Schwarzenbek. Kostenfreie Veranstaltungsreihe zu „75 Jahre Grundgesetz“ in der Europastadt. Was die Besucher im September erwartet.
Musik, Satire und Grusel: Mit einem unterhaltsamen Mix aus vier verschiedenen Veranstaltungen einschließlich eines zentralen Festakts in Form einer Sondersitzung der Stadtvertretung wollen Politik und Verwaltung in Schwarzenbek mit möglichst vielen Bürgern den 75. Geburtstag des Grundgesetzes und damit die Gründung der Republik feiern. Die Veranstaltungsreihe steht unter dem Motto „75 Jahre Bundesrepublik Deutschland: Gemeinsam stark, vielfältig und frei“.
In Zeiten eines Rechtsrucks sind demokratische Werte wichtiger als je zuvor: Das meinen die Initiatoren in Schwarzenbek. Mit dabei ist eine ausgewiesene Expertin für eine tiefgründige und unterhaltsame Aufbereitung von Lesungen und Literatur.
Unterhaltsame Werbung für die Werte der Demokratie in Zeiten eines Rechtsrucks
„Es wird eine abwechslungsreiche Reihe und kein bisschen trocken – nicht nur wegen des Sektempfangs“, verspricht Ute Stimper. Die ehemalige Vorsitzende des aufgelösten Bürgervereins hat mit ihrem beliebten Literaturherbst über viele Jahre Erfahrung mit der unterhaltsamen Darbietung von eigentlich „schwerer Kost“ gesammelt.
Die Überlegungen, etwas zum Grundgesetz und zur Demokratie zu machen, gibt es schon seit über einem Jahr. Seitens der SPD war unter anderem angedacht, 75 Blühstreifen in der Stadt anzulegen – zum einen, um Insekten eine Heimat zu geben, zum anderen, um symbolisch Farbe für die Demokratie zu bekennen. Letztlich einigten sich die Politiker auf die Veranstaltungsreihe.
Absage an 75 Blühstreifen zur Feier des Grundgesetzes
„Wir wollen etwas Ordentliches machen, und das lassen wir uns auch etwas kosten“, sagte Nils Hilger (SPD) kürzlich im Hauptausschuss gesagt. Rund 9000 Euro kostet die Veranstaltungsreihe. „Es ging uns darum, nicht nur einen Tag das Grundgesetz zu feiern, sondern mehrere hochkarätige Veranstaltungen über einen Monat zu streuen, um die Bedeutung unserer Verfassung tiefer in das Bewusstsein zu rücken und möglichst viele Menschen zu erreichen“, betonte der Erste Stadtrat Burkhard Franke (CDU).
„Wir haben bei der Planung Wert auf Qualität und zugleich Leichtigkeit mit Tiefgang gelegt. Wichtig war uns, dass es ein hochklassiges Programm zum Nulltarif für die Bürgerinnen und Bürger wird“, betonte Bürgermeister Norbert Lütjens, der die Eröffnung am Sonnabend, 7. September, um 10.30 Uhr auf dem Wochenmarkt auf dem Ritter-Wulf-Platz vornimmt.
Veranstaltungsreihe soll Interesse an der Geschichte der Bundesrepublik wecken
Wie die Auftaktveranstaltung aussehen soll, verraten die Veranstalter nicht. „Es soll eine Überraschung sein, die die Neugier der Schwarzenbeker wecken soll“, sagte SPD-Fraktionschef Rüdiger Jekubik. Von seiner Partei ging vor einem Jahr die Idee aus, den Geburtstag des Grundgesetzes größer zu feiern.
„Wir haben uns für die Eröffnung auf dem Wochenmarkt entschieden, weil wir dort zu den Menschen gehen und die Menschen nicht zu uns kommen müssen. So wollen wir die Themenreihe in den Fokus der Öffentlichkeit rücken und Neugier wecken“, erläutert Ute Stimper das Konzept.
