Geesthacht. Garageneinfahrt blockiert? Unbefugte auf dem Firmenparkplatz? Ein Start-up verspricht Hilfe. Einsätze gab es auch im Lauenburgischen.
Viele Geschäftsleute und auch manche private Grundeigentümer kennen das Problem: Falschparker nutzen unberechtigt Firmenparkplätze oder blockieren mit ihrem Auto eine Grundstückseinfahrt. Wer dann einen Abschleppdienst ruft, muss die Kosten vorstrecken und diese beim Falschparker eintreiben, was mit großem Aufwand verbunden ist. Abhilfe kann die Parknotruf-App schaffen.
Nutzer können über die App Falschparker auf ihrem Grund melden. Die Fahrzeuge werden dann abgeschleppt, und um den Zahlungsverkehr kümmert sich das Unternehmen Parknotruf GmbH aus Kiel. Auch in Geesthacht, Schwarzenbek und Lauenburg nutzen bereits Menschen die App. Kein Wunder, Falschparker gibt es viele, fallen in den Innenstädten doch immer mehr Stellplätze weg.
App Parknotruf hilft Grundstückseigentümern gegen Falschparker
Die Idee für die App hatten Nicole Frömming, Paul Struck und Lutz Schröder, da deren Parkplatz immer wieder illegal genutzt wurde. „Wir haben dann Zettel an die Scheibe geklebt, die Falschparker selbst zugeparkt und irgendwann auch abschleppen lassen“, erzählt Frömming. Das sei allerdings nervenaufreibend gewesen, und habe auch Probleme verursacht, das Geld für das Abschleppen von den Falschparkern erstattet zu bekommen. Die Geschäftsidee war geboren.
Nutzen kann die App jeder, der seine Parkfläche oder den eigenen Grund registriert. Dies können nicht nur Privatpersonen tun, sondern auch Supermärkte, Krankenhäuser oder Schulen. Dabei kann der Dienst nicht nur genutzt werden, wenn Falschparker auf dem eigenen Grundstück stehen. Auch wenn mittelbar der eigene Grund betroffen ist, kann der Parknotruf getätigt werden. „Wenn zum Beispiel meine Garageneinfahrt blockiert ist, ist das auch möglich“, erklärt Frömming.
„Inzwischen können wir über die Ausreden von Falschparkern ein Buch schreiben“
Um den Dienst, den es in mittlerweile rund 140 Kommunen in Deutschland gibt, anbieten zu können, kooperiert Parknotruf mit örtlichen Abschleppunternehmen, an die die Aufträge per App gesendet werden. Dafür müssen Nutzerinnen und Nutzer zwei Fotos vom illegal abgestellten Fahrzeug hochladen. Das Abschleppunternehmen setzt das Fahrzeug dann um oder transportiert es zum Betriebshof. Den Verwaltungsvorgang samt Eintreiben der Kosten beim Verursacher übernimmt das Kieler Start-up.
Anzeigen wegen Diebstahls sollen vermieden werden
Parknotruf kooperiert nach eigenen Angaben so gut es geht mit den örtlichen Behörden. „Wir wollen vermeiden, dass Anzeigen wegen Autodiebstahls geschrieben werden müssen“, sagt Frömming. Wissen die Behörden Bescheid, können die Fahrer der abgeschleppten Autos aufgeklärt werden, wenn sie ihr Fahrzeug nicht mehr vorfinden.
Dass ein Auto am Ende abgeschleppt wird, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. „Falschparken hat viele Gesichter“, wie Nicole Frömming es ausdrückt. Dies könne das bewusste falsche Abstellen des Wagens sein, da man schnell in die Dönerbude möchte, aber auch wochenlanges, unbewusstes Falschparken. „Inzwischen können wir über die Ausreden von Falschparkern ein Buch schreiben“, sagt sie.
Die Erfahrung des Gründer-Teams reicht inzwischen so weit, dass es bei der Entwicklung von Parkkonzepten beteiligt wird. An vielen Orten würden nämlich Parkflächen aufgelöst – zum Beispiel für Fahrradstraßen –, aber kein Ersatz geschaffen. „Häufig wird erst gehandelt und dann darüber nachgedacht, wie das Parkplatzproblem gelöst werden kann“, sagt Frömming.
Unternehmen erhält eine Marge vom Abschleppdienst
Gedeckt ist das Parknotruf-Angebot übrigens durch den Paragraphen 858 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Dieser besagt, dass derjenige, der auf fremden Grund parkt, eine „verbotene Eigenmacht“ begeht. Auch wenn der Stellplatz nur gemietet oder gepachtet ist, gilt man als Besitzer und darf im Wege der Selbsthilfe das fremde Fahrzeug entfernen lassen.
„Wir prüfen den Verstoß auf jeder Ebene“, versichert Nicole Frömming. Dies tue man auch, da vor einigen Jahren in Hamburg ein Abschleppunternehmen rigoros gegen Falschparker vorgegangen sei und diesen fast schon „aufgelauert“ habe. „Das hat damals viel verbrannte Erde hinterlassen“, weiß die Geschäftsführerin.
Für Nutzer der App ist die Registrierung und auch die Nutzung kostenlos. Und wie verdient das Unternehmen dann mit dem Prinzip? Für Abschleppunternehmen gibt es Ortstarife, erklärt Frömming. Als Auftraggeber erhalten die App-Gründer dann eine Marge des Abschlepppreises. „Wir können also keine Fantasiepreise aufrufen“, sagt sie. Das müsse vor Gericht schon standhalten.
Parknotruf: Im Lauenburgischen rund 300 Einsätze gegen Falschparker
Deutschlandweit sind in der App zwischen 130.000 und 140.000 Flächen registriert, auch in Geesthacht, Schwarzenbek und Lauenburg. Bereits seit 2022 ist der Dienst nämlich auch im Kreis Herzogtum Lauenburg verfügbar. Seitdem wurden rund 300 Vorfälle gemeldet.
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Wie Nicole Frömming es schildert, soll die App noch weiterentwickelt werden: Auch Verwarngelder sollen dann erhoben werden können, ohne dass Autos direkt abgeschleppt werden. Auch die Vermietung von privaten Parkflächen soll bald über die App möglich sein. Schließlich brauche es bei immer mehr zugelassenen Fahrzeugen auch neue Konzepte, damit die Autos irgendwo abgestellt werden können.