Bad Oldesloe. Warum die geplanten Neubauten längst überfällig sind und wo sie laut aktuellem Konzept entstehen sollen.

Der Kreis Stormarn plant in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen in seine Rettungswachen. Aktuellen Erhebungen zufolge werden die vorgeschriebenen Hilfsfristen derzeit nur in zwei von insgesamt sechs Versorgungsbereichen eingehalten. Dazu gehören das Umfeld von Reinbek mit 93,58 Prozent und das von den beiden Rettungswachen in Bargteheide abgedeckte Terrain mit 90,96 Prozent. Nun soll die gesamte Infrastruktur durch vier Neubauten erheblich aufgewertet werden. Auch, um im Konkurrenzkampf um Personal innerhalb der Metropolregion Hamburg besser bestehen zu können.

Gutachten bestätigt notwendige Aufrüstung der Flotte

„Der Rettungsdienst des Kreises weist seit Jahren ein Investitionsdefizit im Bereich der Rettungswachen auf“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage für die jüngste Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses unverblümt. Die vorhandenen Gebäude seien zum Teil „stark mängelbehaftet“ und würden die Anforderungen des Arbeitsschutzes in der gültigen Fassung längst nicht mehr erfüllen.

So sind die Rettungswachen im Kreis Stormarn momentan verteilt.
So sind die Rettungswachen im Kreis Stormarn momentan verteilt. © HA Grafik | Frank Hasse

„Die Bestandswachen sind in die Jahre gekommen und waren in ihrer Dimensionierung an einem Personalschlüssel orientiert, der längst überholt ist“, erklärt Ralf Timmermann, Geschäftsführer des Rettungsdienst-Verbunds Stormarn (RVS) und der kreiseigenen Rettungsdienst Stormarn gGmbH (RDS). Inzwischen gebe es nicht nur zusätzliche Raum-, sondern auch Stellplatzbedarfe für die Aufrüstung der benötigten Fahrzeugflotte, das sei gutachterlich belegt.

„Kostspielige Provisorien“ sind bereits ausgereizt

Allein die aktuellen Einsatzzahlen würden das Investment schon rechtfertigen, zumal sie Jahr für Jahr stiegen, so Timmermann. Hinzu kämen die Effekte des demografischen Wandels. „Die Menschen werden immer älter. Und mit dem Alter steigt eben auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie Rettungsdienste in Anspruch nehmen müssen“, so Timmermann.

Durch den Aufbau neuer Rettungsdienstkapazitäten wurden bereits Interimslösungen nötig. Allerdings sind auch die zum Teil „kostspieligen Provisorien“ inzwischen ausgereizt. Den gestiegenen Bedarf hat neben den Krankenkassen als Hauptkostenträger nun auch die Kreispolitik anerkannt. Durch den Bau neuer Rettungswachen soll der Mehrbedarf abgebildet werden samt vorausschauender Erweiterungsoptionen.

Stemwarde bekommt größte Rettungswache im Kreis

Den größten Aufschlag plant die Kreisverwaltung im Barsbütteler Ortsteil Stemwarde. Auf einem rund 8500 Quadratmeter großen Areal am Ortseingang, östlich der Kreisstraße 80, soll auf einer Grundfläche von 2892 Quadratmetern die größte Rettungswache des Kreises entstehen, zuständig für ganz Südstormarn mit den Städten Reinbek und Glinde sowie den Großgemeinden Oststeinbek und Barsbüttel. Die bestehende am Krankenhaus Reinbek soll zwar erhalten, die in Neuschönningstedt aber aufgegeben werden.

„In der neuen Wache in Stemwarde sollen einmal vier Rettungswagen, ein Notarztwagen, ein Verlegungsfahrzeug und bis zu zwölf Krankenwagen sowie ein Zentrallager stationiert werden“, erläutert Timmermann das Konzept. Sind in der alten Rettungswache Stemwarde derzeit 48 Frauen und Männer im Einsatz, werden es nach Fertigstellung des Neubaus bis zu 77 sein.

Wache in Trittau versorgt auch Kommunen im Herzogtum

„Nach dem Erwerb dieser Präferenzfläche, die bislang noch landwirtschaftlich genutzt wird, geht es nun darum, möglichst schnell Baurecht zu schaffen“, sagt Andreas Rehberg, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Gefahrenabwehr der Kreisverwaltung. In Trittau sei man da schon einen Schritt weiter. Dort werde der bislang gültige Bebauungsplan bereits bearbeitet, so Rehberg.

Während die Bestandswache in der Rausdorfer Straße erhalten bleibt, die auch Teile des Herzogtums Lauenburg wie die Ortschaft Basthorst mitversorgt, ist eine weitere an der Gadebuscher Straße/Unterer Ziegelbergweg geplant. Hier sollen künftig drei Rettungswagen und bis zu 35 Einsatzkräfte stationiert werden.

Interimslösung in Bargteheide besteht in einem Carport

In Bargteheide wird eine neue Rettungswache am Westring/Jersbeker Straße geplant. Auf einem rund 3500 Quadratmeter großen Grundstück will die Stadt allerdings auch eine neue Polizeiwache bauen. Nach Abendblatt-Informationen birgt diese Konstellation allerdings kein größeres Konfliktpotenzial, da beide Vorhaben auch vollkommen unabhängig voneinander umgesetzt werden könnten. Lediglich eine gemeinsame Zufahrt ist bislang erwogen worden.

„An diesem Standort wollen wir die beiden bisherigen Wachen an der Freiwilligen Feuerwehr und im Gewerbegebiet Langenhorst zusammenführen“, berichtet Timmermann. Gerade die Wache im Carl-Benz-Weg sei eine der Interimslösungen, für die es absehbar eine deutliche Verbesserung geben sollte. „Unsere Fahrzeuge stehen dort in einem Carport, die Räume befinden sich in einem ehemaligen Schulungszentrum“, so Timmermann. Am Westring soll künftig Platz für vier Fahrzeuge und bis zu 42 Rettungskräfte sein.

Wie bereits berichtet muss auch die Bestandswache im Reinfelder Gewerbegebiet dringend ertüchtigt werden. Da der Kreis bereits Eigentümer des Grundstücks ist, soll dort auch neu gebaut werden. Deshalb sucht er nun eine Übergangslösung für zwei Fahrzeuge und das Personal.

„Idealerweise sollten alle Neubauten in einem einheitlichen Modulsystem errichtet werden, orientiert an den gültigen DIN-Normen“, sagt Ralf Timmermann. Er freue sich aber, dass die Kreispolitik bereits signalisiert habe, gegebenenfalls notwendige Mehrkosten zu übernehmen. „Wir stehen hier in einem harten Wettbewerb um gutes Personal. Da müssen unsere Bauten eine gewisse Aufenthaltsqualität haben, um konkurrenzfähig zu sein“, machte Gerd Prüfer (SPD), bislang Vorsitzender des Sozialausschusses, deutlich.