Mölln. Die Arbeiten für das Jubiläums-Kindercamp in Mölln laufen auf Hochtouren. Das Demokratieprojekt wird 25 Jahre alt.

Die Kinder kommen erst am Dienstag, 23. Juli, um 14 Uhr. Aber bis dahin herrscht emsige Betriebsamkeit auf dem Gelände des Möllner Luisenbades. 80 ehrenamtliche Helfer errichten auf der Wiese gemeinsam mit Fachleuten von den Vereinigten Stadtwerken, der Abfallwirtschaftsgesellschaft, des DRK und vielen weiteren Akteuren die 13. Stadt der Kinder. An der Abfahrt Mölln Nord von der B 207 gibt es bereits ein Hinweisschild, das Auswärtige nach „Tillhausen“ leitet.

„Erfahrungsgemäß werden wir die letzten Handgriffe und Feinjustierungen wohl noch am Anreisetag um 13.59 Uhr vornehmen, aber wir sind ein eingespieltes Team und werden rechtzeitig fertig. Den größten Teil der Arbeiten nehmen wir mit vielen ehrenamtlichen Helfern am Wochenende vor“, sagt Jens Pechel, Ehrenvorsitzender des Kreisjugendrings, der seit der ersten Stunde von Tillhausen dabei ist – ebenso wie KJR-Geschäftsführer Arne Strickrodt.

Demokratieprojekt Tillhausen: In dieser Stadt haben 300 Kinder das Sagen

Zwei zentrale Wege erschließen das Camp: die Sesamstraße und die Winkelgasse. Von dort gehen die Wohnzelte ab und es geht zu den verschiedenen Arbeitsstätten und zum Rathaus. Für Schulungen, aber auch als Redaktion für den Fernsehsender Till-TV wird das Haus der Landwirtschaft auf der gegenüberliegenden Straßenseite genutzt. Zum Duschen geht es mit Shuttlebussen zu einem nahe gelegenen Sportplatz.

Tillhausen
Sie haben es erfunden: Arne Strickrodt und Jens Pechel sind von Anfang an bei dem Demokratieprojekt Tillhausen dabei. Die Stadt der Kinder gibt es seit mittlerweile 25 Jahren, wird alle zwei Jahre im Luisenbad aufgebaut. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Zu tun gibt es reichlich, bis die 300 Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren kommen: 70 Zelte müssen aufgestellt werden, in denen die 300 Kinder wohnen werden. Außerdem sind 150 Betreuer unterzubringen. Dazu kommen eine Aktionsfläche mit Zirkuszelt, die große Feldküche des DRK-Kreisverbandes und die Sanitäranlagen. „Früher hatten wir Dixi-Toiletten. Da gab es aber zahlreiche Beschwerden von den Bürgerinnen und Bürgern von Tillhausen. Deshalb haben wir jetzt mobile Toilettenwagen“, erläutert Arne Strickrodt. Die drei Wagen sind bereits da. Sie müssen aber noch an Wasserversorgung und Kanalisation angeschlossen werden. Das übernehmen Techniker von den Vereinigten Stadtwerken, die seit Beginn der Stadt der Kinder mit dabei sind.

Enge Kooperation mit der Stadt Mölln macht Stadtspiel erst möglich

„Wir haben von Anfang an eine enge Kooperation mit der Stadt. Der damalige Bürgermeister Wolfgang Engelmann hat das Projekt sehr stark unterstützt. Wir haben hier sogar einen eigenen Hydranten“, sagt Jens Pechel. Deshalb gab es auch nie ernsthafte Überlegungen, das Stadtspiel an einem anderen Ort als im Luisenbad auszurichten. Das Stadtspiel Stormini aus dem Kreis Stormarn ist nach dem Vorbild von Tillhausen entstanden, wird im Gegensatz dazu aber jährlich ausgerichtet und tourt durch den Kreis. Es wird aber immer an Schulen angedockt, um die dortige Infrastruktur zu nutzen und es ist kleiner.

Tillhausen
Jetzt gibt es auch Strom für die 300 Kinder und 150 Betreuer: Florian Hensel (v. l.) und Jan Henning von den Vereinigten Stadtwerken schließen einen Schaltkasten an, der Tillhausen mit Elektrizität versorgt. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

„Bei uns gibt es wenig Flächen, die groß genug sind. Außerdem haben wir offiziell Stadtrechte und eine Stadt zieht nicht um“, betont Jens Pechel. Im Jahr 2011 hatte der damalige Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU), selbst ein gebürtiger Möllner, Tillhausen das Stadtrecht verliehen. Ein großer Vorteil ist, dass das Gelände komplett eingemessen ist und jeder Helfer genau weiß, was wo aufgebaut werden soll. Das gewährleistet einen reibungslosen Ablauf und einen schnellen Auf- und Abbau.

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Wasser marsch: Jens Pechel (v. l.) vom Kreisjugendring testet gemeinsam mit Torben Stamer und Meik Saedler von den Vereinigten Stadtwerken die Wasserversorgung für Tillhausen. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Aber auch für das Einchecken der 300 Gäste ist minutiös geplant. „Es gibt drei Zeitslots ab 14 Uhr am kommenden Dienstag. Geparkt wird kurzzeitig beim Haus der Landwirtschaft, es gibt auch eine Drop-Zone vor dem Eingang. In einer Stunde sind alle Teilnehmer eingecheckt und die Krankenkarten erfasst“, so Arne Strickrodt. Die Krankenkarten sind notwendig, falls ein Kind während des Aufenthalts verletzt wird oder erkrankt. Ärzte und Sanitäter sind in Tillhausen vor Ort.

In den Zelten kommt es auf Gruppendynamik und Altersstruktur an

Auch die Verteilung der Kinder auf die Zelte, die für acht Personen ausgelegt sind, steht bereits fest. „Das haben wir vorher alles auf Flipcharts geplant und dabei die Wünsche der Teilnehmer sowie die altersmäßige Zusammensetzung der Zeltbewohner berücksichtigt. Es ist nicht sinnvoll 14-Jährige und Achtjährige in einem Zelt zusammenzulegen. Das passt einfach nicht“, so Pechel.

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Bis zum 1. August haben die Kinder dann das Sagen in Tillhausen. Für das leibliche Wohl der Jungen und Mädchen sowie für die 150 Betreuer sorgen die Feldköche vom DRK-Kreisverband um Stefan Fehrmann. Sonderwünsche gibt es auch. „Wir haben Vegetarier und Veganer. Das wird vorher angemeldet, genau so wie Allergien. Damit können wir umgehen. Das ist kein Problem“, sagt der Feldkoch. Immerhin muss sein Team in den zehn Tagen jeweils 450 Mittagessen und täglich die gleiche Zahl an Frühstücken und Abendessen zubereiten. Eine große Herausforderung, aber auch ein wertvolles Training für die Feldköche, damit sie in einem Katastrophenfall die Helfer versorgen können.

Während des Camps ist das Luisenbad auch mit eingeschränkter Fläche für Besucher geöffnet. Nur am Sonntag, 28. Juli, bleibt es wegen einer Schwimm- und Strandveranstaltung für die Tillhausener geschlossen.