Geesthacht. Die alte ist viel zu klein. Geesthachter Ausschuss macht nun den Weg frei. Aber wo wird gebaut? Warum die Zeit drängt.

Ortswehrführer Jan Andersen fiel am Donnerstagabend, 4. Juli, um 19 Uhr ein schwerer Stein vom Herzen. Nach der Sitzung des Geesthachter Ausschusses für Bau, Feuerwehr und Katastrophenschutz steht fest: „Seine“ Feuerwehr Grünhof-Tesperhude bekommt eine neue Wache. Auch wenn noch nicht klar ist, wo. Auf jeden Fall nördlich der Bundesstraße 5 wird es sein – und dicht dran an der Hauptstraße. „Entscheidend ist, dass es weitergeht“, sagte der Hauptbrandmeister erleichtert.

Denn die Zeit drängt, darauf hatte insbesondere die CDU bereits im vergangenen Jahr verwiesen. Die Planungen befinden sich im Wettlauf mit der Fortschreibung des neuen Regionalplans. Der legt den Rahmen fest für die Entwicklung für mindestens 15 Jahre. Das Land setzt auf Nachverdichtung innerhalb bestehender Siedlungsflächen, nicht auf eine weitere Expansion in unbebautes Gelände. Eine Grenze für die Bebauung bei Grünhof nach Norden hin ist die B5.

Feuerwehr: Die Wehr in Grünhof-Tesperhude bekommt eine neue Feuerwache

Und genau dieser Sprung soll noch vollzogen werden, indem Planungsfakten geschaffen werden, bevor dies nicht mehr möglich ist. Denn die Chance, südlich der B5 ein geeignetes Grundstück zu finden, wird nicht gesehen. „Die einzige sinnvolle Möglichkeit für eine neue Feuerwache ist nördlich der B5“, hatte CDU-Ratsmitglied Markus Gehring aus Grünhof im November festgestellt. Er ist selbst Feuerwehrmann.

Dass ein Neubau nötig ist, darüber gab es im Ausschuss keine zwei Meinungen. „Was die Feuerwehr braucht, kriegt die Feuerwehr“, befand etwa Christoph Hinrichs (BfG). So sahen es auch die anderen. Das Votum der Stadtverwaltung für die Einleitung eines Bauleitplanverfahrens zur Schaffung von Baurecht fiel einstimmig aus. Die derzeitige Wache mit 55 Aktiven und 25 Mitgliedern aus der Jugendfeuerwehr entspricht nicht mehr modernen Standards.

Die alte Wache ist so klein, dass ein neues Löschfahrzeug tiefer gelegt werden musste

Im Jahr 1973 zog die Wehr an der Grünhofer Straße ein. Eine Scheune, die vorher auf dem Grundstück gestanden hatte, war 1969 vollständig abgebrannt. Das vormalige Gerätehaus der am 9. Mai 1932 gegründeten Ortswehr hatte sich direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite befunden.

Die Wache ist so klein, dass der letzte motorisierte Zuwachs tiefergelegt werden musste. Das Löschgruppenfahrzeug 10 hätte sonst nicht ins Gerätehaus gepasst. Normal ist eine Wagenhöhe von 3,30 Metern, die Grünhofer Variante misst nur 3,15 Meter. Die Martinshörner wurden vom Dach an die Stoßstange verlegt, auf den Einbau von Dachkästen wurde ganz verzichtet.

60 Einsätze fallen durchschnittlich pro Jahr an

Das ist ärgerlich. Dass aber die private Kleidung der Feuerwehrleute räumlich nicht von benutzter Einsatzkleidung getrennt werden kann, ist sogar gesundheitsgefährdend. Eine Trennung ist vorgeschrieben, kontaminierte Einsatzkleidung erhöht das Risiko des sogenannten Feuerkrebses, einer Krebserkrankung, die durch giftige Stoffe entstehen kann. Zudem gibt es zu wenig Parkraum.

