Schwarzenbek. Innerhalb weniger Tage hat sich ein breites Bündnis für Demokratie und Menschlichkeit gebildet. Erste Aktion ist eine Art Bürgerfest.
Die Gründung des Bündnissesgegen rechts erfolgte spontan und das auf einer extrem breiten gesamtgesellschaftlichen Basis. Eine Gruppe von Sozialdemokraten um den Ortsvorsitzenden Candy Rudolph hat innerhalb einer Woche das breit aufgestellte „Schwarzenbeker Bündnis für Demokratie und Menschlichkeit“ gegründet. „Ich arbeite in Hamburg, habe selbst an der Kundgebung gegen rechts teilgenommen und die Proteste in Mölln und Geesthacht verfolgt. Schwarzenbek war bislang ein weißer Fleck auf der Karte der Gegner gegen einen Rechtsruck“, so der SPD-Stadtvertreter. Das hat sich geändert.
Vor einer Woche hat Rudolph spontan die Parteivorsitzenden der anderen Fraktionen – logischerweise mit Ausnahme der AfD – zu einem Gespräch eingeladen. Mit im Boot waren auch Vertreter der Kirchen und der Moschee sowie verschiedener Vereine. Daraus ist spontan das Bündnis entstanden, das nach und nach weiteren Zulauf erhält. „Ich habe noch nie eine so enge Zusammenarbeit aller Fraktionen erlebt. Auch Bürgermeister Norbert Lütjens hat uns seine Unterstützung zugesagt und will auf unserer ersten Kundgebung ein Statement abgeben“, sagt Candy Rudolph.
Ganz spontan: Schwarzenbeker gründen Bündnis gegen rechts
Zunächst wollen sich die Akteure weiter formieren und zusätzliche Mitstreiter ins Boot holen. Gespräche gibt es bereits mit den Schulen und mit der Gruppe von Vereinen und engagierten Bürgern, die das Verbrüderungstreffen zur Jumelage mit den Verschwistertungsstädten im Jahr 2025 vorbereiten.
Erste gemeinsame Aktion ist eine öffentliche Kundgebung, zu der das Bündnis für Sonnabend, 24. Februar, um 15 Uhr unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt!“ mit verschiedenen Gästen wie der SPD-Bundestagsabgeordneten Nina Scheer und der Kreispräsidentin Anja Harloff (CDU) vor dem Schwarzenbeker Rathaus auf dem Ritter-Wulf-Platz aufruft.
Bündnis gegen rechts: Erste Aktion ist eine große Kundgebung mit Rahmenprogramm vor dem Rathaus
„Alle Bürgerinnen und Bürger, ob jung oder alt, ob allein oder mit der Familie zusammen, ob aus Schwarzenbek selbst oder aus den Umlandgemeinden, sind hierzu eingeladen. Es gilt ein deutliches Zeichen gegen Hass, Hetze und Extremismus zu setzen,“ sagt Mitorganisator Candy Rudolph.
Er hat die Versammlung bereits angemeldet und rechnet zunächst mit 500 Teilnehmern. „Der Platz ist groß, es könnten durchaus auch mehr werden, wie die Erfahrungen von anderen Veranstaltungen gegen Rechts in den vergangenen Wochen gezeigt haben“, so der Sozialdemokrat.
Veranstaltungen zu 75 Jahre Bundesrepublik sollen zum Protest genutzt werden
„Dieses Jahr feiert die Bundesrepublik Deutschland ihr 75-jähriges Bestehen. Wir haben unsere Demokratie bisher vielleicht als selbstverständlich erachtet. Aber diese ist in Gefahr. Die alarmierenden Pläne, dass rechte Netzwerke unter dem Deckmantel der Remigration Millionen Menschen vertreiben wollen, zeigen dies sehr deutlich“, fügt Sadik Ulutürk (SPD) als Mitinitiator der Veranstaltung hinzu. Er hat auch den Kontakt zur Schwarzenbeker Moschee hergestellt, deren muslimische Gemeinde sich ebenfalls an der Kundgebung beteiligen will.
