Trittau. Bau- und Umweltausschuss diskutiert Kosten und Nutzung der geplanten Mehrzweckhalle. SPD bringt überraschend neuen Antrag ein.
Trittau hat fast alles, was eine Gemeinde dieser Größenordnung haben kann: Jede Menge Supermärkte, Sportstätten, ein Jugendzentrum, eine Bibliothek, die größte Diskothek im Umkreis, Natur und vieles mehr. Wer in Trittau wohnt, findet so gut wie alles vor Ort. Was fehlt, ist eine Kulturstätte, die Kapazitäten für größere Veranstaltungen hat. Die Wassermühle mit etwas über 100 Plätzen und das Minitheater der Trittauer Laienspieler mit 63 Plätzen sind dafür nicht geeignet. Ein Grund, warum sich die Politik statt der dringend sanierungsbedürftigen Dreifeld-Tennishalle an der Großenseer Straße einen Mehrzweckbau mit echtem Mehrwert für alle Bürger gewünscht hat. Doch der steht jetzt auf dem Prüfstand.
Varianten weisen Kostendifferenz von vier Millionen auf
Grund ist ein Antrag der SPD-Fraktion in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses. Dort hat der Lübecker Architekt Andreas Voßgrag zwei Gebäudevarianten vorgestellt. Die Kosten für die sogenannte große Lösung bezifferte er auf 12,5 Millionen Euro, die abgespeckte Variante schlägt mit 8,5 Millionen Euro zu Buche. Zuvor hatte das Architekturbüro im Oktober ein erstes Konzept präsentiert. Darin wurden alle von der Gemeinde vorgegebenen Nutzungswünsche berücksichtigt. Doch von der Höhe der mit der ersten Vorplanung einhergehenden Kostenschätzung waren die Ausschussmitglieder völlig überrascht. Kein Wunder, hatte eine erste Kostenschätzung eines anderen Planbüros im September 2020 eine Summe von 3,36 Millionen Euro ergeben.
Also erhielt Voßgrag den Auftrag, eine neue Vorplanung – die kleine Lösung – zu erarbeiten. Beide Modelle entsprechen der Mehrfachnutzung für kulturelle Veranstaltungen, Sport und Schulsport. Für das Vorhaben erhielt die Gemeinde einen vorläufigen Bewilligungsbescheid für einen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro aus dem Fördertopf des Bundesprogramms zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur.
Voriges Jahr waren sich Politik und Verwaltung noch einig
Dazu äußerte sich Bürgermeister Oliver Mesch im März des vorigen Jahres im Abendblatt wie folgt: „Mit den 1,5 Millionen Euro aus Berlin und insgesamt 3,6 Millionen Euro wird viel Geld in Trittau investiert. Auf diese Weise können wir neuen Platz schaffen, der dringend gebraucht wird.“ Viele Veranstaltungen seien bislang nicht möglich gewesen, weil es keinen geeigneten Raum für mehr als 100 Besucher gegeben habe, so Mesch.
Doch dafür sieht die SPD offensichtlich gar keinen Bedarf. Laut ihrem Antrag soll die Planung „auf Basis einer dritten ganz kleinen Lösung“ fortgesetzt werden. Zulasten der Kultur, denn es geht darum, bei der Sanierung der Drei-Feld-Tennishalle den Zweck als „als Halle zur rein sportlichen Nutzung“ umzuschreiben.
„Schulen würden die Halle nur im Notfall für Sport nutzen“
Thies Grothe (SPD) begründet den Antrag so: „Wir wollen an diesem Standort die Nutzung für den Vereins- und Breitensport sowie den Schulsport si-cherstellen. Ein akzeptables Kosten-Nutzen-Verhältnis für eine umfangreiche Sanierung hin zu einer Mehrzweckhalle mit den vorgelegten Kapazitäten „sehen wir für Trittau schlicht nicht“. Die Gemeinde brauche eine sach- und kostengerechte Lösung im Sinne der Bürger, „keine Wolkenkuckucksheime oder gar eine ,Trittauer Elbphilharmonie‘“, so Grothe.
Das sahen Grüne und Bürgergemeinschaft Trittau (BGT) jedoch ganz anders. Peter Sierau (BGT) sagte: „Die Schulen würden die Halle nur im Notfall nutzen.“ Die BGT finde die kleine Lösung sehr reizvoll, da sie dem entspreche, was in Trittau entstehen solle, und Platz für bis 500 Besucher biete. Ulrike Plorin (Grüne) stimmte zu: „Die meisten Ansprüche sind erfüllt, ich finde die kleine Lösung vom Plan her gut gelungen.“
Vorschlag: Toilettenwagen für Veranstaltungen anmieten
Ulf Zingelmann (CDU) schlug vor, durch den Einsatz mobiler Toilettenwagen bei Veranstaltungen die Kosten zu drücken. Das wiederum brachte Sabine Paap auf den Plan, die von dieser Vorstellung gar nicht entzückt war. Sie sagte: „Ein Toilettenwagen bei Veranstaltungen geht gar nicht, da können wir die Leute gleich aus Trittau weggraulen.“ Sie erinnerte die Anwesenden daran, dass man sich einig gewesen sei, sich für eine Mehrzweckhalle einzusetzen.
Weil sich die Diskussion im Kreis drehte, brachte es Detlef Ziemann (Grüne) auf den Punkt: „Ich kann doch nicht von der Finanzierung ausgehen nach dem Motto ich greife mir eine Summe und sehe, was ich dafür kriege.“ Es gebe nur zwei Möglichkeiten: eine dreigeteilte Nutzung für TSV, Schulsport und Kultur – „dann schauen wir, wie wir das finanzieren können“ – oder man müsse sehen, worauf man verzichten könne. Für den Schulsport gebe es sicher eine andere Lösung als eine Gemeindehalle.
Beschluss lautet, sich auf sportliche Nutzung zu fokussieren
Bürgermeister Oliver Mesch sagt: „Es gibt es ohne Zweifel einen großen Bedarf für mehr Kultur und Veranstaltungen in Trittau.“ Aber hier sei zunächst der kulturelle Gestaltungswille der Fraktionen gefragt. „Sonst baut man eine schöne Hülle ohne Inhalt.“ Die Politik solle sich zunächst erarbeiten, „wie nach ihren Vorstellungen Kulturarbeit in Trittau überhaupt aussehen soll“.
Ob das der Fall sein wird, ist fraglich. Mit den Stimmen von CDU und SPD wurde beschlossen, den Fokus der Planung auf die sportliche Nutzung zu legen. Das Architektenbüro soll dazu einen neuen Entwurf vorlegen.