Und: Die aktuelle Wache liegt mitten in einem Wohngebiet. Das sorge immer wieder mal für Ärger mit Anwohnern, berichtet Jan Andersen. 60 Einsätze fallen jährlich im Schnitt für die Wache an, die bei Alarm zu jeder Tages- und Nachtzeit ausrückt.

Keine Möglichkeit, Neubau auf städtischen Flächen umzusetzen

Auch die Nacharbeiten im Anschluss an die Rückkehr zur Wache sind zum Teil zeitaufwendig – und manchmal geräuschintensiv. Zum Beispiel, wenn nach einem Sturmeinsatz knatternde Kettensägen für den nächsten Einsatz gereinigt werden.

Bereits 2023 hatte die Stadtverwaltung über mögliche Standorte einer neuen Feuerwehrgerätehalle für die Feuerwehr in Grünhof-Tesperhude beraten. Auf städtischen Flächen gäbe es keine Möglichkeit, eine entsprechende Maßnahme umzusetzen.

Die finanziellen Mittel werden für den Haushaltsplan 2025 beantragt

„Das Flächenangebot eines Privateigentümers wurde im Rahmen einer Bauvoranfrage geprüft und Ende April 2024 negativ beschieden. Im weiteren Verfahren ist es möglich, auf der angebotenen Fläche oder auf alternativen Flächen von privaten GrundstückseigentümerInnen durch Bauleitplanverfahren das Baurecht für die Errichtung einer neuen Feuerwehrgerätehalle zu schaffen“, heißt es detailliert zum Antrag der Stadtverwaltung im Ausschuss, für den die Verwaltung die politische Zustimmung benötigte. Die Mittel hierfür seien für den Haushaltsplan 2025 zu beantragen.

Vor Monaten war bereits ein Privatgrundstück nördlich der Bundesstraße am Gülzower Weg gegenüber dem Steinberg ins Auge gefasst worden. Ob es sich weiterhin um dieses Grundstück oder ein anderes handelt, das die Stadtverwaltung favorisieren könnte, blieb offen. Konkrete Nachfragen wären nur in einem nicht öffentlichen Teil beantwortet worden, stellte Dagmar Poltier von der Fachbereichsleitung Umwelt und Bauen klar. Darauf wurde dann verzichtet.

Hauptbrandmeister Jan Andersen, Ortswehrführer in Grünhof-Tesperhude
Hauptbrandmeister Jan Andersen ist Ortswehrführer in Grünhof-Tesperhude. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Rüdiger Tonn (FDP), der für sich reklamiert, die Anregung zum Neubau vor zwei Jahren anlässlich des Wehrgeburtstages gegeben zu haben, nahm die Geheimniskrämerei mit Humor: „Wir halten es für notwendig, dass die Feuerwehr in Grünhof-Tesperhude sicher und schnell zu den Bränden gelangt. Wo gebaut wird, wird die Verwaltung schon wissen. Wir werden es spätestens dann erfahren, wenn das Gebäude dort steht“, sagte der vormalige langjährige Ausschussvorsitzende.

Auch Jan Andersen ist zufrieden, er hofft auf einen Bau an der Hauptstraße: „Das ist das Wichtigste: Wir wären dann günstig an der Verkehrsachse gelegen und können schnell in alle Richtungen“, sagt er. Zudem sei man dann von der Elbe nicht viel weiter weg als bisher. Die Wehr verfügt über einen Anhänger und ein Boot für Rettungseinsätze auf dem Fluss.

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Für ihn gab es ein zweites positives Ereignis im Ausschuss. Seiner Wahl zum stellvertretenden Geesthachter Gemeindewehrführer wurde vom Ausschuss zugestimmt. Als letztes Gremium muss jetzt noch die Ratsversammlung kommende Woche ihr Okay geben, dann ist er für die nächsten sechs Jahre im Amt. Was die Feuerwehr will, bekommt sie auch – bei der finalen Bestätigung seiner Wahl dürfte es nicht anders sein.