwar erst am 1. Juli 1990 in Kraft treten, doch schon Monate vorher diskutieren die Menschen über den künftigen Umtauschkurs beider Währungen. Anfang Mai herrscht dann Klarheit: DDR-Bürger ab 60 Jahren dürfen bis zu 6000, jüngere Erwachsene bis zu 4000 und Kinder bis 14 Jahren bis zu 2000 DDR-Mark zum Kurs von 1:1 umtauschen. Darüberliegende Sparguthaben werden zum Kurs 2:1 gewechselt.

„Rentner sind benachteiligt“ überschreibt die Zeitung eine Umfrage in der Boizenburger Altstadt. „Wir haben uns einiges angespart. Ich habe acht Kinder großgezogen und dachte eigentlich, dass ich mir jetzt einen guten Lebensabend verdient hätte. Da sind 6000 Mark im Umtausch von 1:1 nicht gerade viel“, wird eine 58-jährige Boizenburgerin zitiert.

Der Tag, an dem die D-Mark kam. Das große Chaos, wie in anderen DDR-Städten blieb in Boizenburg aus.
Der Tag, an dem die D-Mark kam. Das große Chaos, wie in anderen DDR-Städten blieb in Boizenburg aus. © bz Archiv | BZ Archiv

D-Mark kommt nach Boizenburg – und erste Kündigungswelle

Eine Hiobsbotschaft aus Lauenburgs Partnerstadt erreicht die Leser am 15. Mai. „Die allgemeine Kündigungswelle in der DDR hat jetzt auch Boizenburg erreicht“, schreibt die Bergedorfer Zeitung. 850 von 1750 Mitarbeiter der Fliesenwerke sollen entlassen werden. Die Elbe-Werft schickt Arbeiter in Kurzarbeit. „Jahrelang heißt es, alles ist Volkseigentum und plötzlich gehört dir gar nichts mehr“, sagt ein Betroffener. Gute Nachrichten gibt es aber auch: Für 4,1 Millionen Mark wird der Boizenburger Hafen aufgewertet. Eine großzügige Finanzspritze des Bundes soll das Projekt vorantreiben.

Auf den 1. Juli 1990, den Tag der deutschen Währungsunion, fiebern die meisten DDR-Bürger hin. „Die ersten D-Mark – und Tränen in den Augen“ titelt die Bergedorfer Zeitung über einen Bericht aus Boizenburg. Noch in der Nacht sind die meisten Ostprodukte gegen Waren aus dem Westen eingetauscht worden. In der Raiffeisenbank Boizenburg haben bis zum frühen Abend zwei Millionen Euro den Besitzer gewechselt. Das große Chaos, wie in anderen DDR-Städten, bleibt aber aus. Am nächsten Tag herrscht so etwas wie Katerstimmung in Boizenburg. Das Brot, das am Sonnabend noch für 88 Pfennig erhältlich war, kostet nun vier Mark. „Das ist Halsabschneiderei“, wird der 72-jährige Rentner Erwin Heinemann zitiert.

 Der Vertrag über das erste deutsch-deutsche Stadtwerk vor der Wiedervereinigung wird am 20. Juli 1990 unterzeichnet.  
 Der Vertrag über das erste deutsch-deutsche Stadtwerk vor der Wiedervereinigung wird am 20. Juli 1990 unterzeichnet.   © bz Archiv | BZ Archiv

Gemeinsame Stadtwerke: Diese Partnerschaft hat bis heute Bestand

Zuerst nur eine Randnotiz in der Zeitung: Die Partnerstädte Lauenburg und Boizenburg gründen gemeinsame Stadtwerke. Die Hamburger Gaswerke, die sich ebenfalls Hoffnung gemacht haben, sind damit aus dem Rennen. Das gibt es damals noch nirgendwo. Und manch einer grübelt, ob dieses Gemeinschaftsunternehmen eine Zukunft haben werde. Der Vertrag über das erste deutsch-deutsche Stadtwerk vor der Wiedervereinigung wird am 20. Juli 1990 unterzeichnet.

Die Zweifler werden eines Besseren belehrt: Aus der Zusammenarbeit der beiden Städte auf vielen Gebieten der Energiewirtschaft wird 18 Jahre später sogar ein gleichberechtigter Zusammenschluss: Die im Januar 2008 gegründeten Versorgungsbetriebe Elbe werden heute je zur Hälfte durch die Stadtwerke Boizenburg und die Stadtbetriebe Lauenburg getragen.

