Lauenburg/Boizenburg. Seit 30 Jahren besteht die Städtepartnerschaft. Manchmal wurde die Beziehung auf eine harte Probe gestellt.

Es war der 29. April 1990: Der große Saal des Boizenburger Kulturhauses war bis auf den letzten Platz besetzt, als Stadtvertreter aus Boizenburg und Lauenburg ihre Partnerschaft besiegelten. Mit Tränen in den Augen sangen alle zusammen das Mecklenburg- und dann das Schleswig-Holstein-Lied. So stand es damals in der Lauenburgischen Landeszeitung.

Die Unterzeichnung der Städtepartnerschaft war vor 30 Jahren die Krönung einer Zeit mit großen Emotionen: Als am 9. November 1989 die Grenze für Bürger der DDR durchlässig wurde, lagen sich Lauenburger und Boizenburger im Freudentaumel in den Armen. Als sich am 24. Dezember auch für die Westdeutschen die Grenzen der DDR öffneten, geriet der Heilige Abend 1989 zu einem ganz besonderen Weihnachtsauftakt. Tausende strömten zu den Übergangsstellen. Um Mitternacht sollten die Schlagbäume aufgehen.

Ein großes gemeinsames Projekt scheiterte 1995

Zusammenarbeit auf politischer und wirtschaftlicher Basis – dies war ein Punkt auf der Urkunde der Städtepartnerschaft. Doch die guten Vorsätze wurden schnell von der Realität eingeholt: Sozialistische Planwirtschaft traf auf die Wirtschaft des Marktes. Hunderte von Arbeitsplätzen in den Boizenburger Fliesenwerken und der Elbe-Werft gingen verloren. Die „Besserwessis“ waren nicht immer willkommen, umgekehrt gab es viele Vorurteile über die „Ossis“. Während Boizenburg vom wirtschaftlichen Umbruch gebeutelt wurde, kam auch Lauenburg nicht ungeschoren davon. Die Stadt, schon immer ein Armenhaus Schleswig-Holsteins, musste auf das Geld aus der Zonenrandförderung verzichten.

Als im Jahre 1995 auch noch ein deutsch-deutsches Vorzeigeprojekt platzte, stellte das die Partnerschaft auf eine harte Probe: Beide Städte hatten Anfang der 1990er-Jahre ein neues Krankenhaus in Boizenburg geplant. Doch dann zog das Land Schleswig-Holstein die Zusage über zehn Millionen Mark zurück.

Heute gibt es einen gemeinsamen Versorgungsbetrieb

Besonders deutlich wurde der Unterschied in der wirtschaftlichen Entwicklung. Während sich im Boizenburger Gewerbegebiet zahlreiche Firmen niederließen, sah das in Lauenburg anders aus. „Mit Fördersätzen von 50 Prozent können wir nicht konkurrieren“, bedauerte man nicht selten. Doch nicht alle Träume einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mussten begraben werden. Es war zunächst ein Versuch: Drei Monate vor der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 gründeten Lauenburg und Boizenburg in der DDR ein gemeinsames Stadtwerk. 18 Jahre später wurde aus der Zusammenarbeit auf vielen Gebieten der Energiewirtschaft ein gleichberechtigter Zusammenschluss: Die im Januar 2008 gegründeten Versorgungsbetriebe Elbe werden je zur Hälfte durch die Stadtwerke Boizenburg und die Stadtbetriebe Lauenburg getragen.

Die Partnerschaft wird aber auch von kleinen Aktionen getragen. Vor allem die Sportler aus Lauenburg und Boizenburg halten die Fahne der Verbrüderung hoch. So treten Läufer jedes Jahr zum Grenzlauf an. Ruderer fahren die Einheitsregatta und die Elbe-Velo-Tour ist immer wieder ein Höhepunkt für Freizeitradler.

Die Kultband Torfrock kommt für ein Open-Air-Konzert

Sicher wird es zum Jubiläum der Städtepartnerschaft auch offizielle Begegnungen geben. Ausgelassener wird es aber sicher beim Open-Air-Konzert mit der Band Torfrock zugehen. Die Versorgungsbetriebe und die Stadt Lauenburg laden dazu für den 7. August in das Lauenburger Freibad ein. Der Kartenverkauf hat gerade begonnen, Tickets zum Preis von 22 Euro gibt es in der Touristinformation (Elbstraße 59) und im Reisebüro Oberelbe (Büchener Weg 7) sowie online unter www.lauenburg-tourismus.de.