„Wir sind überwältigt vom Zuspruch zahlreicher Schwarzenbeker Vereine und Institutionen, die sich gern an der Kundgebung beteiligen wollen,“ freut sich Roman Larisch (CDU), Mitglied im Bündnis und Bürgervorsteher. Kolja Ronneberger (Grüne), ebenfalls Gründungsmitglied ergänzt: „Uns ist wichtig, ein starkes Signal auch in Schwarzenbek zu setzen. Und dies soll erst der Auftakt für weitere Veranstaltungen zur Stärkung der Demokratie und Bürgerbeteiligung sein“. Die Veranstaltungen zum 75. Geburtstag der Bundesrepublik in Schwarzenbek wollen die Initiatoren des Bündnis‘ wohl auch nutzen, um weitere Aktionen gegen rechts anzudocken.
Kirchenglocken läuten als Zeichen für die Demokratie
Bereits der Auftakt kann sich sehen lassen. Eine Woche vor der Kundgebung steht ein sehr umfangreiches Rahmenprogramm, das täglich größer wird. „Es kann sich daraus schnell eine Art Bürgerfest für die Demokratie entwickeln“, mutmaßt Candy Rudolph. Bereits ab 14.30 Uhr wird Markus Götze, Kantor der evangelischen Kirchengemeinde, mit seinem Posaunenchor auf dem Platz ein Konzert geben. Alle Kirchenglocken der Stadt sollen fünf Minuten vor Beginn der Veranstaltung zu läuten beginnen.
Damit die Redner auch verstanden werden, sorgt der FDP-Ortsvorsitzende Peter Schönberg für den guten Ton. „Das war in Geesthacht ein Problem, die Reden waren kaum zu verstehen“, berichtet Candy Rudolph. Das wird dank der Veranstaltungstechnik von Schönberg anders sein. Vor dem Rathaus wird eine 16 Quadratmeter große Bühne aufgestellt, die mit einem aufblasbaren Zelt vor Regen geschützt ist. Dazu stellt Schönberg eine leistungsfähige Lautsprecheranlage auf.
Kundgebung könnte zu einem richtigen Bürgerfest werden
Die SPD wird aus einem Zelt Waffeln verkaufen, die CDU Punsch und Glühwein. Auch der Verein Biker fahren für Kinder wird vermutlich sein Zelt aufbauen, andere Akteure sind angesprochen und könnten folgen. „Eine gemütliche Atmosphäre ist wichtig, weil wir wollen, dass die Menschen miteinander und auch mit uns ins Gespräch kommen. Denn von der Basis in der Kommunalpolitik können auch Impulse nach Kiel und Berlin ausgehen, damit die Regierungspolitik besser wird und nicht mehr so viele Menschen aus Frust extreme Parteien wählen“, sagt Rudolph.
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Denn auch in Schwarzenbek ist das Potenzial für Rechtspopulisten durchaus vorhanden. Die AfD ist bei der Kommunalwahl 2023 erstmals in Schwarzenbek angetreten und verfügt über zwei Mandate. „Die Partei ist aber mangels Kandidaten auch nur in wenigen Wahlbezirken angetreten. Hätte sie alle Wahlbezirke besetzt, wäre sie auch hier deutlich stärker geworden“, so Rudolph. Denn die Kernprobleme – wie beispielsweise die Sorge der Menschen vor der zu starken Migration – seien auch in Schwarzenbek spürbar, so der Sozialdemokrat. So werde beispielsweise die Sorge an die Politiker herangetragen, dass es kaum noch bezahlbaren Wohnraum gebe, da die Stadt alle verfügbaren Wohnungen für Flüchtlinge anmiete. „Das sind Themen, an denen wir auch als Kommunalpolitiker arbeiten könnten“, so Rudolph.