Trittau. Prestigevorhaben steht auf der Kippe. Politiker müssen jetzt schnell entscheiden, weil der Förderzeitraum 2025 endet.

Bekommen die Trittauer eine neue Mehrzweckhalle oder verschwindet das Projekt nach Jahren der Planung wieder in der Schublade? Das ist die spannende Frage, die es zeitnah zu klären gilt, denn jeder weitere Monat ohne Entscheidung verteuert die Kosten für das Prestigevorhaben um sage und schreibe 127.000 Euro. So zumindest lautet die Einschätzung des Architekten Andreas Voßgrag, der in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses die modifizierte Entwurfsplanung vorgestellt hat.

Denn die Baukosten steigen nicht nur immens, es ist auch kein Umkehrtrend absehbar. Das führt nach Angaben des Architekten dazu, dass die Kostenschätzung von 8,45 Millionen Euro aus dem vorigen Jahr längst keine Gültigkeit mehr hat. „Die tatsächlichen Baukosten müssen aus heutiger Sicht mit elf bis 13 Millionen Euro angenommen werden“, so Voßgrag. Und damit sind in einer Größenordnung angelangt, die die Gemeinde zumindest nach der bislang gültigen, übereinstimmenden Einschätzung der politischen Vertreter nicht stemmen kann.

Mehrzweckhalle Trittau: Kostenexplosion trotz abgespeckter Pläne

Wie berichtet, ist die marode Dreifeld-Tennishalle an der Großenseer Straße schon lange Gegenstand der Diskussion. Mitte 2019 wurde beschlossen, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, die im Februar 2020 vom damaligen Planungsbüro MK2 Architekten im Bau- und Umweltausschuss vorgestellt wurde. Darin wurden sowohl die Möglichkeit eines Abrisses und Neubaus der Halle als auch einer Sanierung inklusive Umbau näher beleuchtet und dafür ein Kostenrahmen von rund 3,4 Millionen genannt.

Die Entscheidung der politischen Vertreter fiel aus wirtschaftlichen Erwägungen zugunsten eines Umbaus und einer Erweiterung des Bestandsgebäudes aus. Für die Anmeldung des Vorhabens beim Bundesprogramm zur Förderung „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ wurde eine Projektskizze erstellt und im Oktober 2020 eingereicht. Darin heißt es: „Neben der Sportnutzung sollen auch gelegentliche andere Nutzungen in der Mehrzweckhalle ermöglicht werden, für die es in Trittau und Umgebung bisher kaum geeignete Veranstaltungsorte gibt.“ Konkret genannt wurden „Theater, Konzert, Kino, Empfänge mit mehr als 100 Besuchern“.

Ausschussmitglieder suchen nach Auswegen aus der Kostenfalle

Bei den ortsansässigen Vereinen wurde der Bedarf an derartigen Räumlichkeiten abgefragt. „Es lässt sich festhalten, dass im Allgemeinen größere Räumlichkeiten benötigt werden“, heißt es zu dem Ergebnis der Befragung im Protokoll. Im September 2021 beschloss die Gemeindevertretung die Sanierung und Erweiterung der Dreifeld-Tennishalle zur Mehrzweckhalle. Doch damit war das letzte Wort noch lang nicht gesprochen.

Denn bei der Vorstellung der Vorplanung im Februar 2022 konfrontierte Andreas Voßgrag den Bau- und Umweltausschuss mit neuen Zahlen: Die sogenannte große Lösung mit allen von der Gemeinde gestellten Anforderungen setzte er bei 12,5 Millionen Euro an, seine Kostenschätzung für die alternative kleinere Lösung, bei der auf den zweigeschossigen Vorbau verzichtet und die Hallenfläche reduziert wurde, lag bei 8,5 Millionen Euro. Mit so hohen Summen hatten die Ausschussmitglieder offensichtlich nicht gerechnet.

CDU und SPD befanden beide Varianten als zu teuer und favorisierten eine Minimallösung für eine rein sportliche Nutzung. Im Mai desselben Jahres beschließt der Bau- und Umweltausschuss „die Fortführung der Planung in Form eines Neubaus einer für Schulsport geeigneten Zweifeldhalle und eines Sportlerheimes“. Von der Idee einer Versammlungsstätte haben sich die Politiker zu dem Zeitpunkt bereits verabschiedet. Für die ganz kleine Lösung sind sie bereit, etwa 6,2 Millionen Euro auszugeben. Doch schon wenige Monate später ist klar: Die Kosten sind auf 8,45 Millionen gestiegen und liegen damit etwa auf dem Niveau der früheren kleinen Lösung, die wesentlich mehr geboten hätte.

Wegen Ende des Förderungszeitraums gilt ein straffer Zeitplan

Architekt Andreas Voßgrag sagt: „Wir haben im Lauf der Zeit schon mehrere Wendungen gemacht. Wenn wir jetzt erneut etwas an dem Konzept ändern, muss man beim Projektträger Jülich anfragen, ob es überhaupt noch förderfähig ist und die Zusage über 1,5 Millionen aufrechterhalten wird.“ Die Entwurfsplanung habe sich verzögert, weil das Planungsbüro für die Haustechnik mittlerweile pleite gegangen sei. Voßgrag hatte mehrere Vorschläge in petto, wie die Kosten noch auf rund 10,2 Millionen Euro gesenkt werden könnten. Inzwischen sei der Entscheidungsdruck gewaltig angestiegen. „Es ist dramatisch, jeden Monat verliert man mehr als 100.000 Euro, das flutscht nur so unter der Tür durch.“

Zudem gehe er von einer 18-monatigen Bauzeit aus, der Förderzeitraum gehe bis Ende 2025. Mit dem Abbruch der alten Halle müsse man Mitte 2024 starten, daher müsse der Bauantrag spätestens im November dieses Jahres vorliegen. Auf Anregung aus den Reihen der Grünen stellte die Bürgergemeinschaft Trittau (BGT) schließlich den Antrag, das Vorhaben nicht weiterzuverfolgen. Nach Ansicht des Fraktionsvorsitzenden Peter Sierau seien die Kosten nicht tragbar. Der Antrag wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt. Angenommen wurde hingegen der Antrag der CDU, das Thema zunächst noch einmal in den Fraktionen zu diskutieren. Es soll bei der nächsten Sitzung des Finanz- und Wirtschaftsausschusses am 4. Juli erneut beraten werden. Die Entscheidung über die Fortführung des Vorhabens wird in der Gemeindevertretung am 13. Juli erwartet.