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Wiedervereinigung: Lauenburg und Boizenburg wollen nicht zusammen feiern

Obwohl alles auf die bevorstehende Wiedervereinigung hindeutet, gibt es Ende Juli noch keinen Termin, auf den sich die Regierungen der BRD und der DDR geeinigt hätten. Zu diesem Zeitpunkt scheint der 1. Dezember 1990 als der wahrscheinlichste Termin. Klarheit gibt es erst am 24. August. „Der deutschen Einheit: 3. Oktober 1990“ steht auf der Titelseite der aktuellen Ausgabe.

Was die bevorstehende Wiedervereinigung anbetrifft, macht sich sowohl in Lauenburg, als auch in Boizenburg offenbar erste Ernüchterung breit. „Partner verzichten auf Vereinigungsfest“, titelt die Zeitung am 22. September. „Spontanität wie am 9. November kann man nicht künstlich erzeugen“, erklärt Hauke Matthießen gegenüber Redakteur Detlef Bienwald. Und der Bürgermeister setzt noch einen obendrauf. Die Zeit des gemeinsamen Essens und Trinkens sei vorbei. Jetzt müsse man sich auf die Arbeit konzentrieren.

Wiedervereinigung: Nur die Dampfsirene vom „Kaiser Wilhelm“ ertönte

Gemessen an der Bedeutung des Anlasses fällt die Berichterstattung auf der Lauenburger Lokalseite auch eher bescheiden aus. Still haben die Lauenburger in den neuen Abschnitt der Geschichte hineingefeiert. „Um Mitternacht zerrissen nur die Dampfsirene des ,Kaiser Wilhelm‘ und einige Feuerwerkskörper die nächtliche Ruhe“, schreibt Redakteur Detlef Bienwald am nächsten Tag. Bürgermeister Hauke Matthießen und sein Boizenburger Amtskollege Uwe Wieben ziehen eine erste Bilanz der Städtepartnerschaft. Im Wesentlichen läuft die hinaus auf Dankbarkeit von der einen Seite und dem Angebot weiterer Hilfe von der anderen Seite.

Auch wenn der Tag der Deutschen Wiedervereinigung in Lauenburg eher bescheiden gefeiert wird, der erste Jahrestag der Grenzöffnung soll mit einem großen Nachbarschaftstreff gefeiert werden. Lauenburger Geschäftsleute zeigen sich großzügig. Freibier spendieren die Wirte und auch unsere Zeitung beteiligt sich mit einer großzügigen Spende.

Rico Reichelt, Bürgermeister von Boizenburg (l.) und Thorben Brackmann, Bürgermeister von Lauenburg, wollen die eingeschlafene Städtepartnerschaft wiederbeleben. 
Rico Reichelt, Bürgermeister von Boizenburg (l.) und Thorben Brackmann, Bürgermeister von Lauenburg, wollen die eingeschlafene Städtepartnerschaft wiederbeleben.  © Privat | Privat

Geplatzter Krankenhausbau stellt Städtepartnerschaft vor Zerreißprobe

Ende des Jahres 1990 erhält die Städtepartnerschaft einen ernsten Dämpfer. „Finanzierung des Klinikneubaus ist völlig ungeklärt“ titelt die Zeitung am 30. November. Hintergrund: Beide Städte können sich nicht auf einen Standort für das geplante gemeinsame Krankenhaus einigen. Doch der Konflikt spitzt sich weiter zu. Das deutsch-deutsche Vorzeigeprojekt zerschlägt sich, als das Land Schleswig-Holstein zugesagte zehn Millionen Mark zurückzieht. Mit einem Hungerstreik bringen die Boizenburger ihren Landessozialminister fünf Jahre später dazu, den Bau in abgespeckter Version allein zu verwirklichen.

Kleiner Nachtrag: Als 1990 der Vertrag über die Städtepartnerschaft geschlossen wird, ist Lauenburgs aktueller Bürgermeister Thorben Brackmann noch nicht geboren. Sein Amtskollege Rico Reichelt aus Boizenburg war damals gerade mal zwei Jahre alt. Was bisher kaum mehr als ein Lippenbekenntnis war, wollen die beiden jungen Verwaltungschefs nun endlich mit Leben erfüllen: Zusammenarbeit zwischen Lauenburg und Boizenburg auf allen Ebenen, die den Namen Partnerschaft auch verdient.