Auf dem Wochenmarkt sollen möglichst viele Menschen für die Demokratie begeistert werden
Weiter geht es dann am Montag, 9. September, im Amtsrichterhaus mit dem Schriftsteller Till Raether. Er liest aus seinem Ende 2023 erschienenen Buch „Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?“. Der 55-Jährige lebt in Hamburg und arbeitet unter anderem als Journalist für das SZ-Magazin.
Er will aufzeigen, wie es in Zeiten von Krieg, Corona und Klimawandel gelingen kann, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Der 55-Jährige denkt in seiner Lesung über die Frage nach, wie es angesichts düsterer Perspektiven gelingen kann, den Kopf über Wasser zu halten. Los geht es um 19 Uhr am Körnerplatz 10.
Gruselgeschichten als Auflockerung für ein ernstes Thema
Eine kurze Atempause bringt Synchronsprecher Sascha Rotermund mit seiner gruseligen Lesung „Sträters Gutenachtgeschichten“ in die Veranstaltungsreihe. „Wir haben uns bewusst für diese Lesung entschieden, die einfach nur unterhaltsam sein und die Reihe auflockern soll. Sie soll einfach Spaß machen. Unsere Feierstunde einen Tag später ist schon inhaltsvoll und nachdenklich genug“, sagt Rüdiger Jekubik.
Rotermund liest am Mittwoch, 11. September, ab 19.30 Uhr im Festsaal des Rathauses Horrorgeschichten von Torsten Sträter nach dem Muster von Altmeister Steven King. Allerdings spielen diese nicht im US-amerikanischen Maine, sondern in Gelsenkirchen und Castrop-Rauxel.
Zentraler Festakt mit Polit-Prominenz und Videobotschaften im Rathaussaal
Richtig offiziell wird des zum eigentlichen Festakt am Donnerstag, 12. September, ab 18.30 Uhr bei einer Sondersitzung der Stadtvertretung im Rathaus. Videobotschaften gibt es von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sowie den Bundestagsabgeordneten Nina Scheer (SPD) und Konstantin von Notz (Grüne). „Die beiden können leider nicht persönlich kommen, weil parlamentarische Woche in Berlin ist“, sagt Bürgervorsteher Roman Larisch.
Eine steife Veranstaltung soll das aber auch nicht werden, eher so eine Art Empfang mit Rahmenprogramm. Gastrednerin ist die Vizepräsidentin des Landtags, Eka von Kalben, die Wirtschaftsjournalistin Ursula Weidenfeld liest aus ihrem Werk „Das doppelte Deutschland“. Dabei geht es um die parallele Entwicklung der beiden Teile Deutschlands seit der Gründung der Bundesrepublik vor 75 Jahren.
Für den festlichen Rahmen sorgen Absolventen der Kreismusikschule, auf dem Ritter-Wulf-Platz klingt der Abend mit Sekt, Häppchen und viel Raum für Gespräche aus.
Auch interessant
- Gut Basthorst bietet die perfekte Kulisse für die Zauberflöte
- Politiker fordern Tempolimit auf der Ortsumgehung
- Tillhausen: In dieser Stadt haben 300 Kinder das Sagen
Krönender Abschluss der Reihe ist am Donnerstag, 3. Oktober, das Performance-Konzert mit dem Schauspieler Roman Knizka und dem Bläserquintett „Opus 45“. Gemeinsam mit den fünf Musikern nimmt der 54-Jährige das Grundgesetz unterhaltsam und kritisch von seiner Entstehung bis heute unter die Lupe.
Dabei nähert er sich dem Thema philosophisch, literarisch aber auch humorvoll. Im Zentrum steht die Frage, welche Bedeutung dieses Fundament der Demokratie heute für uns hat. Los geht es um 11.30 Uhr im Festsaal des Rathauses. Der Eintritt ist wie bei allen Veranstaltungen der Reihe kostenfrei.