Glinde. Aufbruchstimmung: TSV Glinde besetzt vakante Schlüsselposition. Eine Dauerlösung soll das aber nicht sein.
Das ging fix: Nur vier Wochen nach dem überraschenden Rücktritt von Joachim Lehmann hat der TSV Glinde, mit rund 2700 Mitgliedern der viertgrößte Sportverein im Kreis Stormarn, einen Nachfolger gefunden für die Position des ersten Vorsitzenden. Geschäftsführer Carsten Henning wird mit noch mehr Macht ausgestattet. Das ist das Ergebnis eines Treffens der Vorstandsetage mit den Abteilungsleitern. Dem Gremium gehören damit demnächst wieder sechs Personen an.
Bevor der 41-Jährige das Amt übernimmt, dauert es noch eine Weile. Er muss auf der Mitgliederversammlung gewählt werden, was allerdings nur eine Formalie ist. Terminiert ist diese noch nicht. Henning bestätigt, dass er gebeten wurde, in Personalunion zu wirken. Eine Dauerlösung ist das keineswegs. „Ich mache es nur für zwei Jahre, das ist so abgesprochen.“ Andere Menschen wollten die ehrenamtliche Tätigkeit nicht ausüben. Mit der Kombivariante ist der TSV in der Vergangenheit gut gefahren. Lehmann war viele Jahre parallel Geschäftsführer und Vorstandschef.
Vereinsvorstand hatte Erklärungsbedarf gegenüber der Politik
Wie berichtet, hatte es zwischen den beiden Männern Differenzen gegeben. Lehmann warf seinem Nachfolger im Hauptamt unter anderem mangelnde Kommunikation vor und äußerte seine Verärgerung in direkten Gesprächen sehr deutlich. Seine Vorstandskollegen fanden die Art und Weise unangebracht, forderten den 67-Jährigen auf, sich Gedanken über einen Rücktritt zu machen. Sie stellten sich damit auf die Seite von Henning. Wegen fehlender Rückendeckung schmiss der Senior hin. Das sorgte natürlich für Unruhe, der TSV schweigt zu den Streitigkeiten – zumindest in der Öffentlichkeit. Das ist nachvollziehbar, schließlich hat Lehmann große Verdienste. In einer kurzen Pressemitteilung dankte man ihm für das Engagement. Erklärungsbedarf hatte die Vereinsführung indes gegenüber der Politik. Vor Kurzem waren Vertreter aller Fraktionen geladen.
Es heißt, beim TSV herrsche jetzt Aufbruchstimmung. Man sei geschlossen auf einer Linie, richte den Blick in die Zukunft. Auf seiner Homepage hat der Verein einen Beitrag mit der Überschrift „Neue Vorwärtsstrategie“ verfasst. Zu lesen ist unter anderem das: „Der TSV Glinde hat in den letzten Monaten zahlreiche Änderungen und Modernisierungsmaßnahmen erarbeitet, die auch vereinsintern intensiv diskutiert wurden. Die Vereinsführung ist zuversichtlich, dass diese Maßnahmen erheblich zur Gesundung der Finanzen sowie zu einer zukunftsorientierten und modernen Führung des Vereins beitragen werden.“ Details sollen auf der kommenden Mitgliederversammlung genannt werden.
Bebauungsplan soll dem TSV Glinde Wachstum ermöglichen
Der Sportverein hat in den nächsten Jahren erheblichen Modernisierungsbedarf auf seiner Anlage. Das Gelände ist im Eigentum der Stadt und per Erbpacht bis 2081 abgegeben. Gebäude abreißen und ersetzen darf man nicht, weil kein Bebauungsplan existiert. Das will die Politik nun ändern und dem TSV Wachstum ermöglichen, jüngst fasste sie den Aufstellungsbeschluss. Im ersten Schritt lässt die Kommune Gutachten zu Lärm und Verkehr anfertigen. Die Ergebnisse haben Einfluss auf die künftige Gestaltung des Areals, vielleicht müssen Sportplätze versetzt werden wegen der Nähe zum Wohngebiet. Ob der ungeklärten Situation hat der TSV laut Henning noch keine Prioritätenliste erstellt.
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In diesem Jahr werden laut dem Geschäftsführer lediglich Sanierungen am alten Sportlerheim mit Umkleidekabinen und einer Hausmeisterwohnung vorgenommen: sowohl innen als auch außen. Das kostet rund 15.000 Euro. „Wir haben eine Förderung beantragt, im Sommer sollen die Arbeiten erledigt werden“, so Henning. Der Kunstrasenplatz hat auch schon neun Jahre auf dem Buckel. Die Lebensdauer beträgt in der Regel zwölf bis 15 Jahre. Investitionen sind hier absehbar. Der Verein schafft Rücklagen für solche Projekte, muss aber weiterhin Schulden abbauen. Rund 800.000 Euro sind es aktuell. Der Bau eines Hotels mit Tanzsportzentrum in den 1990er-Jahren geriet zum Desaster und hätte beinahe in den Konkurs geführt. Der Gebäudekomplex wurde veräußert, mehr als 800 Mitglieder traten aus.
Ferienreise auf die Rügeninsel Ummanz im August ist abgesagt
Die Altlasten schränken den Handlungsspielraum ein. Gerade hat die Stadt die Rückzahlung eines Darlehens für drei Jahre ausgesetzt. Parteienvertreter wollen dem TSV auch künftig bei größeren Projekten helfen. Ein solches wurde zum Beispiel 2022 mit dem Umbau des Kellers im Vereinsheim für die Box-Abteilung umgesetzt. Kosten: rund 200.000 Euro. Neben einer Lüftungsanlage und besserer Beleuchtung wurde ein Boden wie in einer herkömmlichen Sporthalle verlegt. Unter der Regie von Henning, der seit August 2023 Geschäftsführer ist, hat man das Angebot um den Trendsport Darts erweitert. Trainiert wird immer dienstags und donnerstags um 19 Uhr. „Nach den Sommerferien werden wir eine Sparte gründen“, sagt Henning. Außerdem gebe es drei neue Rehaofferten. „Zuletzt hatten wir bis zu 50 Personen auf einer Warteliste.“ Nicht zu vergessen der Hip-Hop-Kreis für Sieben- bis Zehnjährige.
Beliebt sind seit jeher die Ferienreisen, an denen auch Menschen mit Behinderung teilnehmen. In diesem Jahr sollte es im Sommer auf die Rügeninsel Ummanz gehen. Organisiert hatte die Freizeitfahrten Lehmann, dazu vor Ort das Programm gestaltet. Doch der ist nun weg, der Urlaub im August damit geplatzt. Der Verein hat keinen Ersatz mit profunden Kenntnissen im Bereich der Inklusion gefunden und die angemeldeten Personen vergangene Woche über die Absage informiert.